Im Rahmen seines Deutschlandbesuchs haben Präsident Nursultan Nasarbajew und Bundeskanzlerin Angela Merkel am 8. Februar das „Abkommen über die strategische Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrie- und Technologiebereich” unterzeichnet. Diesem milliardenschweren Abkommen zwischen Kasachstan und Deutschland gingen zwei Jahre lange Verhandlungen voraus. In Zukunft soll es eine langfristige strategische Partnerschaft in der Rohstoffpolitik sicherstellen.

Das Abkommen über die strategische Zusammenarbeit sichert für Deutschland vor allem den Zugang zu den seltenen Rohstoffen, über die Kasachstan verfügt. Schon jetzt ist Kasachstan nach Russland und Großbritannien Deutschlands drittwichtigster Rohöllieferant. Im Austausch erhält Kasachstan die Unterstützung deutscher Technologien, die es dem Staat erlauben werden, bisher ungenutzte Rohstoffvorkommen abzubauen. Neben dem Abkommen wurden außerdem Wirtschaftsverträge zwischen Unternehmen beider Länder geschlossen. „Deutschland und Kasachstan erreichen die Ebene der strategisch-langfristigen Partnerschaft“, beurteilt Präsident Nasarbajew diese Entwicklung. „Wir sind besonders daran interessiert, Deutschland und seine innovativen Technologien bei dem Ausbau und der Entwicklung unserer Industrie einzubeziehen“, so der Staatschef.

Außerdem soll Kasachstan von der deutschen Erfahrung im Bildungssektor profitieren. Der kasachische Bildungsminister wurde in diesem Zusammenhang beauftragt, das deutsche System der betrieblichen Berufsausbildung zu analysieren und gegebenenfalls zu prüfen, ob sich einzelne Elemente auch in Kasachstan realisieren lassen.

Neue außenpolitische Leitlinien Deutschlands

Das neue Abkommen mit Kasachstan steht für Deutschland unter dem Licht seiner neuen außenpolitischen Orientierung in Richtung der erstarkten Schwellenländer. Die Bundesregierung will verstärkt Exportchancen nutzen, die sich aus den gewachsenen Wirtschaften in China, Brasilien und auch in den zentralasiatischen Staaten ergeben. Außerdem sieht sie den geordneten Welthandel und damit auch den vertraglich geregelten Zugang zu Rohstoffen als einen wichtigen Faktor für politische Stabilität sowie für wirtschaftliche Rentabilität an. In den neuen Leitlinien ist zwar nur vage formuliert worden, welche Länder von Deutschland als wirtschaftsstarke Schwellenländer für eine Zusammenarbeit in Betracht gezogen werden, das neue Rohstoffabkommen zeigt allerdings, dass Kasachstan auf jeden Fall einen wichtigen Handelspartner für Deutschland darstellt. Kasachstan ist nach der Mongolei nun das zweite zentralasiatische Land, mit dem Deutschland ein Rohstoffabkommen eingeht.

Kasachstan sichert Deutschland Zugang zu begehrten Metallen

Für die deutsche Industrie ist diese politische Entwicklung überlebenswichtig. Nur ein Bruchteil der benötigten Rohstoffe kann in Deutschland produziert werden. Für den Eigenbedarf werden vor allem Braunkohle, Erdgas, Gips und Ton gefördert, doch sind es besonders Metalle wie die Seltenen Erden, die importiert werden müssen. Die Erden wie zum Beispiel Lanthan oder Neodym sind essentieller Bestandteil fast aller Hightech-Produkte wie Flachbildschirme und Computerfestplatten. Auch starke Magnete und Auto-Katalysatoren würde es ohne sie nicht geben. Parallel mit der wachsenden High-Tech-Industrie steigt der Bedarf an den Erden jährlich um ein Vielfaches. Im Handel mit den Seltenen Erden wird Kasachstan in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Seine Vorkommen an Seltenen Erden werden als die fünftgrößten der Welt eingeschätzt, doch werden sie bisher kaum ausgebeutet. Derzeit werden 97 Prozent der begehrten Rohstoffe in China abgebaut, was diesem Land quasi eine Monopolstellung sichert, obwohl es nur über ein Drittel der Vorkommen auf der Welt verfügt. Für Kasachstan ist es daher besonders wichtig, dass sich unter den deutschen Vertragspartnern auch Unternehmen wie die Leipziger Takraf GmbH befinden. Diese baut und wartet moderne Anlagen zur Ausbeutung von Gruben und Minen. Neben Seltenen Erden sollen auch Uran und Kupfer mit Hilfe deutscher Technologien gehoben werden. Besonders betonte Nasarbajew während seines Besuchs in Deutschland die in Zukunft stärkere Orientierung an der Europäischen Union. Die Einnahmen aus dem durch Deutschland ermöglichten Rohstoffabbau sollen vor allem für den Ausbau der kasachischen Industrie genutzt werden.

Quellen: dpa.de, tagesschau.de, zeit.de, ftd.de

Von Melanie Frank

Teilen mit: