In den letzten drei bis vier Jahren war in der Weltwirtschaft insgesamt Geld so billig wie nie zuvor. Der Leitzins für die Vergabe von frischem Geld durch die Nationalbank an die Geschäftsbanken lag sehr lange zwischen null Prozent (Japan) und zwei Prozent (Europäische Zentralbank). In den USA, der größten Volkswirtschaft, ist dieser Zinssatz im Verlauf des letzten Jahres zwar von einem Prozent auf mittlerweile 3,5 Prozent gestiegen, die Folgen des zu lange Zeit zu billigen Geldes dürften aber erst noch bevorstehen. Was ist das Problem?

In den letzten drei bis vier Jahren war in der Weltwirtschaft insgesamt Geld so billig wie nie zuvor. Der Leitzins für die Vergabe von frischem Geld durch die Nationalbank an die Geschäftsbanken lag sehr lange zwischen null Prozent (Japan) und zwei Prozent (Europäische Zentralbank). In den USA, der größten Volkswirtschaft, ist dieser Zinssatz im Verlauf des letzten Jahres zwar von einem Prozent auf mittlerweile 3,5 Prozent gestiegen, die Folgen des zu lange Zeit zu billigen Geldes dürften aber erst noch bevorstehen. Was ist das Problem?

Sind die Zinsen niedrig, werden logischerweise mehr Kredite aufgenommen, was die sich im Umlauf befindliche Geldmenge entsprechend erweitert. Eine Verringerung der Leitzinsen durch die Nationalbank soll dies eigentlich auch bewirken. Allerdings ist eher daran gedacht, dieses zusätzliche Kreditvolumen produktiv zu verwenden, also die Produktionskapazitäten zu erneuern oder zu erweitern. Das passiert natürlich auch teilweise. Ein gar zu großer Teil des frischen Geldes fließt jedoch in Geldanlagen, vor allem Aktien und andere Wertpapiere, darunter zunehmend in hochspekulative Optionen. Auch das ist bis zu einem bestimmten Maße notwendig und erwünscht und wird über die klassischen Wertpapiere (Aktien und Unternehmensanleihen) und die Tätigkeit von Wirtschaftsunternehmen wesentlich mitfinanziert. Das Problem liegt aber im Umfang und der Struktur der Kapitalströme. In den letzten beiden Jahren sind trotz einiger stark negativer Faktoren (hoher Ölpreis, wachsende Rohstoffpreise) die Aktienkurse überproportional gestiegen. Spekulative Elemente als Motor für dieses Kurswachstum sind unübersehbar. Spekulation sieht dabei meist so aus, dass man Bankenkredite verwendet, um Aktien zu kaufen. Diese sollen aber nicht lange gehalten werden (also nicht vordergründig der Unternehmensfinanzierung dienen), sondern über die Erhöhung der kreditgestützten Nachfrage wird der Aktienkurs unabhängig von den Fundamentaldaten (die den realen Zustand der Wirtschaft und der Unternehmen messen) nach oben getrieben, um nach möglichst kurzer Zeit die Aktien mit Gewinn zu verkaufen.

Solche Aktienblasen hat es in der Wirtschaftsgeschichte ausreichend oft gegeben, mit oft verheerenden Folgen für Unternehmer und nichtspekulative Anleger. Die Erfahrungen z. B. aus der Zeit der großen Weltwirtschaftskrise (1929 – 1933) sind natürlich mittlerweile verblasst, aber die Negativerfahrungen von 1999/2000 sollten eigentlich noch präsent sein. Aber in wenig regulierten Märkten kann die Gier einzelner sehr schnell in Schaden für viele umschlagen.

16/09/05

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