Die Republik Kasachstan ist seit Mitte der 1990er Jahre in Frankfurt am Main diplomatisch vertreten. Kürzlich ist das Konsulat in das feine Frankfurter Westend umgezogen. Doch nicht nur die Adresse, auch das Personal hat gewechselt: Beibut Atamkulow ist seit vier Monaten der neue Generalkonsul Kasachstans in der Mainmetropole. DAZ-Reporter Kostja Dallibor sprach mit ihm über seine Diplomatenkarriere und die Besonderheiten der deutsch-kasachischen Beziehungen.

/Bild: Kostja Dallibor/

„Wir sind umgezogen, weil wir bleiben möchten“, sagt Beibut Atamkulow lächelnd. „Die Konsulatsräume am Untermainkai hatten wir gemietet, dieses Gebäude hier ist gekauft.“ Schon bei der Begrüßung schimmert die traditionelle kasachische Gastfreundschaft und Höflichkeit durch. Bisher habe er nur sehr gute Erfahrungen mit den deutschen Partnern gemacht, bilanziert er. Seine Affinität zu „den Deutschen“ rühre noch aus seinen Kindertagen. Atamkulow ist in der Nähe von Almaty in Usun-Agasch aufgewachsen, einem Ort mit einer großen deutschen Minderheit.

Kein typischer Karrierediplomat

Der Wirtschaftswissenschaftler hat im russischen St. Petersburg promoviert und ist Vater dreier Kinder. Doch ein typischer Karrierediplomat ist er nicht: Beruflich kommt Atamkulow aus der metallverarbeitenden Industrie, fing im Norilsker Bergbau- und Hüttenkombinat an und brachte es zum Präsidenten der Gesellschaft „Rachat“. Seit 2006 ist er im Diplomatischen Dienst: zunächst als Botschaftsrat in Moskau sowie Teheran und nun als Generalkonsul in Frankfurt.

Die Bundesrepublik Deutschland unterhält mit Kasachstan seit 16 Jahren diplomatische Beziehungen, die Übersiedler und Russlanddeutschen sieht Atamkulow als „lebende Brücke“. Aufgrund der starken historischen und familiären Verbindungen zwischen beiden Ländern gäbe es eine gute Basis für gemeinsame Geschäfte, meint der Generalkonsul. Derzeit unterhalten etwa 1.500 deutsche Unternehmen Geschäftsbeziehungen zu Partnern in Kasachstan. Im vergangenen Jahr betrug das bilaterale Handelsvolumen 5,6 Milliarden Euro. Bei einer Gesamtauslandsinvestition in Kasachstan von 100 Milliarden US-Dollar beläuft sich das deutsche Kapital auf 2,3 Milliarden US-Dollar. Umgekehrt betragen die kasachischen Investitionen im Ausland 28 Milliarden US-Dollar, davon 1,3 Milliarden in der Bundesrepublik.

Frankfurt – Drehscheibe und Sprungbrett

Angesichts von 5.000 Kilometern Entfernung zwischen beiden Ländern sind die Fluggesellschaften eine wichtige Verbindung. Für die Fluggesellschaft Air Astana, ein Gemeinschaftsunternehmen der staatlichen kasachischen Holding „Samruk“ (51 Prozent) und der britischen BAE Systems (49 Prozent), ist Frankfurt mittlerweile die Hauptdrehscheibe in Europa, die noch durch München ergänzt werden soll. Schließlich sieht Kasachstan in der Entwicklung seines Tourismussektors noch ein großes Potenzial.

Frankfurt, so scheint es, ist auch eine Drehscheibe und ein Sprungbrett für kasachische Diplomaten. Der ehemalige Frankfurter Generalkonsul in den Jahren 2002/2003 und Absolvent der Berliner Humboldt-Universität, Nurlan Onschanow, ist jetzt Botschafter in Berlin.

Von Kostja Dallibor

08/08/08

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