Seit der staatlichen Unabhängigkeit sieht sich Kirgisistans Jugend verstärkt mit Drogenproblemen konfrontiert

Kirgisistans Jugend hat mit gravierenden Problemen zu kämpfen: Drogen, fehlende Aufklärung, AIDS, Alkoholsucht, mangelnde Ausbildung. Wie der Student Ilja Mamutkulow gegenüber Associated Press betont, hat die Regierung die Demonstranten „richtig wütend gemacht». Es war die Perspektivlosigkeit, die viele junge Menschen auf Bischkeks Straßen trieb.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 wurde Kirgisistan zum ersten Mal in seiner Geschichte ein eigenständiger Nationalstaat. Plötzlich stand die damalige Sowjetrepublik ohne jegliche Unterstützung da, denn Russland wollte die armen Republiken des Südens nicht weiter subventionieren. In den ersten Jahren suchten die Kirgisen nach einer eigenen, nationalen Identität. Die Umstellung von Plan- zu  Marktwirtschaft zog eine schwere Wirtschaftskrise nach sich. Das führte zu niedrigen Einkommen und zur hohen Arbeitslosigkeit. Fast 60 Prozent der Kirgisen leben, nach Schätzungen der UNO, unterhalb der Armutsgrenze. Drogenhandel, Vetternwirtschaft, diverse ethnische Konflikte und religiöser Fundamentalismus bedrohen die Stabilität in Kirgisien. Viele ethnische Gruppen leben in Kirgisistan: Usbeken, Russen, Ukrainer, Tadschiken. Wegen zunehmender Diskriminierung, die Russen und Deutsche in Kirgisistan erfahren haben, sind sie größtenteils ausgewandert.

Die Rolle der Frau ist in Kirgisistan auf die Familie festgelegt. Während Frauen in der Sowjetunion arbeiten konnten, herrscht heute vor allem auf dem Lad wieder das Patriarchat. Neue Probleme sind hinzugekommen: Zwangseheschließungen, häusliche Gewalt und Frauenhandel.

Vor allem die kirgisische Jugend wird mit Drogen und der daraus resultierenden HIV/AIDS-Gefahr konfrontiert. Fast die Hälfte der Bevölkerung sind junge Menschen und diese sind besonders gefährdet. Die Präsenz der Drogen auf der ehemaligen Seidenstraße und mangelnde Aufklärung über die Gefahren stellen eine ständige Bedrohung für die Jugendlichen dar. Dabei unterstützt Kirgisistan, im Gegensatz zu anderen Staaten, diverse internationale Organisationen im Kampf gegen HIV/AIDS. Doch ein wirkliches Bewusstsein für die Ansteckungsgefahr existiert noch lange nicht. Die überwiegend muslimische Bevölkerung erschwert die Arbeit der Aufklärer, für sie verdirbt sexuelle Aufklärung die Jugend. HIV-positive Menschen in Osteuropa und Zentralasien werden als Kriminelle behandelt, Homosexuelle und Drogenkranke werden ausgestoßen. Die Jugend weiß kaum etwas über die Probleme und die Gefahren der Krankheit. Obwohl die absolute Zahl der HIV/AIDS-Infizierten nicht hoch ist, sind die Wachstumsraten mit über 1000 Prozent in letzten vier Jahren mehr als besorgniserregend. Dazu ist die wirkliche Zahl der Infizierten fünf bis zehnmal so hoch wie die offiziellen Zahlen. Viele Experten sehen in Zentralasien dieselbe Entwicklung der Immunschwäche aufkeimen wie in Afrika Anfang der 80er Jahre.

In Zentralasien sind 80 Prozent der Infizierten aktive Drogenabhängige. Wo früher Seide ihren Weg von Asien nach Europa nahm, werden heute Drogen auf die Reise in den Westen geschickt. Die Kuriere sind zum Teil arme Jugendliche, die sonst keine Arbeit finden und den Karrieren der Drogenbosse nacheifern möchten.

Es ist wie ein Teufelskreis: in einer armen Familie geboren, hat man fast keine Chance auf eine gute Ausbildung. Ohne Ausbildung fehlen die Arbeitsmöglichkeiten und Karrierechancen. Dann sehen die Jugendlichen teilweise keinen anderen Ausweg aus der Armut als mit Drogen zu handeln. In Zentralasien kann man schneller und teilweise billiger an Drogen heranzukommen als an Alkohol, obwohl Alkoholmissbrauch auch unter Jugendlichen ein großes Problem darstellt.

Angesichts all dieser Probleme ist es nicht verwunderlich, wieso junge Menschen auf die Straßen gingen und für ihre Rechte auf gute Ausbildung und Perspektiven protestierten. Bleibt zu hoffen, dass die neue Regierung sich auch der Probleme der Jugendlichen annehmen wird.

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia