Ella Wiebe: „Warum sollen wir uns mit dem, was wir aus anderen Kulturen mitgebracht haben, verstecken?“ Ihr Engagement in Sachen Kultur– und Integrationsarbeit wurde unter anderem mit Medaillen seitens des Oberbürgermeisters von Hamm geehrt. Mit Aufklärungsarbeit zur Geschichte der Russlanddeutschen machte sie somit viele ahnungslose Bundesbürger mit Traditionen, Liedern und Trachten der Russlanddeutschen bekannt.

Beim Neujahrsempfang im Stadtbezirk Hamm-Bockum-Hövel am 1. Januar 2014 konnten der Bezirksvorsteher Udo Helm und der Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann wieder Bürger mit der Bezirksmedaille auszeichnen, die sich um den Stadtbezirk besonders verdient gemacht haben – darunter die Russlanddeutsche Ella Wiebe. Vor rund zehn Jahren gründete sie den Gesangsverein „Melodie 2004 Hamm e.V.“, der durch seine kulturellen Aktivitäten und Projekte weit über die Grenzen der Stadt und des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen berühmt geworden ist. „Die Medaille ist eine ehrenvolle Auszeichnung für den ganzen Verein, für die Sänger und die Unterstützer, die seit Jahren leidenschaftlich mitmachen“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Ella Wiebe, geb. Kaatz, wurde 1959 in Russland geboren. Sie machte eine Berufsausbildung als Grundschullehrerin in der Altairegion. Anschließend legte sie sich auch ein Diplom als Lehrerin für deutsche Sprache (Mittelschule) an der Pädagogischen Hochschule in Barnaul/Altairegion hinzu. Entsprechend gestaltete sich auch ihre berufliche Tätigkeit, vor allem in der Altairegion/Westsibirien: Sie arbeitete als Erzieherin an der Internatsschule und im Kindergarten Talmenka, als Lehrerin an der Grundschule in Tabuny, als Erzieherin an der Grundschule in Slawgorod, als Grundschullehrerin im Hohen Norden und Methodikerin für Grundschullehrer in Tabuny.

1993 wanderte Ella Wiebe mit ihrer Familie nach Deutschland aus und fand in Hamm eine neue Heimat. Nach einer Sprach– und Bildungsmaßnahme für Akademiker und qualifizierte Kräfte konnte sie zumindest teilweise an ihre früheren Erfahrungen anknüpfen. Seit 1995 engagierte sie sich in der Hausaufgabenhilfe der Freiligrath-Schule Hamm, arbeitete in der individuellen pädagogischen Hilfe zur Erziehung und im Bereich Hilfen zur Erziehung in einer Familie. Seit 1999 ist sie hauptberuflich als Ambulante Erziehungshilfe im Friedrich-Wilhelm-Stift, tätig und engagiert sich vielfältig ehrenamtlich.

Seit Jahren widmet sich Wiebe auch der Integrationsarbeit, darunter als Vorsitzende des Gesangsvereins „Melodie“, der aus sechs Gesangsgruppen besteht und inzwischen bei zahlreichen Kultur– und Integrationsveranstaltungen aufgetreten ist. Der Verein, dessen Motor Ella Wiebe ist, hat inzwischen mehrere Projekte angestoßen und verwirklicht. Vor allem mit ihrem beeindruckenden Programm „Der weite Weg zurück“, einer stimmungsvollen Reise in die Geschichte der Russlanddeutschen in Wort, Musik und Trachten, hatten sich die Darsteller auf Deutsch, Russisch und Ukrainisch in die Herzen des Publikums gesungen und viele bis ins Tiefste berührt.

Die Anregung für das Projekt kam einerseits aus der Erfahrung, dass viele einheimische, aber auch eigene Landsleute, mit der Geschichte der Deutschen aus Russland kaum vertraut sind, was oft zu Vorurteilen führt. Und andererseits aus der Überlegung, was können wir tun, um das zu ändern, aber in einer Form, die einprägsam und gleichzeitig unterhaltsam ist. So entstand die Idee, die mehr als 200-jährige wechselvolle Kulturgeschichte der Russlanddeutschen in Liedern und Trachten zu präsentieren. „Warum sollen wir uns mit dem, was wir aus anderen Kulturen mitgebracht haben, verstecken? Wir haben zwar eine etwas andere Geschichte, aber wir sind Deutsche. Auch zu diesem Verständnis wollten wir mit unserem Projekt beitragen“, erklärt Ella Wiebe.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ erschienen. Wir veröffentlichen ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

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