Pop-Art-Künstler Bernd Luz erzählt im Interview, wie er aus „Gehirnschmalz“ Kunst fabriziert.

Herr Luz, Ihre Bilder sind meist Kollagen verfremdeter Fotographien, warum haben Sie diese Technik gewählt?

Ein solcher  „Medienmix“ erfordert  die  Beherrschung verschiedenster Techniken. Mir macht auch gerade dieses Verknüpfen von Techniken, die eigentlich nicht so richtig zusammen passen, Spaß. Eine Lösung zu finden, die ein spannendes Zusammenspiel und ein harmonisches Miteinander bilden. Ich selbst habe früher, von Landschaften bis zu Portraits, sehr viel gegenständlich gemalt, in Öl, Aquarell, mit Pastell oder mit Buntstiften. Nur die „Mediamix“-Technik zeigt einfach den Zahn der Zeit. Sie ist frech und besonders. Im Moment experimentiere ich auch viel mit Aluminium. Vielleicht „ticke” ich ja in einem Jahr wieder anders.

Worin besteht der Unterscheid zwischen der Arbeit eines Designers und der Arbeit eines Künstlers?

Die Arbeiten des Designers und des Künstlers verfließen natürlich viel ineinander und sind nicht immer zu trennen. Auch als Designer bin ich Künstler. Und auch meine Pop-Arts können an Aufträgen gebunden sein und beinhalten Vorstellungen des Auftraggebers. Jedes Firmensignet beinhaltet sehr viel „Gehirnschmalz”, also Ideen, Denkarbeit, Abstraktion und ist auf etwas andere Weise höchst kreativ. In so wenig wie möglichen Strichen sollte dabei die gesamte Firmenphilosophie gepackt werden. Da habe ich bei der Pop-Art mehr Details zur Verfügung.

Ihre Bilder spielen mit den Symbolen aus der Werbung- sind sie nicht auch im Grunde Marketing für die Orte, welche sie repräsentieren?

Auf jeden Fall. Ich wage zu behaupten dass die Bilder eine wesentlich stärkere Ausstrahlung und Gefühle vermitteln wie tolle Postkartenfotos. Die Bilder sind lebendig, spannend, sie erzählen Geschichten, geben aber nicht sofort alles Preis, Gleichgültig ob ich Länder, Städte oder Firmen visualisiere.

Ich würde mir hier noch einige Aufträge wünschen. Vor allem kann eine Pop-Art-Reihe vielfältig vom Auftraggeber zu Deko- oder auch werblichen Zwecken verwendet werden.

Inwiefern enthalten ihre Bilder einen persönlichen Ausdruck?

Jedes Bild ist ein Ausdruck meiner Persönlichkeit. Von der Wahl des Themas zur Symbolik, der Auswahl der Bildelemente und auch der Farbgebung sind die Bilder höchst emotional und persönlich.

Viele Gefühle, auch Momentaufnahmen meiner Stimmungen sind in ihnen enthalten. Wer ein Bild von mir erwirbt, erwirbt auch immer ein Stück von mir. Das verleiht den Bildern Ausstrahlung, jedes Bild lebt für sich und hat seinen ganz eigenen Charakter.

Was war Ihr größter Erfolg?

Im Nachhinein betrachtet ist das schwer zu sagen. Der Moment des Erfolges war es sicherlich ein besonderer und emotionaler als ich jünger war und meine ersten Auszeichnungen erhalten habe. So schon zu meiner Jugend, als ich den ersten Platz bei den Schweizer Jugendfilmtagen gewonnen habe, oder als meine erste Gestaltung in einem amerikanischen Design-Bestenbuch erschienen ist.

Erfolg bedeutet für mich auch, schon ein tolles Bild “kreiert” zu haben, oder eine Lösung für eine neue Technik gefunden zu haben. Ich freue mich über diese kleinen Erfolge wie ein Kind und das nicht viel weniger, wie über die großen Erfolge. Was mir spontan noch in den Kopf kommt: Ich wurde drei Jahre hintereinander im „Creativity“ ausgezeichnet, einem der weltweite bekannten Design-Bestenbuch.

Welche Kunst/Künstler schauen Sie sich privat gerne an?

Der Engländer William Turner und die Impressionisten faszinieren mich genauso wie der Deutsche Gerhard Richter heutzutage. Aber auch viele junge unbekannte Künstler können mich sehr faszinieren.

Wie sind Sie darauf gekommen in Kasachstan eine Ausstellung zu machen?

Meine Frau ist aus Almaty. Mit ihr habe ich eine neun Monate alte Tochter. Wir sehen uns mindestens eine Woche im Monat. So bin ich viel hier und mir wurde von verschiedenen Seiten angetragen, doch Werke hier auszustellen.

Was fasziniert Sie an Kasachstan und seinen Menschen?

Mir gefällt die Herzlichkeit der Menschen, die Natur, die Vielseitigkeit und natürlich die gelebte Kultur.

Was kostet ein Bild von Ihnen?

Meine Bilder kosten im Moment noch unter 10.000 Euro, sind aber auch schon ab 1.500 Euro zu bekommen. Die Bilder sind recht schnell im Wert gestiegen und werden jetzt wesentlich höher gehandelt.  Das hängt auch von der Technik und dem Format ab.

Welche Symbole fallen Ihnen zum Tag der Deutschen Einheit ein? Wenn Sie ein Bild zu diesem Thema malen müssten, was würde zu sehen sein?

Tolle Idee, Herr Vorhölter, vielleicht greife ich diesen Einfall noch auf. Der erste Gedanke ist wohl die Berliner Mauer – obwohl sie natürlich auch Symbol der Trennung ist. Miteinher gehen die Stadt Berlin und die Politiker Helmut Kohl und Erich Honecker. Allerdings wären diese nicht zu sehen. Eher symbolisch ein Schlagbaum. Und natürlich die Menschenmassen.

Herr Luz, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Dominik Vorhölter

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