Laut dem Fernsehkanal „Habar 24“ kommen jährlich zwölf Prozent der Kinder in Kasachstan zu früh auf die Welt. Im Jahr 2008 überlebte nur die Hälfte der Frühgeborenen, aber im Vorjahr wurden dank der Ärzte und Krankenschwestern 97 Prozent der Frühchen gerettet. In gewisser Weise ist das auch die Leistung der Mitglieder des Verbandes „28 Maschen”, die Wollsachen für Kinder stricken.

Fortsetzung der Reihe „Junge Redakteure“. Vorheriger Beitrag: 24.12.2019

Der Verband „28 Maschen“ wurde 2012 von der Journalistin Karla Nur in Kasachstan gegründet. Die Freiwilligen des Verbandes stricken Wollkleidung für Frühgeborene, die sie wärmen und helfen, die ersten Atemzüge zu machen. In Brutkästen haben die Wollsachen die optimale Temperatur für die Neugeborenen. In dieser Zeit brauchen sie so viel Wärme, wie möglich. Die Wollfasern haben eine Beschaffenheit, die einen Massage-Effekt erzielen und die Entwicklung der Motorik von den Frühgeborenen fördern.

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Der Dachverband hat insgesamt 97 Untervereine mit etwa 2.000 Mitgliedern, die in neun Ländern vertreten sind: Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Lettland, Russland, Weißrussland, Ukraine, Aserbaidschan und Georgien. Seit 2012 wurden mehr als 14.000 Wollsachen in die Perinatalzentren verteilt. 2017 wurde dem Verein „28 Maschen“ der Nationalpreis „Altyn Zhurek“ (Goldenes Herz) verliehen.

Elmira Kurmanbajewa, eine Teilnehmerin aus Nur-Sultan, erzählt, warum sie Mitglied wurde:

„Im Jahr 2012 hat meine Freundin ein Kind bekommen. Das Mädchen war Frühgeborene. Ihr Gewicht war 1600 g. Meine Freundin bat mich, Wollsachen für das Baby zu stricken. Ich verstand nicht, wozu man sie braucht. Dann erklärte sie, dass diese Wollkleidung das Baby wärmt und wie eine Massage wirkt, dank der das Mädchen überleben könne. Ich hatte Angst, dass das Kind es nicht schaffen könnte. Deswegen strickte ich fast die ganze Nacht, und am Morgen übergab ich der Mutter die Sachen. Jetzt ist dieses Mädchen 7 Jahre alt und wohnt auf der Krim, worüber ich sehr froh bin.

2016 erfuhr ich durch die sozialen Netzwerke, dass der Verband „28 Maschen“ auch in Nur-Sultan tätig ist. Im November begann ich ihn zu besuchen. Seitdem stricke ich fast während meiner ganzen Freizeit. Da ich in diesem Bereich sehr erfahren bin, stricke ich sehr schnell. In drei Jahren habe ich schon 52 Sätze gestrickt. Vor drei Jahren feierte die Organisation, in der ich tätig bin, ihr 20-jähriges Jubiläum. Zu diesem Fest habe ich einen Kleidungssatz gestrickt. Meine Kolleginnen zeigten daran großes Interesse.

Schließlich haben wir entschieden, jeden Donnerstag zusammen Kleidung für Babys zu stricken. Das ist bis heute noch so. Schon 15 Mitarbeiter sind dabei und kürzlich haben wir eine große Spende von unserem Arbeitsgeber bekommen – er hat uns eine elektronische Strickmaschine geschickt, mit deren Hilfe wir noch schneller stricken können. Heute helfen wir nicht nur den Babys, sondern freuen uns auch über unsere Gemeinschaft, in der eine freundliche Atmosphäre herrscht.“

Das Problem sichtbar machen

In diesem Jahr wurde vom 16. bis 23. November in Nur-Sultans größtem Unterhaltungszentrum „Mega Silk Way“ eine Fotoausstellung zum Tag der Frühgeborenen veranstaltet. Der Name der Ausstellung lautete „World Prematurity Day“. Ziel ist es, mit den Fotos den Menschen zu zeigen, dass dieses Problem existiert und mehr beachtet werden sollte. Elmira Kurmanbajewa nahm an dieser Ausstellung teil und präsentierte von ihr gestrickte Kleidungsätze.

Arina Belotskaja

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