Die Region Zentralasien steckt in einer tiefen Umbruchphase. Aziz Tatybaev vom Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Taschkent sieht darin Chancen und Risiken. Man erlebe aktuell eine Zeit des Wandels, technologischer Neuerungen, geopolitischer Verwerfungen, kultureller Veränderungen und des Klimawandels. All diese Herausforderungen hätten gemeinsam, dass der Jugend eine Schlüsselrolle bei ihrer Lösung zukomme, so der Historiker in seiner Eröffnungsrede der Konferenz „Generation des Friedens. Brücken der Freundschaft“ am 13. März.

An dem dreitägigen zentralasiatischen Jugendforum in Samarkand nehmen je 25 Jugendliche aus Kirgistan, Usbekistan und Tadschikistan teil. Einige von ihnen kommen aus dem Ferghanatal, jenem Länderdreieck, das ethnisch stark durchmischt ist und in dem interkulturelle Spannungen teils den Nährboden für Radikalisierung und Extremismus bilden.

Die Veranstaltung ist Teil einer Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen, Konferenzen, Trainings, Workshops und Diskussionsforen in der Region, die im März 2020 begann und sich insgesamt über 46 Monate erstreckt.

Hilfe zur Selbsthilfe

„Die Idee entstand eigentlich aus einem Projekt der KAS mit der NGO BIOM in Osch zu Verkehrssicherheit“, führt Igor Bryzhatyi vom KAS-Büro in Brüssel aus. „Vor Ort wurden uns schnell die interkulturellen Spannungen in der Region, aber auch andere Probleme, wie bspw. das der IS Rückkehrer, bewusst. Wir haben dann erstmal Informationen gesammelt und an die zuständige Behörde der EU weitergeleitet.“ Da diese 2018 allerdings noch keine eigene Lösungsstrategie hatte, begann das für Kooperationsprojekte mit der EU zuständige Büro der KAS in Brüssel selbst, ein Projekt zu entwickeln.

Um aber gezielt auf die Probleme vor Ort eingehen zu können, sei es unerlässlich, mit lokalen Organisationen zusammenzuarbeiten, und so einen Zugang zu den direkt Betroffenen zu finden, so Bryzhatyi. „Die Leute sollen die Möglichkeit bekommen, eigene Projekte zu entwickeln, um ihre Probleme selbst zu lösen. Wir helfen dann nur bei der Durchführung, Planung und natürlich der Finanzierung.“ Bei der Planung des von der EU und dem BMZ finanzierten Projekts konnte sich die KAS auf ihr Netzwerk in der Region verlassen. Es findet in Kooperation mit den NGOs „Yuksalish“ (Usbekistan), „BIOM“ (Kirgistan) und „Gender and Development“ (Tadschikistan) statt.

Ziel ist es, die Jugend in der Region im Kampf gegen Probleme wie Gewalt zwischen den Volksgruppen, Gewalt gegen Frauen, Intoleranz, Extremismus und Radikalisierung zu unterstützen. Helfen sollen dabei Trainings, transnationaler Austausch sowie Netzwerke und Mentorenprogramme. Begegnungen wie die Konferenz in Samarkand sind ein zentraler Bestandteil, um den Kontakt zwischen den jungen Menschen herzustellen. Das soll langfristig ein friedliches Zusammenleben ohne Diskriminierung und eine Stärkung der Menschenrechte fördern.

Probleme selbst lösen

Konkret sieht das am ersten Tag so aus: Kurzen Vorträgen zu Rahmenbedingungen der Projektentwicklung folgt eine erste Gruppenarbeitsphase. Nach weiteren Erklärungen und Anleitungen der jeweiligen Mentoren sollen die Teilnehmer eigene Projekte in national gemischten Gruppen entwickeln. Das können z.B. transnationale Austauschprogramme, Wettbewerbe, Diskussionstreffen oder auch Aktionen in den sozialen Medien sein, die darauf abzielen, die Jugend der drei Länder im Ferghanatal näher zusammenzubringen. So sollen die Jugendlichen zu kritischem Denken angeregt und für Problemwahrnehmung sensibilisiert werden, um darauf aufbauend eigene Lösungsstrategien entwickeln zu können.

Die Ideen werden im Laufe der Konferenz immer weiterentwickelt und von unterstützenden Beiträgen der NGOs begleitet. Am Ende werden die fünf besten Entwürfe gekürt und 1.500 bis 2.500 Euro für ihre Umsetzung zur Verfügung gestellt.

Fragt man Fachiddin, einen Teilnehmer aus Tadschikistan, sind erste Ergebnisse der Konferenz schon jetzt erkennbar: „Früher dachte ich: Wenn der Staat nichts tut um ein Problem zu lösen, kann ich selbst auch nichts tun. Das hat sich auf jeden Fall geändert.“
Auch Koordinator Bryzhatyi zieht ein positives Zwischenfazit: „Es ist ein tolles Projekt und es freut mich sehr zu sehen, dass wir nicht nur in der Region, sondern auch im Leben der Teilnehmer einen Unterschied machen konnten.“ Allerdings brauche es noch viel mehr Engagement in der Region, da entscheidende Rahmenbedingungen, wie bspw. die schwierige ökonomische Lage, weiterbestehen.

Joseph Karl-Friedrich Brömel

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