In dieser Ausgabe der DAZ stellen wir im Rahmen der Reihe „Straße der Besten“ junge Studenten vor, die sich in Anlehnung an das deutsche „Freiwillige Ökologische Jahr“ einen Sommer lang in Nationalparks Kasachstans für Umweltschutz und Umweltbildung engagierten. Diese jungen Helden in den Geschichten sind nämlich für ihre Mitmenschen die „Besten“!

/Bild: Dagmar Schreiber. ‚Die „Teststudenten” für das Freiwillige Ökologische Jahr in Kasachstan – vor der DKU.’/

Am Anfang war die Idee, und alle machten „hmm, hmm“. Das konnte bedeuten: Du spinnst ja. Oder: Superidee, aber hier nicht zu machen. Oder: Meinst du wirklich?

Es war genau am ersten April 2011. Aber das nur nebenbei.

Nach einer Woche sagte meine Kollegin Aigul: Weißt du, ich habe darüber nachgedacht. Die Idee ist gar nicht so schlecht. – Und sie begann wie wild herumzutelefonieren.

Viele waren begeistert. Wirklich spontan und ziemlich kurzfristig zugesagt hat nur die DKU.
Dann kamen sie in unser Office. Fünf Studenten, die es wissen wollten.

Nika Rogosowa, Nina Suschkowa, Alija Sadwokassowa, Dmitri Jugaj und Maxim Korobkow. Alle erst im zweiten und dritten Studienjahr. Sie wollten die Testpiloten sein für das Projekt, das wir „Freiwilliger ökologischer Monat“ genannt hatten, ganz bewusst in Anlehnung an das Freiwillige Ökologische Jahr in Deutschland. Die Grundidee ist bestechend einfach. Wir haben auf der einen Seite Studenten, die nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch lernen sollen. Und wollen! Das heißt, nicht Kaffee kochen und Faxe versenden in irgendeinem Großraumbüro, sondern richtig Verantwortung tragen für eine nützliche Arbeit. Und auf der anderen Seite haben wir jede Menge unterfinanzierte Nationalparks sowie einige gute Umweltorganisationen, die nur vom Enthusiasmus ihrer Mitglieder und Helfer leben. Klingelt’s? Es liegt doch auf der Hand, dass diese beiden Seiten zusammengebracht werden müssen, um sich gegenseitig zu helfen. Und genau das haben wir gemacht. Die Nationalparks Kolsai-Seen und Scharyn waren so mutig, unser Projekt ausprobieren zu wollen. Der Arbeitsinhalt für die Studenten war relativ schnell gefunden. Alle Nationalparks in Kasachstan haben außer ihrer Umweltschutzfunktion per Gesetz noch zwei weitere Funktionen: Umweltbildung und –erziehung sowie Erholung. Für die Schutzaufgaben gibt es ein Budget und Personal, auch wenn es nicht in allen Nationalparks ausreichend gut geschult und motiviert ist. Für die beiden anderen Aufgaben gibt es in der Regel einen einzigen Verantwortlichen in den Parks, der hoffnungslos überfordert ist. Ein Budget für Bildung und Tourismus ist nach Auskunft der Parks nicht vorhanden. Das bedeutet, die Arbeit in diesen beiden Bereichen lässt zwangsläufig zu wünschen übrig. Hier setzt unser Projekt an. Die freiwilligen Studenten helfen einen ganzen Monat lang, das touristische Angebot der Nationalparks zu profilieren und für Gäste zu dokumentieren. Sie prüfen vorhandene Touren auf Gestaltung und ökologischen Gehalt, entwickeln neue Touren, gestalten dazu aussagekräftiges Informationsmaterial in Form von Broschüren und Websites. Nika, Nina, Maxim und Dima haben genau das gemacht – und es war für alle vier ein anstrengender Monat. Eine Woche Vorbereitung in unserem Büro: Was ist Ökotourismus, wie arbeitet ein Nationalpark, welche Informationen der entsprechenden Nationalparks liegen bereits vor, genügen sie den Anforderungen?

Dann haben sich die vier auf den Weg nach Tschundscha und Saty gemacht, in die beiden Verwaltungszentren unserer Projektpartner. Sicher hat meine Kollegin Aigul jede Nacht Angstträume gehabt, ob es den „Kindern“ dort auch gut geht. Es ging ihnen gut. Sie kamen wieder und waren gesund, braungebrannt und voller Ideen. Mit ihren Betreuern Marjam und Telman waren sie eigenfüßig alle Routen abgelaufen, welche die Parks für Touristen ausgearbeitet hatten. Die Aufarbeitung all dieser Eindrücke nahm mehr Zeit in Anspruch als geplant war – aus dem freiwilligen ökologischen Monat wurden freiwillige ökologische Sommerferien. Keiner der vier murrte, alle machten ihre Arbeit bis zum Ende gut, so dass wir sie gemeinsam Anfang September auf einer Konferenz in Almaty präsentieren konnten.
Uni, Nationalparks, Studenten und Informationszentrum Ökotourismus – alle sind zufrieden und möchten das Projekt gern fortsetzen. Am 18.11. werden wir Astana einen von der Friedrich-Ebert-Stiftung finanzierten Workshop abhalten, der ausloten soll, ob man dieses Pilotprojekt in ganz Kasachstan einführen kann. Wer weiß, vielleicht erleben wir gerade den Anfang von etwas Neuem, Bahnbrechendem! Aus „Kindern“ werden Leute, und aus einem „Freiwilligen ökologischen Monat“ wird ein „Freiwilliges ökologisches Jahr“…

Von Dagmar Schreiber

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