Björn Akstinat ist der Gründer der Organisation Internationale Medienhilfe (IMH) und arbeitet als Autor, Medienberater und Modefotograf. Sein Buch „Besser Leben mit Luther – Luthers Lebensweisheiten“ zeigt den Reformator von einer weniger bekannten Seite.

Herr Akstinat, wie kamen Sie auf die Idee, einen „Lebensratgeber“ von Martin Luther zu verfassen?

Im Jubiläumsjahr der Reformation stößt man in Deutschland nahezu überall auf Martin Luther. Das war für mich, der in eine sehr evangelische Familie hineingeboren wurde, der Anlass, um einmal näher nachzuforschen, was der Begründer des Protestantismus eigentlich so für eine Person war.

Ich hatte schon von einigen Aussagen und Zitaten Luthers gehört, war aber erstaunt, zu wie vielen unterschiedlichen Themen er sich geäußert hat und wie viele Tipps er seinen Fans für den Alltag gab. Ebenso erstaunte mich, dass viele berühmte Sprüche, die ihm zugeschrieben werden, wohl gar nicht von ihm stammen – zumindest nicht bewiesenermaßen.

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Zu diesen Schein-Zitaten gehören beispielsweise „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz“ oder „Wenn ich wüsste, dass morgen der jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!“. Die sind natürlich nicht in meinem Buch.

Wie sind Sie bei Ihrer Recherche vorgegangen?

Es wurden Bücher gewälzt, unzählige Internetseiten durchforstet und einige evangelische Institutionen befragt. Das alles hat mehrere Monate in Anspruch genommen.

Und was hat Martin Luther so als Ratschläge für uns parat?

Verheirateten und verliebten Männern rät er beispielsweise „Man soll Frauen loben, es sei wahr oder gelogen, sie bedürfen‘s wohl.“ Auch mit fettarmer Ernährung befasste er sich und empfiehlt: „Es muss ein magerer Braten sein, da nichts von abtropft.“ Für chronisch Unzufriedene hat er den Tipp „Wer bekommt, was er mag, ist erfolgreich. Wer mag, was er bekommt, ist glücklich!“. Sogar für ehrliche Journalisten hält er den Spruch „Es gehört dazu ein trefflicher Mann, der ein Löwenherz habe, unerschrocken die Wahrheit zu schreiben!“ als Ermutigung bereit. Durch das Lesen des Buches kommt man in gute Stimmung und trübe Gedanken werden vertrieben. Seine Aussage „Unser Herrgott gönnet uns gern, dass wir essen, trinken und fröhlich sind und alle Kreaturen gebrauchen, denn darum hat er sie alle geschaffen“ ist ein Beispiel dafür, wie Luther uns die Zweifel an einem genussvollen Leben nimmt.

Muss man manche Ratschläge mit Humor nehmen? Gelten sie noch 500 Jahre später?

Wenn etwas lustig wirkt, dann ist es weniger der Inhalt seiner Sprüche, sondern eher die Art der Formulierung. „Behalt den Kragen warm, füll nicht zu sehr den Darm“ oder „Lernst du wohl, wirst du gebratener Hühner voll. Lernst du übel, musst du mit der Sau zum Kübel“ sind da gute Beispiele. Oft liest man die Zitate mit großer Ehrfurcht, weil man merkt, dass sie zeitlos gültig sind – also heute wie zu Luthers Zeiten. Einige Sprüche werden dem Leser auch bekannt vorkommen, da sie mittlerweile zum allgemeinen deutschen Sprachschatz
gehören.

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Nach den Ratschlägen zu urteilen: Was war Luther selbst für ein Mensch?

Er stand mitten im Leben und hatte den Kontakt zu den normalen Menschen noch nicht verloren. Mit seinen religiösen Reformen hatte er auch nur eins im Sinn: Er wollte seinen Mitbürgern helfen und sie insbesondere davor bewahren, durch den Ablasshandel der päpstlichen Kirche ihr sauer verdientes Geld zu verlieren. Betrachtet man seine sämtlichen Werke, so kann man sagen, dass er alles andere als „politisch korrekt“ war. Die Lehren der heutigen evangelisch-lutherischen Kirche haben auch nur noch wenig mit den Lehren ihres Gründers zu tun. Das ist unter anderem der Grund dafür, dass den lutherischen Kirchengemeinden in Westeuropa die Mitglieder davonlaufen. Übrigens sagte der Reformator zu seinen Lebzeiten: „…man wolle meinen Namen nicht nennen und sich nicht lutherisch, sondern christlich nennen. Was ist Luther? … Wie käme ich armer stinkender Madensack dazu, dass man die Kinder Christi nach meinem heillosen Namen benennen sollte?“.

Das Interview führte Arne Dettmann.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitung CONDOR (Chile) aus dem IMH-Netzwerk der deutschsprachigen Auslandsmedien.

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