Die neue Bildungsstudie der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) liegt vor. Bei dieser Studie wurden Ausbildungswege von 30 Ländern anhand von verschiedenen Indikatoren miteinander verglichen. Die Bildung in Deutschland lässt laut dem Bericht „Bildung auf einen Blick 2005“ eine „positive Trendwende“ erkennen.

Die neue Bildungsstudie der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) liegt vor. Bei dieser Studie wurden Ausbildungswege von 30 Ländern anhand von verschiedenen Indikatoren miteinander verglichen. Die Bildung in Deutschland lässt laut dem Bericht „Bildung auf einen Blick 2005“ eine „positive Trendwende“ erkennen.

In der heutigen Zeit kann sich ein fünfjähriges Kind in den meisten OECD-Ländern darauf einstellen, insgesamt 16 bis 21 Jahre seines Lebens für seine Bildung zu investieren. Wenn man von der durchschnittlichen Lebenserwartung von 75 Jahren ausgeht, verbringt ein Mensch damit ein Drittel seines Lebens in Schulen, Ausbildungsbetrieben und Universitäten. Für diese lange Zeit müssen die Rahmenbedingungen stimmen.

In Deutschland stimmt so einiges nicht in der Bildungspolitik. Die neueste OECD-Studie mit den Zahlen aus dem Jahr 2003 hat einige Aspekte hervorgebracht, die eine positive Entwicklung bedeuten können. „Nach langer Stagnation“, fasste der OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher zusammen, „ist eine Trendwende erkennbar.“ Die Studie bewertete unter anderem vier Bereiche: Studium, Bildungsinvestitionen, Chancen am Arbeitsmarkt und Weiterbildung.

Studium

Zuerst die positiven Nachrichten: Im Jahr 2003 gab es an den deutschen Universitäten und Fachhochschulen mehr Absolventen als noch 1998 (1998: 16 Prozent, 2003: 19,5 Prozent). Auch die Studienanfängerzahlen steigen. Für Letzteres macht der OECD-Bericht die eingeführten Bachelor- und Masterstudiengänge verantwortlich. Schließlich erlaube der Abschluss nach drei Jahren einen schnellen Einstieg ins Berufsleben oder in eine Weiterbildungsmaßnahme. Der steigende Frauenanteil in Natur- und Ingenieurwissenschaften ist laut der OECD die einzige positive Meldung im naturwissenschaftlichen Bereich. Dieser Bereich leidet in Deutschland seit Jahren an Absolventenmangel. Das größte Problem in Deutschland stellt allerdings die demographische Entwicklung dar. Während der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften steigt, geht die Anzahl der jungen Bevölkerung zurück. Deutschland veraltet.

Dafür glänzt Deutschland bei internationalem Austausch. Es steht an dritter Stelle der beliebtesten Gastländer bei den ausländischen Studenten, nach den USA und Großbritannien. Vor allem Sozial-, Rechts- und Wirtschaftwissenschaften sind unter den ausländischen Studenten der Renner. Aber auch die Deutschen mischen im Ausland eifrig mit. Die OECD hat ermittelt, dass deutsche Studierende im Ausland 2,9 Prozent aller Studenten darstellen. Damit sind sie die drittgrößte Gruppe hinter Korea und Japan.

Bildungsinvestitionen

Eins der Probleme in Deutschland ist, dass, verglichen mit anderen Ländern, zu wenig Investitionen in die Bildung fließen. Während Länder wie Dänemark, Norwegen oder Belgien über sechs Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in ihre Bildungssysteme stecken, hat Deutschland nur 4, 4 Prozent für die Bildung übrig. Die gute Meldung ist aber, dass die deutschen Bildungsausgaben im Zeitraum 1995-2002 um 21 Prozent in den Schulen und um 30 Prozent in den Hochschulen gewachsen sind. Bleibt noch abzuwarten, wie sich diese Investitionen bei den nächsten Generationen von Schülern und Studenten auswirken.

Chancen am Arbeitsmarkt

In allen getesteten Ländern ist  ein starker Trend zur Hochschulbildung zu beobachten, der mit höherem Einkommen und besseren Beschäftigungschancen zu erklären ist. Die OECD-Studie bewertet die Aussichten für eine Beschäftigung am deutschen Arbeitsmarkt als „insgesamt positiv“. Während die Erwerbsquote der 25- bis 64-Jährigen mit einem Hochschulabschluss bei 83 Prozent liegt,  bleiben 21 Prozent der Menschen ohne Hochschulzugangsberechtigung arbeitslos. Die Personen mit einer betrieblichen Ausbildung oder mit dem Abschluss einer Berufsfachschule haben immerhin eine 70-prozentige Chance, Arbeit zu finden. Das höhere Einkommen ist ein weiterer Vorteil einer Hochschulbildung. Von den Personen mit einem Hochschulabschluss gehören immerhin 22 Prozent zu den Spitzenverdienern.

Weiterbildung

Die Bereitschaft, Weiterbildungsangebote wahrzunehmen, steigt in Deutschland „mit erreichtem Bildungsstand“, so der OECD-Fazit. Während im Durchschnitt der OECD-Länder jeder Vierte an einer Weiterbildung teilnimmt, bemüht sich in Deutschland gerade mal jeder Siebente um eine berufliche Weiterbildung. Vor allem die Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen bildet sich seltener fort als die Jüngeren. Unter den Arbeitslosen, stellt OECD fest, wird das vorhandene „gute Angebot“ an Weiterbildungen  nur unterdurchschnittlich genutzt. Die OECD gibt in der Studie „Bildung auf einen Blick 2005“ mehrere Empfehlungen an Deutschland. Will Deutschland ihre Schulbildung nach vorne bringen, ist die Einführung von Ganztagsschulen unausweichlich. Denn die Schüler in Deutschland haben bereits jetzt weniger Unterricht als der OECD-Durchschnitt. Die Folgen dieser Entwicklung beweist jedes Jahr die PISA-Studie. Außerdem müssen die Reformen, die eingeleitet wurden, weiter betrieben werden. Es sind noch zahlreiche Barrieren in der deutschen Bildungspolitik zu überwinden, wie die veränderte demographische Struktur. Die Schüler, Studenten und junge Erwachsene müssen sich auf lebenslanges Lernen, zahlreiche Weiterbildungen und harten Konkurrenzkampf am Arbeitsmarkt einstellen.

23/09/05

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