Zentralasien gerät zunehmend in den Blick internationaler Zusammenarbeit im Bereich der Nachhaltigkeit. Denn die Region ist besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen, wie der rapide Rückgang der Gletscher und die Zunahme extremer Wetterereignisse in den letzten Jahren bewiesen haben. Gleichzeitig zeigen die zentralasiatischen Staaten ein reges Interesse an der Förderung nachhaltiger Projekte und sowohl an internationaler als auch an bilateraler Kooperation. Mit den sich daraus ergebenden Chancen, mit den bestehenden Herausforderungen und Lösungsansätzen beschäftigte sich das Nachhaltigkeitsforum „Central Asia’s Sustainable Development Goals in a Changing Global Order“ am 19. September in Almaty.

Die sogenannten Sustainable Development Goals (SDG) sind siebzehn, im Jahr 2015 von den UN-Mitgliedsstaaten festgelegte Ziele im Bereich der Nachhaltigkeit. Sie sollen Armut, Ungleichheit und die Folgen von Klimawandel bekämpfen und Gesundheit, Bildung und wirtschaftlichen Wachstum fördern. Zehn Jahre nach der Annahme der SDG auch durch die zentralasiatischen Staaten blickte das Forum nun auf ihre Umsetzung im Kontext einer sich stetig ändernden Welt.

Vielfältige Perspektiven und internationale Partnerschaften im Fokus

Verteter:innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft waren geladen, um ihre Arbeit und ihre Ergebnisse vorzustellen. Eröffnet wurde das Forum durch den kasachstanischen Energieminister Erlan Akkenzhenov, der sowohl die besondere Betroffenheit der Region durch den Klimawandel als auch mögliche Chancen aus diesem Wandel darlegte.

Die Veranstaltung stand dabei im Zeichen der deutsch-kasachstanischen Kooperation. So betonte der deutsche Generalkonsul in Almaty Matthias Kiesler gleich zu Anfang das deutsche Interesse an einer engen Zusammenarbeit und sicherte zu, dass man auch unter der neuen Bundesregierung diesen Weg fortsetzen werde. Sowohl auf dem Podium als auch im Publikum nahmen darüber hinaus viele deutsche, aber auch internationale Gäste teil, die durch ihre Beiträge und Fragen den Blick auf das Thema weiteten.

Für eine weite Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven sprach sich auch Prof. Dr. Wolrad Rommel, Präsident der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty, aus. Dies sei notwendig, um technische Lösungen im Bereich Nachhaltigkeit in Zentralasien zu finden. Es eine Herausforderung für Kasachstan, eine neue Unternehmenslandschaft zu schaffen, die in Form verschiedener großer wie kleiner Unternehmen entstehen solle, um Innovationen voranzutreiben.

Gleichstellung und Wasserknappheit als zentrale Aufgaben

Eine weitere Herausforderung für Zentralasien könnte auch das SDG 5 darstellen, das die Gleichstellung der Geschlechter zum Ziel erklärt. Dass Zentralasien hier noch einiges zu tun hat, zeigte Caroline Milow von der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. So sei der Anteil der Frauen in Manager:innenpositionen in der Region zwischen 2015 und 2023 um 3,5 Prozentpunkte auf 11,6% zurückgegangen. Doch auch weltweit machten Frauen auf solchen Positionen nur weniger als ein Drittel aus.

Caroline Milow thematisierte darüber hinaus den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen (SDG 6) und sprach dabei über den Wasserstress – die mangelnde Verfügbarkeit von Süßwasser. Dieser habe 2022 für Zentral- und Südasien bei 69,5% gelegen, mehr als 50% über dem globalen Durchschnitt. Zwar könne man weltweit eine leichte Verbesserung der effizienten Wassernutzung feststellen, Zentral- und Südasien schnitten jedoch am schlechtesten ab. Hier müssten, so Caroline Milow, besonders ältere Generationen lernen, wassersparsamer zu leben.

Nachhaltigkeit braucht gesellschaftliche Einbindung

Auch andere Redner:innen sprachen von der Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Umdenkens. So führte Prof. Dr. Karen Shire von der Universität Duisburg-Essen aus, dass man die Menschen einbeziehen und die Kommunikation und Bildung verbessern müsse. Ein erster Schritt dahin könnte es sein, Foren wie das vom 19. September zu organisieren. Denn während auf dem Podium verschiedene Ansätze diskutiert wurden, saßen im Publikum vor allem jene, die die Ungleichstellung der Geschlechter und der Klimawandel am meisten betreffen werden – junge Zuhörerinnen. Es bleibt zu hoffen, dass schon bald sie vorn mitdiskutieren und eine nachhaltige Gesellschaft mitgestalten werden.

Leonore Franz

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