Zu Beginn des zwölften UN-Klimagipfels in Kenias Hauptstadt Nairobi forderten Politiker und Umweltorganisationen verstärkte Anstrengungen zur Stabilisierung des Weltklimas. Ein Thema mit dem sich die Kommentatoren der deutschen Tagespresse beschäftigen. Die Meinungen gehen weit auseinander. Der Kritik an der Ineffektivität des Kyoto-Protokolls sowie der Aufforderung, den Kimawandel als unabwendbar zu begreifen, stehen auch hoffnungsvollere Stimmen gegenüber.
MANNHEIMER MORGEN
„Die UN-Konferenz in Nairobi hat nicht einmal ein Mandat, um über einen neuen Klimaschutzvertrag zu verhandeln. Dabei ist schon das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll, dessen Abschluss zehn Jahre benötigte und dem sich die USA als weltgrößter Luftverpester standhaft verweigern, ein zahnloser Tiger. Es sieht die Senkung der Treibhausgasemissionen um fünf Prozent unter das Niveau von 1990 vor. Nötig wären Experten zufolge aber 80 Prozent bis 2050, um die Katastrophe aufzuhalten. In Nairobi wird wieder viel geredet werden. Ergebnisse sind kaum zu erwarten. Die Erde heizt sich derweil weiter auf.”
NORDBAYERISCHER KURIER (Bayreuth)
„Noch mehr als in der Wirtschaft gilt die Kategorie des Globalen in der Klimapolitik. Abgeholzte Regenwälder am Amazonas oder der Raubbau an der Natur im boomenden China sind keine inneren Angelegenheiten, sondern betreffen unmittelbar die ganze Welt. Deutschland, auch Europa allein, kann die Klimakatastrophe nicht verhindern. Aber helfen, sie auf ein erträgliches Maß abzumildern – und dabei womöglich sogar mit dem Export von Umwelttechnik verdienen. Bei aller Düsternis der Klimaprognosen: Es gibt Hoffnung, wenn rasch gehandelt wird.”
OSTSEE-ZEITUNG (Rostock)
„Oft sind es nur regional begrenzte Katastrophen. Ihre globalen Auswirkungen sind meist nur Wissenschaftlern bewusst. Das macht es so schwer, die Gefahren des Klimawandels allen Bürgern klar zu machen. Doch es setzt ein Umdenken ein – sogar in der Wirtschaft. Ölmultis wie BP entdecken alternative Energien. Der Weltkonzern General Electrics gibt sich ein grünes Image. Finanzstarke US-Pensionsfonds investieren nur noch dort, wo ökologisch produziert wird. Und selbst das ‚Schmuddelkind’ China will jetzt weltgrößter Produzent von Wind- und Solarenergie werden. Es ist kein Gutmenschentum, was hinter dem Kurswechsel steckt. Es geht um Geld und neue Märkte, die der Klimaschutz bietet.”
ESSLINGER ZEITUNG:
„In erster Linie mildern Maßnahmen wie die Reduzierung der Treibhausgase den Klimawandel aber nur ab, aufzuhalten ist er nicht mehr. Das müssen die Entscheidungsträger berücksichtigen. Maßgebend ist daher auch, wie auf Auswirkungen wie Dürren, Überschwemmungen oder neue Krankheiten reagiert wird. Solche Überlegungen dürfen in Nairobi nicht ausgeklammert werden.”
Deutsche Soldaten im Ausland
Die Ankündigung des Verteidigungsministers Franz Josef Jung, bereits im kommenden Jahr die deutschen Soldaten stufenweise aus Bosnien abziehen zu wollen, rief in der deutschen Presselandschaft eine Diskussion über das Für und Wieder von Auslandseinsätzen der Bundeswehr hervor.
LAUSITZER RUNDSCHAU (Cottbus)
„Mit den Fragezeichen hinter dem Verbleib in Bosnien ist Jung durchaus seinem Amt gerecht geworden. Denn Soldaten sind nur in Ausnahmefällen die besten Helfer in Krisensituationen. Und sie sind es vor allem nur für begrenzte Zeit. Sie haben die Mittel für schnelle Interventionen, und sie sind gut genug ausgerüstet, um nötigenfalls auch eine Waffenruhe zu erzwingen. Sie sind kein Ersatz für Polizisten oder Entwicklungshelfer. Die aber werden in Bosnien viel eher gebraucht als die Streitkräfte der Bundesrepublik.”
MÄRKISCHE ALLGEMEINE (Potsdam)
„… in der Sache darf bezweifelt werden, dass Verteidigungsminister Jung mit seiner Einschätzung zur vermeintlich stabilen Lage in Bosnien Recht hat. Muslime, Serben und Kroaten werden dort derzeit von Radikalen repräsentiert, und Polizeikräfte, die die internationalen Truppen ersetzen könnten, sind einstweilen nicht in Sicht. Auch diente das Bosnien-Kontingent bisher als Reserve für die Einheiten im Kosovo. Gerade dort stehen im Zuge der Statusgespräche aber noch heikle Momente bevor.”