Im Pamirgebirge Tadschikistans wurde Anfang Juni 2007 die rekonstruierte und thermoisolierte Hauptschule des Dorfes Chechekty im Andenken an die Entwicklungshelferin Eva Kleinn eingeweiht. Zu diesem Anlass waren die Eltern und der Bruder der im Frühjahr 2005 auf tragische Weise verstorbenen Deutschen in den Ostpamir gereist, um sich ein Bild von den Wirkungsstätten ihrer Tochter zu machen.

Eva Kleinn hatte sich seit ihrem ersten Pamirbesuch im Jahr 2001 sehr stark für die Erhaltung der Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt dieses Hochlandes eingesetzt. Sie war maßgeblich am Entstehen eines GTZ-Projektes in Zentralasien als Teil der UN-Convention zur Desertifikationsbekämpfung mitbeteiligt. Ihr unermüdlicher Einsatz als DED-Regionalkoordinatorin dieses Projektes unter manchmal schwierigen klimatischen Bedingungen hat sie bei den Bewohnern und Wissenschaftlern des Pamirs unvergessen gemacht. Anfang Juni wurde in dem Bergdorf Chechekty eine Schule eingeweiht und nach Eva Kleinn benannt. Durch eine Spendenaktion unter Verwandten, Freunden und Kollegen von Eva Kleinn sowie Mitteln des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) und der Deutschen Botschaft Duschanbe wurden Gelder gesammelt, die zur Rekonstruktion und Thermoisolierung der Hauptschule Nr.13 von Chechekty eingesetzt werden konnten. Das auf knapp 3.800 Meter über dem Meeresspiegel gelegene, fast ausschließlich von Kirgisen bewohnte Dorf beherbergt eine Forschungsstation des Pamirischen Biologischen Institutes der Akademie der Wissenschaften Tadschikistans, eine der Wirkungsstätten von Eva Kleinn. Aufgrund der isolierten Gebirgslage herrscht ein extremes Hochgebirgsklima, das äußerst kalte Winter (bis minus 50 Grad Celsius) mit sich bringt. Mit der Auflösung der Sowjetunion brach das Versorgungssystem mit Brennstoffen, insbesondere Kohle, zusammen. Kohle wurde durch den einzigen vorhandenen lokalen Brennstoff, den Teresken-Zwergstrauch, eine extrem langsam wachsende Hochgebirgspflanze, ersetzt. Dieser hat jedoch einen geringen Brennwert, und zudem sind mehrere Jahrzehnte notwendig, bis der Strauch in der niederschlagsarmen Region nachwächst. Gleichzeitig ist er die wichtigste Futterpflanze für die Nutztiere. Durch die zunehmende Rodung des Strauches schreitet die Verwüstung ganzer Landstriche des Ostpamirs voran.

Mit der Rekonstruktion der Schule von Chechekty soll, auch im Sinne von Eva Kleinn, gezeigt werden, wie mit geringem finanziellen Einsatz im Bereich der Wärmeisolierung große Wirkungen in der Energieeinsparung zum Schutz der Natur erreicht werden können. So wird auch weniger Unterricht in den Wintermonaten ausfallen, denn die Wärme wird in den gut isolierten Räumen besser gehalten.

Im Juni 2006 fiel der Startschuss für die Schulrenovierung. Die Bauingenieurin Modawlat Dschumabekowa und der DED-Entwicklungshelfer André Fabian, dessen Projektstelle im Pamir noch von Eva Kleinn angeregt wurde, arbeiteten den Bauplan aus, der dann mit den Bauarbeitern und Bewohnern von Chechekty gemeinsam besprochen und abgestimmt wurde. Jede Familie stellte 500 Lehmziegel zur Verfügung, die zum Aufbau einer zweiten wärmeisolierenden Wand gebraucht wurden. Der Zwischenraum wurde mit getrockneten Algen aus einem 40 Kilometer entfernten Salzee, die zuvor feuerfest gemacht wurden, als Dämmstoff aufgefüllt. Das gleiche Material setzten die fleißigen Helfer für die Dachdämmung ein, bevor das neue Schrägdach angebracht wurde. Ein wärmender Lehmputz, Doppelfenster und das Verlegen von Filzteppichen zur Bodenisolierung rundeten die Baumaßnahmen ab, die im Oktober 2006 zu Ende gingen. Den ersten Winter hat die Schule Nr. 13 gut verkraftet. Temperaturaufzeichnungen ergaben eine im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 10 Grad Celsius höhere Raumtemperatur. In Anwesenheit der Eltern, des Bruders, Freunden und Kollegen von Eva Kleinn wurde die Schule am 7. Juni 2007 feierlich übergeben und eine Gedenktafel für Eva Kleinn enthüllt. Alle Gäste wurden herzlich von den Schülern, Lehrern und Bewohnern von Chechekty mit kirgisischer Gastfreundschaft empfangen und umsorgt. Ein Akkordeon, das der Musiklehrer während der Festveranstaltung geschenkt bekam, wurde sofort bei den vielfältigen Musikdarbietungen eingesetzt. Gleiches galt auch für die Volleybälle, die in fast 4.000 Metern Höhe spontan zum Einsatz kamen. Doch die Gäste aus Deutschland, die zum ersten Mal in so großer Höhe waren, konnten wegen des ungewohnt niedrigen Sauerstoffgehaltes der Luft nicht mitspielen.

Trotz des traurigen Anlasses zeigte sich insbesondere die Familie Kleinn von der unerwartet großen Gastfreundschaft auf dem „Dach der Welt“ berührt, und die Vorliebe ihrer Tochter für diese abgelegene, karge und für viele unwirtliche Region der Welt lernte sie teilen. Das Beispiel einer effizienten Wärmeisolierung von Schulen wird hoffentlich schon bald in größerem Stil bei Schulneubauten internationaler Geberorganisationen in Tadschikistan Anwendung finden.

Unser Autor Michael Angermann arbeitet als Verantwortlicher für Öffentlichkeitsarbeit für den Deutschen Entwicklungsdienst in Tadschikistans Hauptstadt Duschanbe.

Von Michael Angermann

13/07/07

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