Kasachstan verfügt über reichhaltige natürliche Ressourcen und günstige Bedingungen für die Entwicklung seiner Landwirtschaft und baut mit diesem Ziel aktiv Partnerschaften mit internationalen Organisationen aus. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist die Kooperation mit der Deutschen Lehranstalt für Agrartechnik, DEULA-Nienburg. Seit seiner Gründung im Jahr 1926 fördert DEULA-Nienburg den Austausch von Wissen und Erfahrungen in der Agrartechnologie und nachhaltigen Landwirtschaft. In diesem Artikel beleuchten wir anhand mehrerer Interviews, wie die Technologien und das Know-how von DEULA-Nienburg zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft in Kasachstan beitragen können und welche Perspektiven sich für beide Länder daraus ergeben.
Was ist DEULA-Nienburg?
Irina Zharova, Leiterin der studentischen Praktika bei DEULA-Nienburg: Wir sind ein Unternehmen, das sozusagen ein staatliches Projekt umsetzt. Die Unternehmen, bei denen die Studierenden ihr Praktikum absolvieren, sind Partner von DEULA-Nienburg. Diese Unternehmen sind Teil des deutschen Bildungssystems und bieten eine Ausbildung an. Sie bilden sowohl auf dem Binnenmarkt als auch auf dem externen Markt aus.
DEULA-Nienburg ist auch eines der Unternehmen, die in das deutsche Bildungssystem eingebunden sind. In jedem Bundesland gibt es eine DEULA, aber DEULA-Nienburg hat sich entschieden, auch internationale Projekte zu übernehmen.
Kurz gesagt, wir sind die „Muttergesellschaft“ und gewinnen Partner, mit deren Hilfe wir das Programm umsetzen.
Wie erfolgt der Auswahlprozess für Praktikanten? Welche Kriterien sind am wichtigsten?
I.Zh.: Da wir im Bereich der Landwirtschaft tätig sind, müssen die Praktikanten in erster Linie Studenten sein, die an landwirtschaftlichen Universitäten studieren. Es gibt auch Kriterien, die vom Staat festgelegt werden. Zum Beispiel müssen alle Universitäten in der Anabin-Datenbank aufgeführt sein und den Status H+ oder H+/- haben.
Was wir von zukünftigen Praktikanten am meisten erwarten, ist die Motivation. Wir verlangen von unseren Praktikanten auch ein grundlegendes Niveau der deutschen Sprachkenntnisse und mindestens vier abgeschlossene Semester im Bachelorstudium oder ein abgeschlossenes erstes Semester im Masterstudium.
Welche Vorteile bietet DEULA-Nienburg als Zentrum für praktische Ausbildung für Studierende?
I.Zh.: Die Studierenden nehmen nicht nur berufliches Wissen mit nach Hause, das sie während ihres viermonatigen Praktikums erworben haben, sondern entwickeln auch ihre kommunikativen Fähigkeiten. Ein weiterer Vorteil für die Praktikanten ist der interkulturelle Austausch, der Austausch von internationaler Erfahrung, die Bereicherung der Sprache und des Wissens.
Zukünftige Fachkräfte haben die Möglichkeit, heute Wissen zu erlangen, das sie in der Zukunft anwenden können, möglicherweise in Zusammenarbeit mit jenen Menschen, die sie während ihres Praktikums kennengelernt haben. Es besteht die Chance, dass Studierende sich auf anderen Plattformen und Veranstaltungen wie der „KazAgro/Kaz-Farm-2024“ wieder treffen können. Wenn man über das Studentenprogramm spricht, ist natürlich der Aspekt der Ausbildung im Umgang mit verschiedenen Kulturen und Menschen unbestreitbar positiv.
Was ist Ihr Ziel als Führungskräfte?
Alexander Zharov, Leiter der Projektentwicklung für Osteuropa und Zentralasien bei DEULA-Nienburg: Eines der Ziele, die wir erreichen möchten, ist das Zusammenbringen von Menschen. Wir streben danach, dass Studierende, also zukünftige Fachkräfte, ihre beruflichen Erfahrungen teilen und sich in dem Bereich, den sie gewählt haben, weiterentwickeln können. Auf diese Weise können erfahrene Fachleute die Landwirtschaft direkt in ihrem Heimatland weiterentwickeln. Ich persönlich finde es gut, dass die Gemeinschaft der Studierenden so gebildet wird, dass durch einen engen Austausch neue Ideen entstehen und in die Tat umgesetzt werden können.
Für uns ist es ein Erfolg, wenn unsere Praktikanten auch nach dem Praktikum in ihrem Beruf bleiben und sich darin weiterentwickeln.
Wie können Studierende, die ein Praktikum absolviert haben, zu Führungspersönlichkeiten in der Entwicklung der Landwirtschaft in Kasachstan werden, indem sie ihre Erfahrungen und Verbindungen zu Deutschland nutzen?
A.Zh.: Es ist eigentlich ganz einfach, und mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle.
Erstens geht es um den Horizont. Wenn die Praktikanten nach Deutschland kommen, wo die Landwirtschaft auf einem sehr hohen Niveau entwickelt ist, erhalten sie wertvolle Kenntnisse über das europäische Landwirtschaftssystem, die auch in Kasachstan Anwendung finden könnten. Durch das Praktikum bei uns beginnen die Studierenden, viel mehr zu verstehen, und erweitern so ihren Horizont.
In den vier Monaten lernen die Praktikanten zumindest in groben Zügen, wie man ein Geschäft richtig führt, mit Tieren und Maschinen arbeitet und so weiter.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass die Fläche Deutschlands viel kleiner ist als in Kasachstan, weshalb es für Deutschland wichtig ist, seine Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen. Die deutschen Fachleute gehen sehr sorgfältig mit den Ressourcen um und versuchen, diese zu bewahren, zum Beispiel die Fruchtbarkeit des Bodens. Die Praktikanten lernen, wie man diese Ressourcen effektiv und nachhaltig nutzt. Wenn sie nach Kasachstan zurückkehren, bringen sie praktische Kenntnisse in diesem Bereich mit.
Und natürlich bringen sie auch Kontakte mit nach Hause. Es sind dies Kontakte zu erfahrenen Bauern, zu verschiedenen Dienstleistern und zu verschiedenen Spezialisten. Das ist wichtig, denn gerade die erfahrensten Bauern beauftragen auf die eine oder andere Weise Service-Spezialisten, deren Dienste den Bauern bei ihrer Arbeit großen Nutzen bringen.
Außerdem gibt es in Kasachstan viele Tochtergesellschaften. Eine Person, die versteht, wie der Prozess in Europa funktioniert, wird ihn auch in Kasachstan hervorragend umsetzen können.
Wie hat das Praktikum bei DEULA-Nienburg Ihr Studium beeinflusst?
Nargiz Rakhmetova: Mein Studienfach ist Standardisierung, Zertifizierung und Metrologie. Ich habe an Seminaren teilgenommen und Vorlesungen zu folgenden Themen gehört: Unternehmensmanagement im Agrarsektor, Hotel- und Gaststättengewerbe im Bereich Agrotourismus, Organisation von kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen auf agrotouristischen Höfen, Besonderheiten der Führung eines Haushalts und eines Agrarbetriebs in Deutschland, Bodenbearbeitungsgeräte und Bewässerungstechnik, Fütterungstechnik für Tiere und Ausrüstung für die Arbeit auf dem Hof (Tierhaltung) sowie die optimale Nutzung von Maschinen.
Die erworbenen theoretischen Kenntnisse wurden durch die Praxis im Unternehmen gefestigt. Neben den fachlichen Fähigkeiten habe ich mein Deutsch erheblich verbessert, insbesondere die berufliche Fachterminologie. Dies wird ein großer Vorteil für meine weitere Karriere sein.
Insgesamt war das Praktikum für mich nicht nur ein Meilenstein in meiner beruflichen Entwicklung, sondern auch eine bedeutende Lebenserfahrung. Ich empfehle allen Studierenden, die sich für Landwirtschaft interessieren, die Möglichkeit eines Praktikums im Ausland in Betracht zu ziehen, insbesondere in Ländern wie Deutschland. Es ist eine einzigartige Gelegenheit, Best Practices kennenzulernen und neue Horizonte zu entdecken.
Nargiz Rakhmetova ist Studentin im letzten Studienjahr an der Kasachischen Agrartechnischen Universität namens S. Seifullin in Astana. In diesem Jahr hat sie eben jenes Praktikum bei DEULA-Nienburg absolviert.