Dieser Sommer wird für 35 Schüler der Schule Nr. 68 in Almaty unvergesslich bleiben. Sie hatten die Gelegenheit, zwei Wochen in der deutschen Hauptstadt Berlin zu verbringen und ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Seit mehreren Jahren bietet die Internationale Lomonossow-Schule in Berlin-Marzahn Sprachferien für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren aus der ganzen Welt an, die Deutsch lernen.

PASCH-Schulen: Partner für die Zukunft

Die deutsche Sprachschule Nr. 68 in Almaty ist Teil der PASCH-Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“, die 2008 vom damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier ins Leben gerufen wurde. Derzeit umfasst das weltweite PASCH-Netzwerk rund 2.000 Schulen mit 600.000 Schülern, Ehemaligen und Lehrern in mehr als 120 Ländern. Darunter sind auch 15 Schulen in Kasachstan.

Die deutschen Partner von PASCH beraten die Schulen beim Deutschunterricht, entsenden Fachlehrer zur Unterstützung vor Ort und helfen bei der Ausweitung des Deutschunterrichts. Austausch und Partnerschaften zwischen Schulen werden besonders gefördert.

Die Lehrerinnen Gulzhan Badygulova, Dinara Estenova, Nina Gorbacheva und Symbat Orazalina, die die Schüler auf dieser Reise begleiteten, erzählten, wie sehr ihre Schule von der Teilnahme an dieser Initiative profitiert. Sie selbst sind schon mehrmals nach Deutschland gereist, um ihre Qualifikationen zu verbessern und an Konferenzen teilzunehmen. Während einer dieser Reisen trafen sie Marina Burd, die Gründerin der internationalen Lomonossow-Schule, und besuchten den Schulcampus in Marzahn. Dieser Besuch der ersten Schülergruppe wird sicherlich der Beginn einer weiteren Zusammenarbeit mit der Lomonossow-Schule sein.

Zwei Wochen auf dem Schulcampus

Die Schüler aus Kasachstan wurden herzlich empfangen und in Zwei-Bett-Zimmern in einem komfortablen Internat auf dem Schulcampus untergebracht. Der Deutschunterricht fand im gegenüberliegenden Schulgebäude statt, und in der Schulkantine gab es vier Mahlzeiten pro Tag mit frischem Obst und Gemüse. In der Saison der deutschen Erdbeerernte konnten die Kinder diese Früchte in vollen Zügen genießen. Der Campus verfügt auch über eine Sporthalle und einen Garten für Spiele und Grillabende. In der großen Aula fanden Treffen, Diskussionen, Konzerte und eine Abschiedsdisco mit deutschen Gleichaltrigen statt. Die Kasachen schätzten die durchdachte Anordnung, Ausstattung und architektonische Gestaltung des 2019 errichteten Bildungskomplexes. Er gilt nicht umsonst als einer der besten in Berlin.

Die im Programm vorgesehenen obligatorischen 25 Stunden Deutsch pro Woche wurden differenziert nach Sprachniveau und in kleinen Gruppen unterrichtet. Die Deutschlehrerinnen gingen kreativ an die Gestaltung des Unterrichts heran und führten ihn in verschiedenen Formen durch: als normale Unterrichtsstunden, als Spiele und Rätsel, als Bastelarbeiten. Kulinarisches Deutsch wurde durch die gemeinsame Zubereitung von kasachischen und deutschen Gerichten erlernt. Die Kinder erweiterten ihren Wortschatz auch bei Museumsbesuchen.

Vielfältiges Aufenthaltsprogramm

Die Koordinationsgruppe der Berliner Lomonossow-Schule organisierte ein sehr abwechslungsreiches Aufenthaltsprogramm. So erfuhren die jungen Almatyner beim Treffen mit dem Botschaftsrat der kasachischen Botschaft in Berlin, Dauren Akberdiev, und der Geschäftsführerin der Deutsch-Kasachischen Gesellschaft e. V., Galina Nurtasinowa, wann die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Kasachstan aufgenommen wurden, wie sich die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern entwickelt, was „Völkerverständigung“ bedeutet und wie sie von der Gesellschaft gefördert wird.

Exkursionen in Museen vertieften das Wissen über die Geschichte Berlins und Deutschlands. Ein Besuch im Reichstag und ein Treffen mit Abgeordneten des Berliner Abgeordnetenhauses vermittelten den Schülern aus Kasachstan einen Eindruck von der deutschen parlamentarischen Demokratie. Im Museum Futurium erfuhren die jungen Kasachstaner, wie die neuesten Technologien das Leben und Arbeiten der Menschen in Zukunft verändern werden.

Die Schüler lernten auch die Natur Brandenburgs kennen. Sie reisten in den malerischen Naturpark Spreewald und unternahmen eine Bootsfahrt durch die grünen Labyrinthe der Spree. Ein besonderer Leckerbissen für Tierliebhaber war der Besuch eines Bauernhofs und des Berliner Tierparks. Das Schloss- und Parkensemble Sanssouci mit seinen schönen Schlössern, Brunnen, Weinbergen und Alleen hinterließ bei vielen einen lebhaften Eindruck. Anvar A. aus der 10. Klasse nannte Sanssouci den markantesten architektonischen Eindruck von allem, was er auf dieser Reise gesehen hat. Und natürlich wird die Fahrt an die Ostsee in das berühmte Seebad Warnemünde für die jungen Kasachstaner unvergesslich bleiben. Für viele war es die erste Erfahrung eines Aufenthalts an einer Meeresküste.

Auf Wiedersehen, Berlin!

Wie sich die Reise nach Deutschland auf die Schüler ausgewirkt hat, lässt sich anhand der Befragung durch die Lehrkräfte beurteilen. Zunächst einmal waren alle erfreut darüber, dass sie sich aufgrund ihrer schulischen Sprachausbildung in verschiedenen Lebenssituationen frei äußern konnten. Aber es war sehr wichtig, zu sehen, wie sich die Deutschen im Alltag verhalten, und ihre Gespräche zu hören. Dadurch wird die Sprache lebendiger erlebt, der Wortschatz erheblich erweitert, und es führt natürlich zu neuem Anreiz, die Sprache zu lernen. Obwohl sich die Schüler bereits für das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Deutschland interessiert hatten, werden sie nach dieser Reise das Geschehen hierzulande sicherlich mit einem anderen Gefühl und noch motivierter verfolgen. Außerdem beabsichtigen viele von ihnen, für eine Berufsausbildung oder ein Studium nach Deutschland zu kommen.

Auf die Frage, was ihnen an Deutschland gefällt, stellten sie fest, dass der öffentliche Nahverkehr hier sehr gut organisiert ist und die barrierefreie Fortbewegung in der Stadt weitgehend gewährleistet ist. An den Deutschen schätzten die jungen Menschen aus Kasachstan den Fleiß, das Verantwortungsbewusstsein und die Pünktlichkeit, die sie bei ihren Landsleuten vermissen, merkten aber auch die Zurückhaltung in der Kommunikation an, nachdem sie festgestellt hatten, dass die Menschen in Kasachen offener und gastfreundlicher sind.

Natürlich sind die Schüler aus Kasachstan der Lomonossow-Schule in Berlin-Marzahn sehr dankbar für ihre Aufnahme und werden gern wiederkommen. Also, auf Wiedersehen, Berlin!

Galina Nurtasinowa; Berlin

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