Zum 1. Januar 2026 führt Kasachstan ein neues Steuergesetz ein, das den landesweiten Mehrwertsteuersatz von 12 auf 16 Prozent anhebt. Es ist die erste Erhöhung seit über einem Jahrzehnt – und Teil einer größeren Reform, mit der die Regierung das Steuersystem modernisieren, digitalisieren und zugleich sozialer gestalten will.
Zwar steigen damit viele Verbraucherpreise, doch es gibt gezielte Ausnahmen. So gilt etwa für medizinische Produkte und Dienstleistungen im Jahr 2026 ein stark reduzierter Mehrwertsteuersatz von 5 Prozent. Ein Jahr später steigt dieser auf 10 Prozent. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das: lebensnotwendige Medikamente und grundlegende Behandlungen bleiben weiterhin bezahlbar. Darüber hinaus bleiben medizinische Leistungen, die im Rahmen des staatlich garantierten Gesundheitssystems oder der verpflichtenden Sozialversicherung erbracht werden, vollständig von der Steuer befreit. Auch Therapien für sogenannte „orphan diseases“ – also seltene und häufig schwer behandelbare Krankheiten – sowie für gesellschaftlich besonders relevante Krankheitsbilder wie Tuberkulose oder HIV werden nicht besteuert.
Auch der Bildungs- und Kulturbereich wird geschont: In Kasachstan gedruckte Bücher bleiben weiterhin von der Mehrwertsteuer befreit. Für Zeitungen und Zeitschriften gilt künftig ein ermäßigter Satz von 10 Prozent. Trotz dieser Ausnahmen dürfte der neue Steuersatz im Alltag vieler Menschen spürbar sein. Höhere Preise für Lebensmittel, Kleidung und Dienstleistungen treffen vor allem Haushalte mit geringem Einkommen. Die Regierung setzt hier auf gezielte Entlastungen, etwa im Gesundheitsbereich, um soziale Härten abzufedern.
Für Unternehmen wird die Reform ebenfalls bedeutsam. Die Schwelle für die Mehrwertsteuerpflicht sinkt deutlich – von 20.000 auf 10.000 sogenannte MCI (monatliche Recheneinheiten), rund 40 Millionen Tenge. Damit müssen künftig auch kleinere Betriebe Mehrwertsteuer abführen. Gleichzeitig sollen elektronische Rechnungen und vereinfachte Verfahren den Verwaltungsaufwand reduzieren. Landwirte etwa dürfen künftig 80 statt bisher 70 Prozent der Vorsteuer abziehen.
Die Steuerreform ist Teil einer umfassenden Neuausrichtung der kasachischen Finanzpolitik, zu der auch Änderungen bei Einkommen- und Unternehmenssteuern gehören. Kritische Stimmen warnen vor steigenden Verbraucherpreisen und zusätzlicher Bürokratie, während die Regierung betont, dass durch Digitalisierung und gezielte Ausnahmen die Belastung fair verteilt werde.
Wie gut sich die neuen Regelungen in der Praxis bewähren, wird sich 2026 zeigen. Klar ist: Für Unternehmen wie für Verbraucher beginnt eine neue steuerliche Realität – mit mehr Verantwortung, aber auch neuen Spielräumen.