Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung Christoph Bergner hat den Russlanddeutschen in Almaty am vergangenen Wochenende einen Besuch abgestattet. Der Politiker sicherte der deutschen Minderheit in Kasachstan seine Unterstützung zu. Mit der DAZ sprach er außerdem über nationales Identitätsgefühl.

Am vergangenen Samstag war das Deutsche Haus in Almaty aus dem Häuschen: Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär Christoph Bergner (CDU), kam zur Stippvisite auf ein Mittagessen mit anschließender Konferenz bei seinen russlanddeutschen Schützlingen vorbei. Bei seinem vierstündigen Aufenthalt im Deutschen Haus lernte der Politiker aus Sachsen-Anhalt allerlei über die Aktivitäten Deutscher in Kasachstan. In teilweise ausdauernden Power-Point-Präsentationen stellten sich vor: Die Assoziation der Deutschen in Kasachstan „Wiedergeburt“ und ihr Vorsitzender Alexander Dederer. Es folgte Alexander Schröder, der Vorsitzende der Deutsch-Kasachstanischen Assoziation der Unternehmer. Besondere Anteilnahme erreichte Schröder mit seinem Bericht über den russlanddeutschen Unternehmer Juri Wegelin, der in die Mühlen der kasachischen Justiz geraten ist. „Dieser Fall ist für uns die Nagelprobe. Wenn wir Wegelin nicht helfen können, schadet das unserem Image“, so der Wirtschaftsmann. Schließlich wurde die Deutsche Allgemeine Zeitung von Olesija Klimenko vorgestellt. Bergner erkundigte sich nach Möglichkeiten, die DAZ auch in Deutschland zu vertreiben. Dieser Vorschlag wurde allerdings als aussichtslos bewertet.
Alexander Dederer, Vorsitzender der „Wiedergeburt“, bedankte sich bei dem hohen Gast: „Ich habe in Ihnen einen echten Freund der Russlanddeutschen kennen gelernt.“ Bergner erwiderte das Lob mit einem Geschenk: „Ich habe Ihnen eine Uhr mitgebracht, damit sie immer wissen, was die Stunde geschlagen hat“, so der Aussiedlerbeauftragte.

Sich zu seiner Herkunft bekennen

Die Stunde schlug schon wieder zur Abfahrt, als Bergner noch einen kurzen Augenblick Zeit für ein Gespräch mit der DAZ fand. Er klärte über die Identität der russlanddeutschen Minderheit auf: „Es handelt sich dabei im Wesentlichen um eine Herkunftsidentität. Die Russlanddeutschen sind vor allem aufgrund ihrer historischen Wurzeln deutsch. Sie sind eine Schicksalsgemeinschaft, die von Stalin vertrieben und entrechtet wurde. Aus diesem Grund sollte die Bundesrepublik den Russlanddeutschen weiterhin ihre Unterstützung zukommen lassen.“ Im selben Atemzug bedauerte der Aussiedlerbeauftragte den Verlust nationaler Identitäten in den westlichen Staaten: „Jeder Mensch sollte sich zu seinen ethnischen Wurzeln bekennen. Von den ganzen Theorien, die das Ende der nationalen Identität verkünden, habe ich nie etwas gehalten. Jede Nation hat einen besonderen Charakter, den es zu bewahren gilt“, so der CDU-Politiker. Auch einen Rat für die Jugend hatte Bergner parat: „Junge Menschen sollten sich zu ihrer Herkunft bekennen. Darin liegt eine stabile Basis für die Bestimmung der eigenen Identität.“ In diesem Zusammenhang äußerte sich der Staatssekretär erfreut über die Arbeit des Vereins der Deutschen Jugend Kasachstans, den er am vergangenen Wochenende ebenfalls besuchte.

Bei seinem Aufenthalt machte Christoph Bergner klar, dass er die Russlanddeutschen nicht im Stich lassen und sich in der Bundesrepublik für die weitere Integration der deutschstämmigen Aussiedler einsetzen werde. In diesem Zusammenhang sprach er sich wiederholt gegen einen von der Bundesregierung eingeführten Sprachtest aus: „Die apodiktische Forderung an russlanddeutsche Familien, einen bestandenen Sprachtest als Voraussetzung für eine Aufnahme in Deutschland nachzuweisen, verkennt wesentliche Aspekte der Entwicklung dieser Volksgruppe.“

Von Christian Lindner

08/09/06

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia