Die Anzahl internationaler Paare nimmt weltweit zu, so auch in Kasachstan. Was ist zu beachten und welche Schwierigkeiten kommen auf einen zu, wenn die bessere Hälfte aus Kasachstan stammt? Das erfahren wir im Gespräch mit dem Autor des Buches „Meine kasachische Hochzeit“ Artem Kouida.

„[…] Denn eines Tages traf ich die Unbekannte, später die Frau meines Lebens, obwohl ich es vorerst gar nicht ahnte. […] So war es geschehen, dass wir uns verliebten. Danach folgte der Heiratsantrag in Barcelona, das JA-Wort und… die Tradition eines zentralasiatischen Steppenvolkes.“

Mit „Meine kasachische Hochzeit“ nimmt Artem Kouida den Leser mit auf seinen steinigen Weg zur Eheschließung mit einer kasachischen Frau. Das Buch bietet tiefe Einblicke in die interkulturelle Achterbahnfahrt zwischen Tradition und Liebe. Am Ende steht trotz all dem das strahlende Ziel einer grenzüberschreitenden, bedingungslosen Liebe.

In jedem Land erlebt man die kulturellen Unterschiede anders. Sie haben ja einen deutsch-belarussischen Hintergrund, was auch einen zentralen Punkt in Ihrem Buch darstellt. Gab es etwas, was Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Es gab viele kleine Dinge, wie man z. B. aus einem kasachischen Kese Tee trinkt. Das kennt man in Deutschland so ja nicht. Mich hat es schon gewundert, dass es bei dieser Teeschale keinen Griff gibt, und damit muss man lernen umzugehen. Die Familie meiner Frau und ich haben einmal an einem kleinen Tisch gesessen. Ich musste erst lernen, wie man sich korrekt hinsetzt, damit man die anderen nicht bedrängt und man auch selbst komfortabel sitzt. Solche Kleinigkeiten halt.

Wie sah es mit der zwischenmenschlichen Kommunikation aus, gab es vielleicht auch Konflikte?

Nein, ich bin ein aufgeschlossener Mensch und ich interessiere mich sehr für andere Kulturen. Ich habe anderthalb Jahre in Spanien gelebt und studiert, das war damals auch eine neue Sprache und Kultur für mich. Als angehender Spanischlehrer musste ich dort ein Praxisjahr machen. Kasachstan war da nicht viel anders mit einer eigenen Sprache und Kultur. Zum Glück können wir uns auf Russisch verständigen, das war eine große Erleichterung. Ich war nicht darauf gedrillt, meine eigene Sichtweise durchzuboxen, sondern ich war einfach neugierig und ließ es auf mich zukommen. Und wenn ich etwas nicht verstanden habe, dann habe ich eben meine Frau gefragt. So haben wir alles friedlich regeln können.

Sie haben ja auch einen deutschen Hintergrund. Wie blickt Ihre Frau auf diesen?

Am Anfang gab es natürlich eher vorsichtige Schritte, auch von meiner Verwandtschaft: Wie ist es denn, einen Menschen aus einem anderen kulturellen Kreis zu heiraten? Wird alles gut gehen? Könnten kulturelle Unterschiede zu einem Problem führen? Aber es hat sich schnell gelöst und wir fanden schnell eine gemeinsame Sprache. In meiner Familie ist es so, dass man gänzlich frei ist, seine eigene Kultur und Sprache auszuleben. Wir feiern alle Feiertage, deutsche, belarussische und kasachische, gemeinsam. Die kasachische Tradition hat schon Einzug genommen. Unsere beiden Kinder wachsen in drei Kulturen auf.

Wie hat die Ehe mit einem Menschen aus Kasachstan Ihre eigene kulturelle Identität geprägt? Sind Sie selbst vielleicht etwas „kasachisch“ geworden?

Anfangs habe ich mich etwas zurückgehalten, weil ich die Kultur nicht kannte. Aber je mehr man die Kultur kennenlernt, desto mehr wird man „kasachisiert“. Das fand ich echt bereichernd für mich. Ich habe angefangen, mich für kasachische Geschichte zu interessieren, vor allem da ich Historiker bin. Ich finde es toll, wie stolz die Kasachen auf ihre Kultur sind. Es ist wichtig, sich auf die eigenen Wurzeln zu besinnen.

Internationale Hochzeiten nehmen weltweit zu. Haben Sie einen Rat für jene, deren bessere Hälfte aus einem anderen Land kommt?

Ja. Man sollte der anderen Kultur mit Humor und Aufgeschlossenheit begegnen, denn ohne Humor kann es etwas frustrierend sein, da so viel unverständlich ist. Allerdings muss man mit Humor auch vorsichtig umgehen, da er in anderen Kulturräumen unterschiedlich aufgefasst werden kann. Die ganzen Missverständnisse muss man ins Positive drehen und es nicht persönlich nehmen.

Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Anton Genza.

„Meine kasachische Hochzeit“ ist unter anderem auf Amazon erhältlich.

 

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