Die Unternehmensgruppe RTS in Almaty ist vor allem für ihre Werbeprodukte bekannt. Weil sie dabei schon lange mit den Themen Ökologie und Nachhaltigkeit in Berührung kommt, hat sie auch ein Projekt im Bereich Ökotourismus gestartet. Für aktive Naturliebhaber, die Urlaub und Erholung fernab der Masse lieben, bietet das spannende Möglichkeiten.

In vielen Ländern der ehemaligen Sowjetunion haben die Menschen ein eher instrumentelles Verhältnis zu ihrer Umwelt. Schon Stalin war der Überzeugung, die Natur habe dem Menschen zu dienen, und ließ auf dieser Denkgrundlage seine monströsen Infrastrukturprojekte umsetzen. Dass auch in Kasachstan heute noch viele Menschen solche Einstellungen teilen, zeigten im vergangenen Jahr die Ereignisse rund um den Kobejtus-See im Norden beispielhaft. Zugleich gibt es aber auch immer stärkere Bestrebungen im Land, diesen Herausforderungen eine Art von Tourismus entgegenzusetzen, der nachhaltig und ökologisch ist. Diesem noch recht jungen Konzept liegt der Gedanke zugrunde, dass der Mensch seinen Aufenthalt in der Natur genießt, möglichst ohne viele Spuren zu hinterlassen.

Neben einzelnen Pionieren, Netzwerken und kleineren Agenturen entdecken inzwischen auch zunehmend größere Player die Nische Ökotourismus für sich. So auch die Unternehmensgruppe RTS in Almaty, die eigentlich in erster Linie für ihr Werbebusiness bekannt ist. Die Reklamebanner und –tafeln der Firma prägen das Stadtbild, auf zwei Meter großen Leuchtboxen prangen die Logos bekannter Marken an Bushaltestellen und Fahnenmasten. Seit 1998 auf dem kasachstanischen Markt, legt RTS nach eigenen Angaben stets auch viel Wert auf Ökologie, indem es Abfälle, die bei der Produktion seiner Werbepanelle entstehen, wiederverwertet. Aus Holzresten werden Büromöbel, aus alten Plakaten Tragetaschen.

Ein Projekt zur Bewahrung des Nationalparks

Inzwischen hat RTS auf seinem Almatiner Firmengelände sogar eine eigene Werkhalle, in der es Werkstoffen ein zweites Leben gibt. Dort entsteht momentan das, was es künftig häufiger in der freien Natur zu sehen geben soll: kleine Zelt-Konstruktionen und Camping-Häuschen aus Holz, die an einem beliebigen Ort auf- und wieder abgebaut werden können. Die Menschen, die dort einen Aufenthalt buchen, sollen ein einmaliges Naturerlebnis genießen, ohne dabei auf einen gewissen Komfort zu verzichten. Das macht sich auch am Preis bemerkbar: Ein Tag mit Übernachtung kostet unter der Woche 35.000 Tenge und 45.000 Tenge an den Wochenenden.

„Tau-Tas“ heißt das Projekt, in dessen Rahmen die Ökotourismus-Idee umgesetzt wird. RTS ist dafür eine Kooperation mit dem Verein „Turanga“ eingegangen, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Basisinfrastruktur des Nationalparks Ile-Alatau im ökologischen Sinne zu entwickeln. Die Gruppe will Einheimische an die Naturschätze des Parks heranführen, ökologische Bildung und nachhaltiges Bewusstsein stärken und zugleich das Naturerbe des Parks schützen und bewahren. RTS liefert dafür die nötigen Erzeugnisse aus seiner Produktion. Der Slogan der beiden Partner: „Wiedervereinigung des Menschen mit der Natur“.

Die Natur kennenlernen – und verstehen

Einige Bauten der zu RTS gehörenden Marke „Multiframe“ sind bereits fertig, andere sollen in Kürze folgen. Dabei will das Unternehmen unterschiedliche Bedürfnisse befriedigen und bietet so auch Zelte und Häuschen unterschiedlichen Typs an. Das „Camp“ ist dabei die einfachste Kategorie, es bietet die nötigste Grundausstattung. Fünf Stück davon sind bereits bezugsbereit.

Die Kategorie „Cabin“ bietet höhere Standards, ein eigenes Badezimmer und weitere Extra-Annehmlichkeiten auf einer Fläche von 18 m². Doppelt so groß sind die Häuschen der Kategorie „Lodge“. Sie beinhalten zwei Schlafzimmer, ein kleines Wohnzimmer sowie eine offene Terrasse und sind vor allem für Familien mit Kindern geeignet. Eine Cabin soll noch bis Jahresende fertiggestellt werden, vier weitere Cabins und vier Lodges sollen 2022 folgen. Zudem gibt es bereits fünf Zelte der Marke „Multiframe“ im Nationalpark Altyn-Emel sowie zwei Multiframe-Fertighäuser, die als Bürogebäude genutzt werden.

In den Preisen inbegriffen sind neben der Übernachtung zahlreiche Aktivitäten in der Natur. So kooperiert RTS mit den Guides des Nationalparks, die die Besucher auf verschiedenen Exkursionen durch die Landschaft führen. Eine Tour fokussiert auf die Flora und Fauna der Umgebung, eine andere führt entlang der Alten Japanischen Treppe, wieder eine andere zu den beeindruckenden Ajusai-Wasserfällen. Abends werden Lagerfeuer geboten, zudem bekommen die Gäste E-Bikes zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus gibt es „Tamyr“, die „Schule des Aufenthalts in der wilden Natur“. Hier können Gruppen Bildungstouren und -programme unternehmen und erhalten Kurse zu Sicherheitsmaßnahmen in der Natur sowie zu deren Potential für Therapien bei unterschiedlichen Erkrankungen.

Große Pläne für die Zukunft

Nicht zuletzt kann der Komplex im Ile-Alatau-Nationalpark auch im beruflichen Kontext genutzt werden. Hierfür steht der „Tau Hub Ajusai“ zur Verfügung. Das sind zwei lichtdurchflutete Holzhallen mit verglasten Wänden, in denen 150 bzw. 60 Personen Platz haben. Unternehmen können den Hub im Touristenzentrum mieten, um Feiern zu veranstalten oder Weiterbildungsprogramme durchzuführen. Auch Teambuildingmaßnahmen, Ausstellungen und Fototermine erfreuen sich laut einer Unternehmenssprecherin von RTS großer Beliebtheit.

Für die Zukunft hat das Unternehmen weitere umfassende Pläne. Unter der Marke „Multiframe“ sollen bald nicht mehr nur Zelte und Häuschen für das Erlebnis in der Natur entstehen. Geplant ist auch, Möbel und Ausstattung sowie ganze Häuser und Hotelanlagen ökologisch zu produzieren – bis hin zu kleinen „Ökostädtchen“, die durchgehend aus Multiframe-Zelten bestehen.

Christoph Strauch

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