Mama Panič, die aus Jugoslawien stammende Mutter meiner Freundin Eleonore, wünscht mir von ganzem Herzen einen Mann. Tja, wer wünscht sich das nicht? Aber für Mama Panič ist das noch viel wichtiger, damit sie mich gut versorgt weiß, sich keine Sorgen mehr um mich machen muss usw.
Da sie mir nicht nur eine fürsorgliche Mutter ist, sondern auch eine treue Freundin und weise Ratgeberin, bespreche ich mit ihr jeden Schritt und Ausgang. Zur Zeit ist das ein einziges Hü und Hott in unserer Gefühlswelt, da sie mitleidet. Ah, ein Rendezvous, ach wie schön! Ach, doch nicht, verheiratet mit Kind, nein, wie blöd!
Jedes Mal ist es ein anderes Hindernis, das zwischen mir und der Partnerschaft steht, eine Systematik lässt sich trotz eingehender Analyse und Evaluation nicht erkennen, der rote Faden bleibt das Nichtzustandekommen. Aber irgendwelche Schlussfolgerungen braucht man, damit man weiterarbeiten kann.
Mama Panič wertet das Misslingen so aus, dass zum Teil die Männer schuld sind, weil sie komisch seien, starke Frauen scheuen, seltsame Wünsche hätten, dies sei das schwierigste Alter auf Seiten der Männer. Zum Teil sieht sie die Ursache bei mir, dass ich zu streng und wählerisch sei, zu lange zögere und zaudere, anstatt mich einfach mal für jemanden zu entscheiden. Da sie nicht nur wortgewaltig ist, sondern auch tatkräftig helfen will, sie aber bei den Männern nicht viel ausrichten kann, übernimmt sie nun ihre Rolle als Mentorin und Coach.
Gestern hat sie mich vor meinem Date mit handfesten Anweisungen ausgestattet, wie ich mir den Mann erobern soll. Und zwar so: „Du gehst schön freundlich und locker in die Verabredung, Probleme lässt du sein, Männer mögen keine Probleme! Pass auf, dass du den richtigen Moment erwischst! Der Mann muss unsicher sein, darf sich nicht konzentrieren, dann schnappst du zu und machst kurzen Prozess! Du musst schneller sein! Dann gibt es kein Trallala, es wird geheiratet und fertig! Nicht lange „wackeln“ (fackeln meint sie)! Dann gibt es ein schönes kleines Fest, noch nicht sofort die Hochzeit, erst mal nur Verlobung, mit Kaffee und Kuchen, ist ja auch schön. Dann backen wir eine Torte, es wird geheiratet und dann ist Ende! Und wenn es dann doch nichts ist, lässt du dich scheiden! Sagst du: Du gehst mir auf die Nerven! Fertig!“ Ist das Meisterstück der Eheschließung geschafft, darf man jedoch nicht auf der faulen Haut liegen und so tun, als wäre damit alles erledigt. Immer auf der Hut sein und nicht zu viel preisgeben, lautet die Devise. Es sei sehr wichtig, dass der Mann nicht „Molly Molly“ macht und der Frau nicht „Piep sagt“! Er muss laut Mama Panič immer unsicher bleiben und darf nicht merken, was die Frau empfindet. Bloß nicht verwöhnen! Nicht „Kusch Kusch“ machen. Das geht ihm auf die Nerven. Blumen und Geschenke soll er gar nicht erst anschleppen, damit verrät er, dass er fremdgegangen ist.
Insgesamt sei es aber schwer, als intelligente Frau einen intelligenten Mann zu finden. Dann gibt es immer Machtkämpfe. Als intelligente Frau muss man sich dümmer stellen, sonst fühlt sich der Mann dumm und stellt dummes Zeug an. Besser eigentlich, man ist dumm, dann heiratet man einen anderen Dummen. Kommen noch blöde Kinder dazu, ist die Familie glücklich!
So, jetzt kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen.
Julia Siebert
05/12/08