Alle vier Jahre kommt der „Volksrat der Deutschen der Kirgisischen Republik“ zu einem Kongress zusammen. Mitte Juni traf er sich zum 11. Mal.

Was hat der „Volksrat der Deutschen der Kirgisischen Republik“ in den vergangenen vier Jahren erreichrt? Am 16. Juni 2018 kamen die Deutschen Kirgisistans bereits zum 11. Mal in Bischkek zu einem Kongress zusammen. Besprochen wurde die Tätigkeit des Volksrats der vergangenen vier Jahre und die weitere Entwicklung der deutschen Gesellschaft bis 2022. Außerdem fanden die Wahl des Vorsitzenden und der Mitglieder des Volksrates der Deutschen der Kirgisischen Republik statt.

Migration als Herausforderung

Der Volksrat will die deutsche Identität, die Kultur und Sprache in Kirgisistan bewahren. Die deutsche Botschafterin in Kirgisistan, Monika Iwersen, betonte auf dem Kongress, welchen wichtigen Beitrag der Volksrat zum Erhalt der der deutschen Sprache in dem Land leiste. Meliss Mamadalijew vom kirgisischen Außenministeriums sagte: „Der Beitrag der Deutschen im sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich ist sehr bedeutend. Kirgisistan verfolgt eine zielgerichtete Politik zur Unterstützung nationaler Minderheiten. Die deutsche Diaspora ist mit ihrem reichen Kulturerbe und dem historischen Besitz ein integraler Bestandteil unseres Landes.”

Valeri Dill erklärte in seiner Rede, dass die Entwicklungen der vergangenen Jahre in Kirgisistan positiv für die deutsche Minderheit gewesen seien. „Die Deutschen benutzen ihre Muttersprache ohne Angst, behalten ihre Bräuche und Traditionen bei. Sie fühlen sich gleichberechtigt.“ Gegründet 1992 als Nachfolgeorganisation der Vereinigung „Wiedergeburt“ organisiert der „Volksrat der Deutschen der Kirgisischen Republik“ die Arbeit der deutschen Minderheit.

Eine Herausforderung für diese Arbeit ist die Emigration der  Bevölkerung. „Die Zahl der Deutschen ist aufgrund ihrer massenhaften Auswanderung rückläufig. Laut der Volkszählung von 1989 gab es damals 101.302. Die Deutschen waren die drittgrößte nationale Gruppe in Kirgisistan. Derzeit leben noch 8.403 Deutsche hier. Mehr als 90 Prozent der deutschen Bevölkerung haben Kirgisistan verlassen“, so Dill. Trotzdem denke man über den Bau von Kindergärten und die Unterstützung von Schulen mit vertieftem Deutschunterricht nach. „Wir hoffen weiterhin, dass wir eines Tages eine technischen Hochschule gründen können“, sagte Dill. „Wir haben viele Pläne in den Bereichen Gesundheit, Handel, Bankwesen und Ernährung.“

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Erfolge in der Jugendarbeit

Die Referentin für Jugendarbeit, Iuliia Gert, berichtete über die Tätigkeit des „Deutschen Jugendverband in Kirgistan“. Dessen Hauptaufgabe ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Sprach- und Kulturarbeit sowie die Pflege internationaler Partnerschaften. „Anfang 2018 haben wir vom Bildungsministerium die Lizenz für das Bildungszentrum „Deutsch ohne Grenzen“ erhalten. Am 23. Mai wurde die „Deutsche Fußballschule in Kirgisistan“ eröffnet und Anfang Juni gab es das erste Fußball-Sprachlager am Issyk-Kul-See“, fasste Gert die Erfolge ihrer Arbeit zusammen. Ein neues Projekt des Jugendverbandes wird der „Internationale Jugendaustausch“ sein, bei dem sich Jugendgruppen aus Kirgisistan und Deutschland treffen und austauschen sollen.

Seit 2016 besteht zudem eine Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen. In deren Rahmen nahmen Vertreter des Jugendverbandes an Seminaren und Trainings des ifa in Deutschland und Russland teil, erhielten Stipendien für Deutschlehrer, und absolvierten Hospitationen im Kultur- und Jugendbereich in Deutschland oder in anderen Minderheitenverbänden.

Neue Projekte, alte Gesichter

Die Generaldirektorin der „Deutschen Stiftung für humanitäre Hilfe“, Rita Kolesnikowa, stellte die Tätigkeit der Stiftung vor, deren Ziel es ist, die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der deutschen Minderheit in Kirgisistan zu fördern und bedürftigen Menschen zu helfen. Die Stiftung stelle Nahrungsmittel, Medikamente und Beratungshilfe zur Verfügung, sagte sie.

Am Ende des Kongresses wählten die Delegierten den 23-köpfigen Vorstand des Volksrats sowie dessen Vorsitzenden. Valeri Dill, der seit 1992 im Amt ist, wurde erneut bestätigt. „Die Deutschen Kirgisistans bleiben ein Bindeglied zwischen den beiden Staaten. Wir sind dem kirgisischen Volk dankbar, dass wir hier eine neue Heimat finden konnten, und danken auch dem deutschen Volk, dass uns stets unterstützt hat“, sagte Dill zum Abschluss.

Bektur Atambaev

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