Robert Burau lebt in Deutschland und ist Herausgeber vieler russlanddeutscher Autoren. Die Bücher mit dem Zeichen „BMV Verlag Robert Burau” sind meist prachtvoll gestaltete, mit feinem Geschmack ausgewählte, helle, beeindruckende Umschläge. Russlanddeutsche Schriftsteller wie Johann Warkentin, Rosa Pflug und Wendelin Mangold, sowie der Band „Senfkorn. Gedichte und Erzählungen” von Lore Reimer und „Mit anderen Worten: Gedichte” von Johann Bär sind unter anderem in diesem Verlag erschienen. Mit dem Verleger Robert Burau sprach unsere Autorin Jelena Seifert.
Herr Burau, erzählen Sie bitte von Ihren Wurzeln und von Ihrer Kindheit. Wo sind Sie geboren und aufgewachsen?
Meine Vorfahren waren französische Protestanten, die sogenannten Hugenotten, die Ende des 17. Jahrhunderts vor den Verfolgungen seitens der katholischen Kirche nach Preußen flohen, dort in Kontakt mit den Mennoniten kamen und deren Sprache – das mennonitische Plattdeutsch – übernahmen. Durch die Initiative der Zarin Katharina der Großen gelangten sie nach Russland, und zwar schon mit jener Zweisprachigkeit, die für die russlanddeutschen Mennoniten bezeichnend ist: Hochdeutsch im öffentlichen Leben und Platt im häuslichen Alltag. Diese an sich recht labile Sprachsituation wurde durch die Vertreibung im Sommer 1941, wie bekannt, tragisch zerrüttet, und meine Eltern versuchten konsequent, für uns Kinder auch im fernen Ural wenigstens das Hochdeutsch über die schwere Zeit zu retten. Als 1957 die deutschsprachige Zeitung „NEUES LEBEN” in der Sowjetunion erschien, war ich dreizehn, aber zu sehen bekam ich sie erst später in den 60er Jahren, während meines Zahnmedizinstudiums an der Hochschule in Alma-Ata. 1988 bin ich nach Deutschland ausgereist und lebe jetzt in Lage, Westfalen.
Sie sind ein sehr kunstinteressierter Mensch, was ist Ihr eigentlicher Beruf?
Lebhaftes Interesse für Musik und Literatur habe ich von meinem Elternhaus mitbekommen und als Zahnarzt bin ich bestrebt, meine knappe Zeit einigermaßen zwischen den beruflichen Anforderungen und jenen „musischen Neigungen” einzuteilen.
Seit wann sind Sie als Herausgeber tätig?
Den BMV Verlag Robert Burau gibt es seit Ende 1999. Bis dato haben wir pro Jahr im Durchschnitt acht bis zehn Bücher herausgegeben, nun insgesamt über sechzig Titel, die auf unserer Webseite aufgelistet sind. Die Belange russlanddeutscher Literatur haben mich auch in Deutschland immer schon stark bewegt, und in Deutschland angekommen, war ich – nachdem ich Fuß gefasst hatte – von dem Wunsch beseelt, meinen schreibenden alt-neuen Landsleuten zumindest organisatorisch behilflich zu sein, in Deutschland einiges veröffentlichen zu können. So wurde vor sechs Jahren der Zahnarzt zum Verleger, doch ich arbeite weiter als niedergelassener Zahnarzt mit eigener Praxis. Ein Zuckerschlecken ist das allerdings nicht, und traurig stimmt einen das mangelnde Interesse der (Nicht)Leser.
Neben dem berufsbedingten Lesen haben Sie sicher auch Ihre eigenen Favoriten. Nennen Sie bitte Ihre Lieblingsschriftsteller.
Lieblingsautoren? Um es mit einem hiesigen Prominenten zu sagen: „Das ist ein weites Feld”, jedenfalls gehören für mich unbedingt auch Klassiker, vor allem Lyriker, in den erlauchten Kreis. Was meine russlanddeutschen Favoriten betrifft, will ich keine Namen nennen. Nur ganz generell: Am meisten angetan bin ich von solchen Autoren, die es nicht dem Härchenfischer im Verlag oder gar dem heimlichen Übersetzer überlassen, um den bestmöglichen sprachlichen Ausdruck zu ringen.
Vergleichen Sie bitte deutsche und russlanddeutsche Bücher. Welche Unterschiede sehen Sie?
Der gravierendste und für uns schmerzlichste Unterschied ist offensichtlich unsere Sprachnot, und mit der werden wir uns ein Leben lang herumzuschlagen haben. Aber ist denn das nicht fesselnd? Und welch ein lohnendes Ziel! Die jungen Autoren, die sich dem Deutschen nicht verschließen, sind, klarer Fall, in einer günstigeren Lage.
Schreiben Sie selbst literarische Werke? Haben Sie vielleicht ein Tagebuch? Und womit verbringen Sie sonst Ihre Freizeit?
Anderen am Zeug flicken lässt sich freilich flotter, als selber zu schreiben. Hab es bislang nicht ernsthaft versucht. Zeit habe ich eigentlich keine, aber wenn ich kann, nehme ich sie mir für Musik, Theater, Reisen und natürlich für meinen Garten.
Herr Burau, eine letzte Frage: Haben Sie nach Ihrer Ausreise nach Deutschland noch mal Kasachstan und Russland besucht?
Nein, hab ich noch nicht, aber irgendwann tue ich es ganz gewiss.
Vielen Dank für das Gespräch!
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BMV Verlag Robert Burau, Uekenpohl 31, 32791 Lage (Westf.), Deutschland
e-mail: info@bmv-burau.de
www.bmv-burau.de
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13/01/06