Gerichte wie Borschtsch, die obligatorische Kohlsuppe Schtschi oder auch die berühmten Teigtaschen Piroggen kennt man vielleicht noch aus der russischen Küche. Aber dann hört es oft schon auf. Beim „großen Buch der russischen Küche“ ist der Name Programm. Die Vielfalt der russischen Küche wird ausführlich beleuchtet, begleitet von einem Überblick über die Geschichte der kulinarischen Genüsse in Russland. Das Kochbuch bietet einen hervorragenden Einstieg für alle, die sich näher mit der russischen Küche befassen möchten.
/Bild: Kathrin Justen. ‚Das große Buch der russischen Küche: Kulinarische Vielfalt und nützliche Tipps.’/
Pelmeni sind russische Ravioli, die Gurke in allen Variationen ein beliebtes Gemüse. Dies sind nur zwei Fakten über die Küche Russlands, von denen das „große Buch der russischen Küche“ noch viele mehr zu bieten hat. Dabei bleibt es nicht beim reinen Küchenwissen, oder wussten Sie, dass die russischen Zaren ihre Festmähler gerne sechs bis acht Stunden ausdehnten? Oder dass die Idee des Nacheinanderservierens von Speisen eine russische Tradition ist?
Übersichtliche Gliederung
Diese und noch viele weitere Details erfährt der Leser im einleitenden Teil des Buches. Er wird mitgenommen auf einen Parforceritt durch die Jahrhunderte. Russische Geschichte und russische Küche werden dabei miteinander verwoben. Begleitet wird der Geschichtsteil von Exkursen, die die wichtigsten Lebensmittel der russischen Küche vorstellen. Dazu zählen Weißkohl, Fleisch und die Kartoffel. In den folgenden drei Kapiteln, die sich konkret mit den Gerichten auseinandersetzen, wird der „beliebten russischen Küche“, den „traditionellen Gerichten der russischen Küche“ und der „orthodoxen Küche“ ausreichend Platz eingeräumt.
Eine passende Ergänzung zu den Kochanleitungen bieten die großen Farbfotos, die Lust aufs Kochen machen. Zu fast jedem Rezept gibt es Erklärungen und Zusatzinformationen. Handelt es sich einmal nicht um ein original russisches Gericht, so findet man diesen Hinweis auch direkt. Dass die Namen der Gerichte zweimal aufgeführt werden, einmal auf Deutsch und einmal auf Russisch in lateinischen Buchstaben, bietet dem Leser die Möglichkeit, die Originalbezeichnung kennen zu lernen.
Kochen für Fortgeschrittene?
Die Hauptaufgabe eines Kochbuchs besteht nun allerdings darin, Rezepte zu erklären und anschaulich darzustellen, um den Leser zum Nachkochen zu motivieren. Auch dies ist in diesem Buch mehrheitlich gelungen, nur bei manchen Beschreibungen scheint es, dass der Leser besser schon Vorkenntnisse in Sachen Kochen mitbringen sollte. So ist beispielsweise die Bezeichnung „bis das Fleisch gar ist“ für viele Leute zu unkonkret. Man möchte ja am Ende weder rohes noch zähes Fleisch auftischen.
Was in dem Buch, trotz aller Information ein wenig zu kurz kommt, ist die moderne russische Küche. Gibt es sie beziehungsweise welche neuen Entwicklungen gibt es in diesem Bereich, die die traditionellen Gerichte weiter verändern? Und welchen Einflüssen aus anderen Regionen und Ländern ist die russische Küche ausgesetzt, oder eben nicht? Das wären spannende Fragen, die die Richtung zeigen würden, in die sich die russische Küche aktuell entwickelt.
Die orthodoxe Küche
Besonders ungewöhnlich, aber sehr interessant am „großen Buch der russischen Küche“ ist dagegen der dritte Rezeptteil, in dem es um die orthodoxe Küche in Russland geht. Ein zweiseitiger Text führt in diesen Spezialteil ein. Darin erfährt man zum Beispiel, dass die russisch-orthodoxe Kirche mehr als 200 Fastentage kennt, wobei Fasten nicht Hungern bedeutet, sondern bewusster Verzicht als Vorbereitung auf den folgenden Festtag.
Insgesamt bietet das Buch einen interessanten, umfassenden und übersichtlichen Blick auf die kulinarische Vielfalt Russlands und gibt viele nützliche Tipps und Erklärungen. Wer gerne kocht, sich für die russische Küche interessiert und dabei begierig auf viel Hintergrundwissen ist, für den ist das Buch auf jeden Fall die Investition wert.
„Das große Buch der russischen Küche“. Übersetzt aus dem Russischen von Christina Brock, 208 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, Leopold Stocker Verlag.