300.000 Autos und es werden immer mehr: Almaty gehört zu den meistverschmutzten Städten in ganz Kasachstan

Eigentlich ist die Stadt so gebaut, dass die Winde von den Bergen durch die Straßen wehen. Da aber in den letzten Jahren immer mehr hohe Gebäude an den Hängen gebaut werden und sie dadurch den Wind bremsen, ist die Luftzirkulation in Almaty unzureichend. Zurzeit herrschen 200 Tage Windstille im Jahr. Die Windgeschwindigkeit ist auf zwei Meter pro Sekunde gefallen. Durch die mangelnde Luftzirkulation wird die Wirkung der Abgase in der Stadt noch verstärkt.

Das Zentrum zur Beobachtung der Umweltverschmutzung „Kazgidromet“ bezeichnet Almaty als eine der sechs meistverschmutzten Städte in Kasachstan. Im Jahr 2004 lag die Luftverschmutzung um das Dreifache über den zulässigen Normbereich. In der Stadtluft finden sich sogar lebensgefährliche Partikel. Experten zufolge zirkulieren an die hundert giftige Substanzen ständig in der Luft, zehn von ihnen zählen Geologen zu den gefährlichsten überhaupt. So führen zum Beispiel Partikel wie Schwefel und Stickstoffoxid zu Asthma und anderen chronischen Atemwegerkrankungen. Die Anwesenheit von Blei, Beryllium und anderen chemischen Stoffen, die in Almaty das Drei- bis Siebenfache der Norm übersteigt, führt zur Schwächung der Immunität. Auch Stoffe wie Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Methanol sind in der Luft zu finden. Die zunehmende Windstille, die wenigen Niederschläge und die Temperaturerhöhung verstärken die Konzentration dieser Stoffe.

So wundert es nicht, dass Almaty den traurigen ersten Platz an Atemwegerkrankungen in Kasachstan einnimmt. Die Hauptschuld liegt bei dem unaufhaltsam wachsenden Autoverkehr. Allein im Jahr 2002 fuhren zweimal mehr Autos durch die Stadt als im Jahr zuvor. 90 Prozent der gesamten Luftverschmutzung in Almaty werden durch den Verkehr verursacht. Mittlerweile fahren über 300.000 Autos auf den Straßen und geben jährlich bis zu 165.000 Tonnen toxischer Abfälle in die Luft ab. Jeden Tag verbrennt der Verkehr bis zu 1,5 Millionen Liter Benzin und Diesel.

Die Luftverschmutzung in den Stadtteilen ist unterschiedlich stark. Während die Einwohner in den südlichen und westlichen Teilen noch relativ gute Luft einatmen, haben viele Menschen im Norden und im Zentrum mit verseuchter Luft zu kämpfen. Vor allem im Winter, wenn teilweise immer noch mit alten Öfen geheizt wird, steigt die Luftverschmutzung enorm.

Direkt zu merken ist das nicht. Zitta Maschitowa von der medizinischen Universität in Almaty meint, die Menschen würden vor allem schnell müde und fühlten sich allgemein unwohl. Die Kinder bewegten sich weniger, ihr Immunsystem werde schwächer. Auch die Anzahl der Atemwegserkrankungen unter Kinder und Jugendlichen steige.

All das wirkt sich negativ auf die durchschnittliche Lebenserwartung der Einwohner aus. Sie liegt bei 60 bis 65 Jahre. Im Vergleich dazu leben die Menschen in Deutschland rund zehn bis 15 Jahre länger.

Die Regierung hat die Investitionen für den Umweltschutz in den letzten Jahren erhöht, wie sie auf der Webseite www.government.kz mitteilt. Im Jahr 2002 wurden 21,7 Milliarden Tenge (0,13 Milliarden Euro) zur Verfügung gestellt. Mehr als die Hälfte davon war für die Luftverbesserung vorgesehen. Außerdem wurden Versuche unternommen, die Stadt zu „lüften“. So wurde etwa der Stausee Kaptschagai angelegt, damit das Wasser die Luftmassen in Bewegung bringt. Die Idee hat leider nicht funktioniert.

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