Am 4. Dezember fand im Deutschen Bundestag eine von der Deutsch-Kasachischen Gesellschaft und der Berliner Botschaft der Republik Kasachstan gemeinsam organisierte Konferenz zu aktuellen Fragen des Wasserressourcenmanagements in Kasachstan statt. Den Anlass für diese Veranstaltung bildeten die verheerenden Überschwemmungen in Kasachstan im Frühjahr 2024, die nicht nur die Landschaft, sondern auch das Leben der Menschen tiefgreifend verändert haben.

Ein globales Problem: Gemeinsam gegen Naturgefahren

Der Botschafter Kasachstans in Deutschland, Dr. Nurlan Onzhanov, betonte die Bedeutung gemeinsamer Anstrengungen, insbesondere angesichts der immer drängenderen Probleme durch den Klimawandel. Er berichtete, dass im Frühjahr 2024 rund 120.000 Menschen evakuiert werden mussten und 90.000 Häuser durch Überschwemmungen zerstört wurden. Dr. Onzhanov warnte vor den langfristigen Folgen des Klimawandels wie Wasserknappheit in Zentralasien und den Risiken für die globale Ernährungssicherheit.

Manfred Grund, Mitglied des Deutschen Bundestages, betonte in seinem Grußwort, dass Naturgefahren wie Hochwasser nicht nur Kasachstan betreffen, sondern auch Deutschland vor ähnliche Herausforderungen stellen. Als Beispiel nannte er die Hochwasserkatastrophe von 2021 in Deutschland. Er betonte die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit in den Bereichen Infrastruktur und Investitionen, aber er forderte auch mehr zivilgesellschaftliches Engagement, um diesen Risiken besser begegnen zu können.

Eine innovative Antwort auf die Krise

Kasachische Experten entwickeln neue Monitoring-Technologien und Softwarelösungen, um künftige Überschwemmungen besser vorhersagen zu können. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Zusammenarbeit mit den Nachbarländern, da ein Großteil des kasachischen Wasservolumens von außerhalb des Landes kommt. Ein Wendepunkt bei der Kooperation mit den Nachbarstaaten kann in der Zukunft im Einsatz von Satellitentechnologien bei Beobachtung und Prognose von Wasserständen und Fließgeschwindigkeiten liegen.

Laut Dr. Sandro Martinis vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt können Satelliten frühzeitig Daten liefern, um vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Derzeit sind weltweit 270 Satelliten zur Überwachung von Gewässern im Einsatz. Sie ermöglichen präzise Vorhersagen und verbessern Frühwarnsysteme. Die Vertreter des kasachischen Katastrophenschutzministeriums bedankten sich bei Dr. Martinis für den Zugang zu den Überwachungssystemen während der Überschwemmungen im Frühling.

Langfristige Lösungen für Bildung und Ehrenamt

Sowohl in Kasachstan als auch in Deutschland existiert das Problem des Fachkräftemangels im Bereich der Wasserwirtschaft. Als Reaktion darauf wurden an der Universität Taras neue Bachelor- und Masterstudiengänge zur Ausbildung von Nachwuchsfachkräften eingeführt. Die deutsche Seite bekundete ihre Bereitschaft, Bildungsprojekte in diesem wichtigen Zukunftssektor zu unterstützen – sei es durch Erfahrungsaustausch, Förderprogramme oder Hochschulpartnerschaften.

Ein weiteres zentrales Thema war die Rolle des Ehrenamtes. Lothar Hügin, Präsident der Internationalen Feuerwehr- und Risikokonföderation, stellte das deutsche Modell vor: Freiwillige Feuerwehren, die nicht nur im Notfall, sondern auch im gesellschaftlichen Leben aktiv sind. Von kasachischer Seite berichtete Timur Dschumurbajew, Vorsitzender der Organisation „Assamblee Zhastary“, über die beeindruckende Mobilisierung von mehr als 12.000 Freiwilligen während der Flutkatastrophe 2024, die vor Ort humanitäre Hilfe leisteten und die betroffenen Gemeinden unterstützten.

Die Flutkatastrophe in Kasachstan war nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein wichtiger Weckruf für die gesamte zentralasiatische Region und die internationale Gemeinschaft. Die Konferenz im Deutschen Bundestag – im Herzen der deutschen Politik – war ein wichtiger erster Schritt in der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kasachstan in diesem Bereich.

Mit fortschrittlicher Technologie, innovativen Ansätzen und zivilgesellschaftlichem Engagement haben beide Seiten die Chance, diese Zusammenarbeit zu vertiefen und echte Fortschritte zu erzielen. Die Konferenz war der Beginn eines Dialogs, der zeigt, dass mit Partnerschaft und Visionen auch die größten Herausforderungen gemeistert werden können.

Darya Koppel

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