Dinge gibt’s, die gibt’s gar nicht. Denkste! Gibt’s nämlich doch. Glaubt man nur nicht – als Ignorant oder Tor. Da bleibt einem nichts übrig, als anderen zu folgen. So ergeht es mir mit Woodoo.

 

Vom Grundsatz her glaube ich, dass das meiste, was wir zu verstehen meinen, ganz anders ist, als es uns erscheint oder wir es gern hätten, weil wir kraft unserer trügerischen Sinnesorgane und des egogetriebenen Verstandes einen nur sehr beschränkten Horizont überschauen. Einen gesunden Zweifel, dass es viel mehr gibt, als wir ahnen, und alles anders sein könnte, als wir denken, trage ich stets im Gepäck mit mir rum. So viel zu meinem Weltbild, das ich beinebaumelnd unterm Apfelbaum in den Himmel hinein sinniere, wenn ich grad sonst nichts zu tun habe.
Wenn es jedoch um konkrete Problemlösung geht, klammere ich mich als ängstlicher, haptischer und visueller Typ am liebsten an der sichtbaren Materie fest und überlasse den Eso- und Woodoo-Zauber jenseits meines Fassungsvermögens anderen. Wer weiß, was ich sonst noch anstelle. Nicht, dass ich aus Versehen die Magnetfelder vertausche und die Erde umpole oder die Sternbilder durcheinanderbringe. Die Folgen wären nicht auszudenken! Aber anderen schaue ich gern und höchst fasziniert beim Zaubern zu. Wie zuletzt.
Mein Heilpraktiker vermutete ein Störfeld unter meinem Bett, und da er ziemlich schlau ist, kein Eso-Schild vor sich herträgt und an die Naturwissenschaften glaubt, vertraue ich ihm pauschal. Und habe kurzerhand Albert mit seiner Wünschelrute herbestellt. Denn auch Albert ist ziemlich schlau, und weil er nicht nur mit einer Wünschelrute durch die Häuser zieht, sondern auch Ingenieur und Schweißer ist, vertraue ich auch ihm pauschal. Was ja wichtig ist, wenn man sich auf Woodoo einlassen will.
Albert kam, streckte seine Fühler aus und ging den Störfeldern handfest auf den Grund. Mit angehaltenem Atem und gebührendem Abstand, um die Störfelderkundung nicht zu stören, folgte ich Albert, und siehe da – die Dinger schlugen tatsächlich wie wild aus. Wahnsinn! Nicht nur beim Bett, wie erwartet, sondern auch überm Klavierhocker und an anderen Stellen, die ich aber nicht so häufig aufsuche (unter anderem am Spülbecken).
Jetzt war ich wieder am Zuge. Gleich, nachdem Albert durch die Tür war, fing ich ohne Umwege und Umstände mit den Umräumaktionen an, da ich es mit dem Fitwerden eilig habe. Ich wollte auf gar keinen Fall mehr in oder über so einem Störfeld liegen oder sitzen. Dabei habe ich mich zwar an meinem Flügel verschleppt und verhoben, was in der Konsequenz dem eigentlichen Anliegen, den Oberkörper zu entspannen, kontraproduktiv entgegenwirkt hat. Aber ein bisschen Gymnastik oder Osteopathie wird’s schon richten, Hauptsache der Schemel ist neu ausgerichtet. Dem Woodoo sei Dank! Woodoo muss man selbst erleben, und eines kann ich Ihnen sagen – es ist ein Erlebnis!

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