Igor Sachar spricht jeden Tag im Frühstücksfernsehen. Das, was viele dabei verwundert, ist nicht, was er sagt, sondern wie. Denn er moderiert seine Sendung auf Kasachisch.

/Bild: ZAM. ‚Moderator Igor mit Timur Bandischojew.’/

Wenn Igor Sachar mit seinen Freunden spricht, dann wundert er sich manchmal, wieso ihn alle anschauen, als käme er aus einem fernen Land. Irgendwann packt ihn dann meistens einer von ihnen an der Schulter und lacht: „Du sprichst schon wieder Kasachisch – wir verstehen kein Wort.“ Sachar hat minutenlang auf Kasachisch gesprochen – und selbst nichts davon gemerkt. Dass er so leicht zwischen den Sprachen wechselt, ist aber auch sein großer Trumpf.

Denn Igor Sachar ist ein bekannter Fernsehmoderator in Kasachstan. Alle Leute kennen den 24-Jährigen. Er moderiert im größten Fernsehsender des Landes “Chabar” die Morgenshow “Skeset!“, was so viel bedeutet wie “Erfolg!“. Und er ist einer der wenigen russischen Kasachstaner, die auch auf Kasachisch durchs Programm führen.

Sachar begann schon als Kind Kasachisch zu lernen – dank seiner Mutter. Sie schickte ihn in die kasachische Schule, damit er die Sprache seines Landes lernen konnte. „So wurde Kasachisch für mich zur Muttersprache“, sagt Igor. Auch an der Uni studierte er auf Kasachisch – erst wurde er Übersetzer für Englisch und Türkisch, dann studierte er Ökonomie.

Seine Kollegen erzählen, dass er Kasachisch so gut könne, dass er sogar Sprichwörter und geflügelte Ausdrücke verwende, die selbst Kasachen nicht kennen. Und auch die Zuschauer freut sein Einsatz – häufig rufen sie ihn an, und auf der Straße wird er angesprochen, weil er auf Kasachisch moderiert. Vor kurzem hat ihm ein kasachischer Schriftsteller ein Buch geschenkt. Darin die Widmung: „Für Igor Sachar – den Menschen, dessen Herz für das Kasachische brennt“.

Er sei kein Star, sagt Sachar bescheiden, sondern ein gewöhnlicher Mensch. Heute gebe es einige russische Moderatoren, die Kasachisch so gut könnten wie er. Seine Kinder sollen wie er auf eine kasachische Schule gehen, denn sich um die Sprache drücken, das lässt der Moderator nicht gelten: „Jemanden, der sich geniert, auf Kasachisch zu reden, weil er sagt, dass er nicht gut genug spricht, verstehe ich nicht. Diesen Komplex muss man einfach ablegen.“ Noch mehr ärgert es Igor, wenn die Leute ihn verwundert fragen, warum er ausgerechnet Kasachisch gelernt hat: „Wir wundern uns doch auch nicht, wenn Leute Englisch lernen oder Deutsch!“

Dieser Text entstand im Rahmen der V. Zentralasiatischen Medienwerkstatt (ZAM), die in einem gemeinsamen Projekt vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), dem Goethe-Institut Kasachstan und der Deutschen Allgemeinen Zeitung mit dem deutsch-russischsprachigen Jugendportal To4ka-Treff veranstaltet wurde. Eingeladen wurden zehn junge Deutschlerner aus den fünf zentralasiatischen Ländern und fünf junge Journalisten aus Deutschland.

Von Timur Bandischojew

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