Der Aufbau einer auf Innovationen im Produkt- und Technologiebereich basierenden Wirtschaft mit internationalem Anspruch ist nirgendwo eine leichte Angelegenheit. Die damit zusammenhängenden Fragen und Probleme werden hinsichtlich des Erhalts der internationalen Wettbewerbsfähigkeit auch in Deutschland intensiv diskutiert. Obwohl man dort im Vergleich zu Kasachstan bei Innovationsfragen meilenweit voraus ist, gibt es auch in Deutschland kein einfaches Rezept.
Es ist zweifelsohne richtig, dass sich Kasachstan trotz der ungünstigen Ausgangslage das strategische Ziel des Aufbaus einer innovationsbasierten Wirtschaft gestellt hat. Programme staatlicher Organe dazu gibt es genügend, aber Papier ist geduldig. Innovationstätigkeit ist vom Anfang bis zum Ende mit einer Vielzahl von Schwierigkeiten und Problemen gespickt, von denen die meisten objektiver Natur sind. So ist es zum Beispiel schwierig vorauszusagen, ob es gelingt, ein Produkt zu entwickeln, das beim Käufer auch ankommt.
Typischerweise treten die meisten Probleme am Anfang und am Ende eines im Durchschnitt acht Jahre dauernden Innovationszyklusses auf. In der Anfangsphase geht es um das Finden innovativer Ideen, die meist von unzufriedenen Kunden indirekt vorgegeben werden, am Ende des Zyklusses sind es die Probleme des Vermarktens innovativer, oftmals beim Verbraucher nicht bekannter oder nicht ankommender Erzeugnisse. Die Beobachtungen der Praxis zeigen, dass die übergroße Mehrzahl der von den Produzenten als innovativ eingeschätzten Erzeugnisse bei den potentiellen Kunden nicht als solche wahrgenommen werden und folglich schnell wieder aus dem Angebot verschwinden.
Nun liegt für Kasachstan erstmalig eine qualifizierte Analyse der Ursachen vor, weshalb die bisherigen Innovationsprojekte nicht ausreichend wirkten. Die Untersuchung wurde für die ersten neun Monate des „Programms der beschleunigten industriell-innovativen Entwicklung der RK“ erhoben. Überraschenderweise werden in der Untersuchung nicht die weltweit typischen Probleme der Innovationstätigkeit benannt, sondern Finanzprobleme. Das ist verwunderlich, weil diese Probleme am Anfang eines Innovationszyklus, wo es um das Generieren und labormäßige Erproben von Ideen geht, gewöhnlich noch keine große Rolle spielen. Jedenfalls können hierzulande nach Bewertung der Experten viele Projekte nicht fertiggestellt werden, weil nicht genügend Finanzmittel bereitstehen.
Andererseits ist das auch nicht so verwunderlich wenn man weiß, dass der speziell zur Finanzierung der Generierung und Erprobung von Ideen gebildete Innovationsfonds Mühe hat, seine Mittel sinnvoll und zweckentsprechend auszugeben. Das ist dadurch bedingt, dass ganz einfach zu wenig finanzierungswürdige Ideen da sind. So bezieht sich die Klage hinsichtlich fehlender Finanzen weniger auf wirkliche innovative Projekte als auf die Fertigstellung größerer Industriebauten. Diese sind notwendig, jedoch zum großen Teil eher der industriellen Entwicklung und weniger der innovativen Aufgabenstellung des oben genannten Programms zuzuordnen.
Als Fortschritt ist auf jeden Fall zu vermerken, dass der Problemkreis Absatz und fehlendes qualifiziertes Personal in den 33 insgesamt benannten Problemfeldern im oberen Mittelfeld auftaucht und nicht mehr unter „ferner liefen“. Nun sollen die erkannten Problembereiche auf einer Sitzung des Koordinierungsrates der Regierung behandelt werden. Hoffentlich werden dazu auch die Akteure jeder Innovationstätigkeit – die Unternehmer und Manager – eingeladen.