Bei den letzten Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom (DSD) zählten die Schüler aus Ust-Kamenogorsk zu den Besten. Um diesen Erfolg auch im nächsten Jahr zu wiederholen, bereitet sich der nächste Jahrgang bereits jetzt mit einem 14-tägigen Intensivkurs auf die Prüfungen am Jahresende vor.
/Bild: Dr. Stefan Woitsch/
Angespannt arbeiten sie noch einmal an ihren Plakaten. Ist die grafische Darstellung gelungen? Treffen meine Worte das Thema und ist grammatikalisch alles richtig? Reicht mein Wortschatz, um mich überzeugend erklären zu können? Diese Fragen beschäftigen Schüler des 10. und 12. Gymnasiums in Ust-Kamenogorsk, zukünftige DSD-Diplomanden des Jahrganges 2008/2009 bei den letzten Vorbereitungen zur Präsentation vor Lehrern, Schülern und der deutschen Fachschaftsberaterin. Intensiv haben sie im Sommerkurs in den vergangenen zwei Wochen auf diesen Tag, der noch einmal ein Höhepunkt werden soll, hingearbeitet.
Entspannung vom Schulalltag und angespannte Arbeit zugleich
Sommerkurse zur Vorbereitung auf die DSD-Prüfung finden für die potenziellen Diplomanden seit 1999/2000 in jedem Jahr gleich im Anschluss an das beendete Schuljahr statt. Ohne Beeinflussung durch den „normalen Schulalltag“ können sich die Schüler intensiv der Vorbereitung auf die Prüfung, die am Jahresende stattfindet, konzentrieren. Entspannung vom Schulalltag und angespannte Arbeit können so Hand in Hand gehen. Eine dem DSD-Reglement entsprechende Pilotprüfung, eine Art Vorprüfung und die Themenpräsentation, die ebenfalls zur Diskussion gestellt wird, dienen der Auswahl der Schüler für die bevorstehende Prüfung. Neben der Spracharbeit, dem Film „Momo“ mit anschließender Auswertung, täglichem Eintauchen in die deutsche Radiokultur und dem Hören und Singen deutscher Lieder stand diesmal auch eine Geschichtsexpedition zu alten Bergwerken in der Nähe von Ust-Kamenogorsk auf dem Programm. Übungen in der Debattierkunst, angelehnt an den Debattierstil des britischen Parlaments, trugen zur Verfeinerung der rhetorischen Fähigkeiten der Schüler in der deutschen Sprache bei. Doch in diesem Jahr gab es noch eine Besonderheit: Erstmalig fand der Kurs nicht in einer der zwei Schulen, sondern in den Räumen der deutschen Abteilung der Puschkin-Gebietsbibliothek statt.
2.000 deutsche Bücher, Zeitschriften, Filme und Internetanschlüsse
„Eine interessante und anregende Umgebung“, findet Darja Ponomarjowa von der 10. Schule. Den Schülern standen neben den mehr als 2.000 deutschen Büchern, den Internetanschlüssen und der Technik des Hauses auch die Unterstützung der Bibliothekarinnen des deutschen Lesesaals, Ljubow Fomina und Dinara Saparowa täglich zur Verfügung. Das deutsche Informationszentrum (DIZ), wie es auch genannt wird, besteht seit dem 28. November 2002. Seither kann es durch Eigenkauf und besonders auch dank der guten Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Almaty auf stets wachsende Bestände an deutschen Büchern, Zeitschriften, Filmen und anderen Medien zurückblicken. Vorführungen deutscher Filme, Gesprächsrunden mit Muttersprachlern und auch Veranstaltungen mit Schriftstellern und Liedsängern aus Deutschland bieten ein vielseitiges Angebot für alle die an der deutschen Sprache und Kultur interessiert sind.
Besonders positiv sei, so Ljubow Fomina, die Leiterin des deutschen Lesesaals, dass auch die Zahl der Leser weiter wachse. Lächelnd fügt sie hinzu: „Auch von den Schülern des DSD- Sommerkurses haben sich einige in diesen zwei Wochen als neue Leser angemeldet“. Eine Zusammenarbeit mit deutschen Bibliotheken, Stiftungen und weiteren Organisationen können sich die rührigen Bibliothekarinnen für die kommenden Jahre vorstellen. Auch die noch intensivere Zusammenarbeit mit den zwei deutschen Gymnasien der Stadt und den Muttersprachlern aus Deutschland, die sich für längere Zeit hier aufhalten, steht auf ihrem Programm. Der diesjährige Sommerkurs in der Puschkin-Bibliothek ist hierzu ein wichtiger Schritt und eine positive Erfahrung für alle Seiten.
Noch viel Arbeit
Die Schüler nutzen die guten Voraussetzungen. Engagiert erläutern sie ihre Gedanken an Hand der grafisch gestalteten Plakate. Die Themen drücken die Interessen der jungen Leute aus den 10. Klassen aus und reichen von der „Wiedervereinigung Deutschlands“ über die Entwicklung des „Transportwesens in Kasachstan und Deutschland“ bis hin zur „Bewältigung von Umweltproblemen“ in beiden Ländern. Jedem Vortrag schließt sich eine kurze Diskussion an. Stärken und Schwächen der Einzelnen werden noch einmal deutlich, und alle wissen: Bis zur Prüfung am Jahresende steht noch viel Arbeit vor ihnen. Schließlich wollen sie eine gute Prüfung ablegen, und die meisten von ihnen werden es auch schaffen.
Der Sommerkurs war offenbar für die kommenden Monate eine gute Motivation. Denn Michail Gupolow von der 12. Schule meint: „Die Tage in dieser Umgebung, der Unterricht und die gute Organisation haben mir viel Spaß gemacht. Wir konnten selbständig arbeiten, hatten viele Gestaltungsmöglichkeiten, und wir haben auch die Möglichkeiten der Bibliothek gut genutzt. Ich freue mich schon auf die Prüfung!“
Von Dr. Stefan Woitsch
20/06/08