Ein Gespräch mit dem Bischof der Diözese der Heiligen Dreifaltigkeit in Almaty über die Geschichte der katholischen Kirche in Kasachstan sowie über die Beziehungen zu anderen Glaubensgemeinschaften
DAZ: Henry T. Howaniec, Sie sind von Nationalität her Pole und haben früher in den USA gelebt. Wie kommt es, dass gerade Sie in der Diözese Almaty Bischof geworden sind?
Henry T. Howaniec: Geboren bin ich in Chicago. Meine Eltern waren polnische Emigranten. Ich wurde als Franziskaner vor 49 Jahren zum Priester in den USA geweiht. Dann war ich 25 Jahre lang Ordensgeneral der Franziskaner in Rom. Danach bat ich darum, an einem besonderen Projekt zu arbeiten. Wir haben damals beschlossen, Priester nach Russland und Kasachstan zu schicken, dorthin, wo es bereits katholische Kirchengemeinden gab und wo bereits Franziskaner arbeiteten. So sind am Anfang einige von uns nach Sankt Petersburg in Russland und dann auch nach Kasachstan gegangen. Anfangs habe ich als Vikar gearbeitet, dann aber als Administrator einer Pfarrei. 1998 wurde ich zum apostolischen Administrator in Almaty ernannt und im Jahre 2004 schließlich zum Bischof geweiht.
DAZ: Wie lange gibt es schon die katholische Kirche in Almaty, wer arbeitet hier und worin besteht die Tätigkeit Ihrer Mitarbeiter?
Howaniec: Die katholische Kirche ist seit etwa 30 Jahren in Kasachstan anwesend. Hier waren Priester aus verschiedenen Laendern tätig: aus der Ukraine, aus Litauen, Polen, Italien und der Slowakei. Im Franziskaner-Kloster befindet sich auch eine Klinik. Der Arzt, De Go Kim, hat eine an die Tradition angelehnte, medizinische Ausbildung in Korea erworben. Auf dem Pfarreigelände gibt es überdies eine Armenküche, in der viermal in der Woche Essen an Bedürftige ausgegeben wird.
DAZ: Der vor kurzem verstorbene Papst Jochannes Paul II. besuchte im Jahre 2003 auch Kasachstan und wurde damals Medienberichten zufolge vom Präsidenten Nursultan Nasarabjew herzlich empfangen. Wie ist heute die Situation der Katholischen Kirche in Kasachstan und wie ist ihr Verhältnis zum kasachstanischen Staat?
Howaniec: Der Besuch des Papstes fiel in den Zeitraum kurz nach nach den Terroranschlägen in New York auf das World Trade Center. Viele haben sich damals gefragt, ob der Heilige Vater uns tatsächlich besuchen wird. Aber er kam. Am 23. November strömten tausende Menschen zum Zentralen Platz von Astana, um an der Heiligen Messe mit dem Papst teilzunehmen. Präsident Nursultan Nasarbajew empfing den Papst sehr herzlich. Der Papst traf sich u.a. mit Jugendlichen von der Universität und Kulturvertretern in der Kongresshalle. Seit dem Papstbesuch ist die Anerkennung der Katholischen Kirche in Kasachstan sicher um einiges gewachsen.
DAZ: Werden Sie aus dem Ausland pastoral und finanziell unterstützt und welche Hilfe könnten Sie im Moment besonders gebrauchen?
Howaniec: Sehr dankbar sind wir den Deutschen, die früher in Kasachstan gelebt und den katholischen Glauben bewahrt haben. Diese Menschen haben um Priester aus dem Ausland gebeten, als unter der kommunistischen Herrschaft die Glaubensausübung noch sehr eingeschränkt war. Dann folgte die Zeit des politischen Umbruchs, der Perestroika. Sehr viele Deutschstämmige verließen das Land. Wir sind Deutschland auch sehr dankbar für die finanzielle Hilfe. Katholische Kirchenbauten gibt es nun in allen Regionen des Landes – mit Ausnahme von Kysylorda.
DAZ: In Karaganda gibt es ein Seminar, in dem junge Männer für den priesterlichen Beruf vorbereitet werden.
Howaniec: Ja, ein Seminar für Jugendliche aus allen Bistümern Kasachstans. Dort können junge Männer katholischen Glaubens nach Beendigung der Mittelschule lernen. Es handelt sich genauer um ein sogenanntes Vorseminar, in dem sich die Priesteramtskandidaten unter Anleitung von Priestern eingehender mit dem katholischen Glauben befassen.
DAZ: Wie ist eigentlich das Verhältnis der Katholischen Kirche hier in Kasachstan zu den anderen Kirchen und Glaubensgemeinschaften?
Howaniec: Wir hatten gute Verhältnisse zu der Russisch-Orthodoxen Kirche, als sie noch unter der Leitung von Erzbischof (Archiepiskop) Aleksij stand. Haupt der Katholischen Kirche in Kasachstan war damals der apostolische Nuntius Marin Orsch, der allererste Nuntius in Kasachstan. Auch die Beziehung zu dem neuen Erzbischof Mefodij ist gut. Er lud uns beispielsweise dieses Jahr zu den österlichen Feierlichkeiten in seine Kirche ein. Anschließend haben wir an einem geistlichen Konzert der russisch-orthodoxen Kirche teilgenommen.
DAZ: Und wie ist das Verhältnis zu den evangelischen Christen?
Howaniec: Ebenfalls gut. Im Januar diesen Jahres haben wir erstmals die Gebetswoche für die Einheit der Christen gefeiert, wobei Methodisten wie auch Baptisten anwesend waren. Wir haben guten Kontakt zu den Lutheranern, viele von ihnen sind hiesige Deutsche.
DAZ: Papst Benedikt XVI wurde als Nachfolger von Johannes Paul II gewählt. Wie war die Reaktion auf die Wahl eines deutschen Kardinals zum Oberhaupt der Katholischen Kirche in Kasaschstan?
Howaniec: Wir sind sehr froh und sehr zufrieden damit, dass der neue Papst aus Deutschland, aus Bayern, dem Zentrum des deutschen Katholizismus kommt. Er war ein sehr guter Kardinal, Behüter des katholischen Glaubens und stand fest in seinem Glauben.
Neben der Hilfe aus Deutschland für die katholischen Kirchen weltweit ist es erforderlich, dass der Papst auch den Deutschen in ihrer Heimat hilft, sich auf ihre christlichen Wurzeln zu besinnen – damit das ganze Europa sich seines christlichen Wesens erinnert. Wie schon Papst Johannes Paul II. sagte: Ohne dieses Bewusstsein kann Europa gar nicht existieren.
DAZ: Was erwartet die Katholische Kirche in Kasachstan vom Papst Benedikt XVI konkret?
Howaniec: Wir hoffen sehr, dass er oder zumindest sein Gesandter uns bald in Kasachstan besuchen wird.
DAZ: Vielen Dank für das Gespräch!
Ein Gespräch mit dem Bischof der Diözese der Heiligen Dreifaltigkeit in Almaty über die Geschichte der katholischen Kirche in Kasachstan sowie über die Beziehungen zu anderen Glaubensgemeinschaften