Bodo Lochmann ist im Rahmen einer Langzeitdozentur des DAAD in Almaty. Der in Moskau ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler (Dr.oec.habil) ist Rektor der DKU.
Vielerorts trifft man auf Vorbehalte und Ängste, wenn es um die aktuelle und künftige Rolle Chinas in der Weltwirtschaft geht. Das Land entwickelt sich natürlich immer mehr zur globalen Fabrik der Welt und hat jetzt schon die Strukturen der Weltwirtschaft in einigen Branchen kräftig durcheinandergewirbelt. Das wird auch in absehbarer Zukunft eher so weitergehen. Viele chinesche Firmen sind dabei nicht gerade zimperlich, wenn es z. B. um die illegale Nutzung von Know-how von Firmen aus anderen Ländern geht. Zudem hat die Regierung die Wirtschaft, darunter die Exporte, bisher aktiv am Laufen gehalten, indem sie z. B. die Konkurrenzfähigkeit maroder (also eigentlich zu liquidierender oder zu sanierender) Staatsunternmehmen mit billigen Krediten künstlich erhalten hat.
In letzter Zeit sind jedoch einige Fakten zu konstatieren, die eine gewisse Einschränkung der Expansion chinesischer Firmen auf den Weltmärkten wahrscheinlich erscheinen lassen. Zum einen sind es die Regeln der WTO (deren Mitglied China seit 2002 ist), die allmählich auch durchgesetzt werden, z. B. zum Schutze des geistigen Eigentums. Zum anderen hat die Regierung mittlerweile selbst Angst bekommen vor dem schon lange anhaltenden hohen Wirtschaftswachstum. Das birgt die Gefahr einer „Überhitzung“ der Wirtschaft mit sich, wodurch die Gefahr wächst, um so tiefer abzustürzen, je höher man vorher aufgestiegen ist. Zumindest hat man verkündet, dass die Politik über die Nutzung des Geld- und Finanzmechanismus das Wachstum verlangsamen und vor allem gleichmäßiger über das Riesenreich verteilt organisieren will. Offensichtlich sind bereits jetzt die sozialen Spannungen zwischen den prosperierenden Küstenregionen und dem zurückgebliebenen Landesinnern gefährlich groß.
Nicht zuletzt hat die Nationalbank vor einigen Monaten einen ersten, wenn auch noch kleinen Schritt getan, um den Wechselkurs des Yuan zu den wichtigsten Weltwährungen schrittweise freizugeben. Bisher ist dieser fest an den Dollar gekoppelt, was infolge der Unterbewertung des Yuan der chinesischen Exportwirtschaft bedeutende Konkurrenzvorteile gegenüber Produzenten aus anderen Ländern verschafft. Der Yuan müsste infolge der gewaltigen Exportüberschüsse Chinas eigentlich deutlich aufgewertet werden, was Exporte weniger attraktiv, dafür aber Importe in heimischer Währung billiger macht. Der Außenhandelsbilanzüberschuss könnte sich deshalb verringern, weil auch die Exporte nach China stärker wachsen könnten als bisher. Der feste Wechselkurs hat also die chinesischen Produzenten bisher vor ausländischer Konkurrenz geschützt, was sich künftig verringern wird.
Dennoch wird China auch künftig ein ernstzunehmender Partner bleiben bzw. in vielen Branchen erst noch werden. Darüber zu jammern, ist allerdings Unsinn. Es hat in der Geschichte der Weltwirtschaft immer wieder starke Verschiebungen zwischen den Ländergewichten gegeben und das wird in Zukunft auch so bleiben. Man darf das nur nicht kampflos hinnehmen, wobei natürlich mit ehrlichen, also marktwirtschaftlichen Methoden, zu kämpfen ist.
Bodo Lochmann
17/03/06