Im Jahr 2024 haben Bürgerinnen und Bürger Kasachstans so viele Schengen-Visa beantragt wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr: Fast 180.000 Anträge wurden gestellt, ein Anstieg von 12,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung unterstreicht die wiedererstarkte Reiselust nach der Pandemie und belegt, dass Europa – allen voran Deutschland – ein äußerst attraktives Ziel für Reisende aus Kasachstan bleibt.

Deutschland führt mit Abstand die Liste der beliebtesten Zielländer an. 45.094 Anträge entfielen 2024 allein auf die Bundesrepublik, das entspricht einem Viertel aller Schengen-Visa-Anträge aus Kasachstan. Dahinter folgen Italien mit rund 15 Prozent und Spanien mit 13 Prozent der Anträge. Nur wenige Kasachstaner stellten Visaanträge für die Niederlande – gerade einmal 20 Anträge wurden dort registriert. Insgesamt rangiert Kasachstan im internationalen Vergleich auf Platz 16 der Länder mit den meisten Visumanträgen für den Schengenraum und macht damit 1,54 Prozent aller weltweit gestellten Anträge aus.

Die Genehmigungsquote lag insgesamt bei über 90 Prozent. Von den 179.645 Anträgen wurden 163.511 bewilligt. Die Zahl der Ablehnungen ist allerdings gestiegen: 16.134 Anträge wurden im Jahr 2024 abgelehnt, was einem Anstieg von rund 13 Prozent entspricht. Auffällig ist, dass Deutschland auch bei den Ablehnungen an der Spitze steht: 6.921 Anträge wurden dort nicht genehmigt. Noch gravierender zeigt sich die Lage in Kroatien, wo mehr als 81 Prozent der Anträge abgelehnt wurden. Bulgarien hingegen war besonders großzügig bei der Vergabe von Visa für Mehrfacheinreisen – mit einer Quote von über 122 Prozent.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Auch wirtschaftlich hinterlässt dieser Trend deutliche Spuren: Die kasachstanischen Antragstellerinnen und Antragsteller gaben im Jahr 2024 insgesamt rund 14,3 Millionen Euro für Schengen-Visa aus, umgerechnet etwa 15,4 Millionen US-Dollar. Davon entfielen allein 1,3 Millionen Euro auf abgelehnte Anträge – also auf Gebühren, die gezahlt wurden, obwohl kein Visum ausgestellt wurde. Seit 2014 summieren sich die Einnahmen der Schengenstaaten aus kasachstanischen Visa-Anträgen auf über 111,9 Millionen Euro.

Die Pandemie hatte die Reisetätigkeit vorübergehend stark eingeschränkt. Zwischen 2020 und 2022 sank die Zahl der Anträge auf durchschnittlich 53.000 pro Jahr. Dennoch blieb Deutschland auch in diesen Jahren das bevorzugte Ziel.

Die Beliebtheit Deutschlands lässt sich mit mehreren Faktoren erklären: Neben familiären und historischen Bindungen spielen wirtschaftliche Kooperationen, Bildungsangebote sowie die kulturelle und touristische Anziehungskraft eine zentrale Rolle. Universitäten, Forschungsinstitute und Austauschprogramme machen Deutschland besonders für junge Menschen aus Kasachstan interessant. Hinzu kommt, dass viele Kasachstaner Deutschland als Tor nach Europa sehen, mit guten Verkehrsanbindungen und einem hohen Maß an Sicherheit und Planbarkeit.

Insgesamt zeigt sich: Europa und allen voran Deutschland bleibt für Menschen aus Kasachstan ein begehrtes Ziel, sei es für Reisen, Studienaufenthalte oder geschäftliche Zwecke. Der Anstieg der Visaanträge auf Rekordniveau deutet auf eine zunehmende internationale Mobilität hin – aber auch auf strukturelle Herausforderungen im Umgang mit steigenden Antragszahlen und einer zunehmenden Differenzierung der nationalen Visapolitiken innerhalb des Schengenraums.

aro.

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