Gäste aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Verbänden und Organisationen nahmen am 9. Oktober am 17. Tag der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan teil. Miteinander prosperieren und voneinander lernen – lautet die optimistische Devise.
Im Anblick von sorgenvollen medialen Diagnosen zur globalen Wirtschaft, als auch zu Zentralasien und im Speziellen zu Kasachstan fand der 17. Tag der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan statt. An die 350 Teilnehmer trotzten damit der leicht eingetrübten Stimmung rund um die Ex– und Importe zwischen den beiden Ländern.
Die Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien und der Verband der deutschen Wirtschaft in Kasachstan (VDW) sorgte für die Organisation dieser Veranstaltung, unterstützt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, die Konrad-Adenauer-Stiftung, RSP International, Knauf, C.Spaarmann Logistics wie auch SAP.
Diese wirtschaftliche Netzwerkveranstaltung wurde durch Guido Herz, den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Kasachstan, Albert Rau, den kasachischen Vize-Minister für Investitionen und Entwicklung sowie Bauyrschan Baibek, den hervorragend Deutsch sprechenden Akim (Oberbürgermeister) von Almaty eröffnet.
Mit Worten zur aktuellen Lage der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Kasachstan und zum Investitionsklima vor Ort, hatte man nicht nur beschönigende, sondern auch problematische Punkte der Tagesordnung umrissen, solche wie die Stagnation im Ex-/Import von Rohstoffen und die augenblicklichenWährungsproblematik und Inflation in der RK. Insgesamt stellte man die Idee des Forums vor, die dem wirtschaftlichen Gedankenaustausch dienen und zur wirtschaftlichen Präsenz ermutigen soll. Neben dem Akim, munterte auch Albert Rau zu Handlungsbereitschaft auf: „Wir brauchen mehr strategische Partnerm, und wir setzen dabei sehr auf Deutschland“.
In den darauffolgenden zwei Panels setze man eben auf den Erfahrungsaustausch bei der Vorstellung von möglichen Investitionspartnern mit Geschäftspotenzialen und erfolgreichen Projekten aus verschiedenen Wirtschaftszonen, Regionen stellten sich und ihre Vorzüge für Investoren, wie Verwaltungserleichterungen oder Zoll– und Steuervergünstigungen vor.
Deutsch-kasachische Synergien stehen nicht nur auf Agenden. Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren ein ganzer Apparat entwickelt. Manfred Liebl, Beauftragter für die sächsische Wirtschaft in der GUS ist davon überzeugt, dass diese Zusammenarbeit zukunftsträchtig ist. Aus seiner 40-jährigen Erfahrung als Geschäftsführer eines Unternehmens weiß er, „Wenn man wachsen will, muss man den Binnenmarkt verlassen und auf den Weltmarkt gehen, denn nur mit den Märkten wächst man.“
Wenn man nicht wächst, läuft man heutzutage Gefahr, unterzugehen. Das begreifen anscheinend auch immer mehr mittelständische Unternehmen in Sachsen und wählen deshalb die Region Zentralasien nicht nur mehr als Vertriebsmarkt, sondern immer häufiger als zukünftigen Produktionsstandort. Ob Unternehmer den Alleingang, ein Joint-Venture suchen oder eine andere Form der Kooperation ist gleich, es zählt die grundsätzliche Offenheit für Arrangements mit den Auslandsmärkten.
Manfred Liebl sieht als Vertreter zahlreicher sächsischer Unternehmen diese auf einem guten Weg: „Die Plattform der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan ist sehr gut dazu geeignet viele Gespräche mit kasachischen Unternehmen zu führen, worin wir, meiner Meinung nach, sehr erfolgreich waren.“ Detailliert wollte man darauf jedoch nicht eingehen.
Einen der spannendsten Vorträge lieferte Jörg Kirsch im zweiten Panel, der die Transformation des deutschen Energiesystems darlegte und sehr darauf bedacht war, parallele und auch gegenläufige Tendenzen in Kasachstan aufzuzeigen. Kirsch, der aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie kommt, subsummierte den deutschen Trend folgendermaßen: „Man will weg von der Abhängigkeit von Verbrennungstechnologien.“
„Jeder kann sich den Weg hin zur erneuerbaren Energiegewinnung leisten.“
So leitete Jörg Kirsch in seiner Präsentation den Ausflug in die deutsche Historie zur grünen Energiewende ein und widersprach damit dem gängigen Vorurteil, eine Energiewende sei zu teuer in der Umsetzung. In diesen Prozessen geht es um einen langen Atem, Nachhaltigkeit hat ihren Preis.
Im selben Zug wurde selbstredend auch die Wichtigkeit des Atomausstiegs bekräftigt.
Nichtsdestotrotz wird man auch weiterhin auf Öl als Rohstoff setzen und damit auf Kasachstan als Partner und einen zuverlässigen Ölexporteur.
Als gute Aussichten wurde bei erneuerbaren Energien in Kasachstan in den kommenden Jahren auf das Erreichen von einem Marktanteil von sechs Prozent hingewiesen.
Es fiel insgesamt sehr viel zum Thema Grüne Energie und Energieeffizienz, als der wichtigsten Waffe gegen Kohlendioxid was in Kasachstan ein heikles Thema ist, mit dem man sich aber zunehmend auseinandersetzen will. Wenig überraschend war, dass man die Erwähnung aktuell brisanter Beispiele deutscher Wirtschaftsnachrichten aus der Automobilbranche in diesem Zusammenhang vermied.
Die kasachische Bereitschaft die Thematik der Energieeffizienz anzugehen schilderte Stefan Siegemund von der Deutschen Energie-Agentur (dena) und lieferte Einblicke in derzeitige kasachisch-deutsche Think-Tank-Praxis zu energieeffizienten Verkehrslösungen. Hierbei gehe es um Beratungskonzepte, bei denen Partnerländer wie Kasachstan von der langjährigen deutschen Erfahrung – guter wie schlechter – profitieren sollen. Nach Siegemund hängen Energiewende und Energieeffizienz eng zusammen, denn „ohne Energieeffizienz ist es nicht möglich den Anteil von erneuerbaren Energien zu erhalten.“
Das hat auch die kasachische Regierung auf dem Schirm, so erklärte der kasachische Vize-Minister für Investitionen und Entwicklung Albert Rau nicht umsonst eingangs: „Wir werden in Kürze eine Stiftung für Energieeffizienz gründen“. Das Ganze soll natürlich wünschen werterweise in deutscher Kooperation erfolgen.
Positiv beschwingt beschloss demnach auch Jörg Hetsch, Delegierter der deutschen Wirtschaft für Zentralasien und Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan die Veranstaltung: „Trotz der weltweit verhaltenen Wirtschaftsentwicklung ist das Interesse deutscher Unternehmen an Kasachstan nach wie vor ungebrochen. Und ich bin überzeugt, dass gerade in dieser Situation die Weichen für erfolgreiche Projekte in der Zukunft gestellt werden.“