Wie auch im Vorjahr gab es 2023 in Kasachstan keine Militärparade anlässlich des 9. Mai. Natürlich wurde der „Tag des Sieges“ aber auch in diesem Jahr trotzdem gefeiert. Schließlich zahlten Kriegsteilnehmer aus Kasachstan mit einem hohen Blutzoll für den sowjetischen Sieg über Nazi-Deutschland. Dafür steht heute noch eine kleine Zahl an Veteranen, die am Dienstag gebührend geehrt wurden.

Vor 78 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation des Dritten Reiches am 8./9. Mai 1945. Das historische Datum wird heute unterschiedlich bezeichnet. Während etwa in Deutschland vom „Tag der Befreiung“ die Rede ist, feiern viele Nachfolgestaaten der Sowjetunion den 9. Mai als „Tag des Sieges“ – so auch Kasachstan, wo der Tag ein nationaler Feiertag ist. Landesweit wurde am Dienstag mit Gedenkfeiern an die Kasachstaner erinnert, die an den Kampfhandlungen teilnahmen und auf den Schlachtfeldern zwischen Stalingrad und Berlin ihr Leben ließen. Insgesamt waren das 1,3 Millionen Menschen, von denen laut Zahlen der Arbeitsministerin Tamara Duseinowa heute noch 237 als Veteranen am Leben sind.

Blumen am ewigen Feuer

In Almaty fand die wichtigste Zeremonie – wie traditionell üblich – im Park der 28 Panfilowzy statt. Dessen Namensgeber bilden das Herzstück des Gedenkens an die Kriegsteilnehmer aus dem heutigen Kasachstan: Die 28 Gardisten sollen die letzten übriggebliebenen Kämpfer einer Division gewesen sein, die vornehmlich aus kasachischen und kirgisischen Rekruten bestand. Nach verlustreichen Schlachten hätten sie, so die offizielle Version, unter Leitung ihres Generals Iwan Panfilow bei der Abwehr eines 54 Panzer starken Verbandes der deutschen Angreifer ihr Leben bei einem kleinen Ort vor Moskau gelassen.

Wie jedes Jahr legten Besucher aus Anlass des Jahrestages Blumen am ewigen Feuer ab, nachdem mit einer Schweigeminute der gefallenen Soldaten gedacht wurde. Auch Veteranen wurden geehrt. Zudem gab es eine Ausstellung von Kriegstechnik und ein Konzert, bei dem frühere Kriegslieder gespielt wurden. Der Akim der Stadt Almaty gratulierte während des Mittagessens für die Veteranen die ehemaligen Frontkämpfer und dankte ihnen für ihren heldenhaften Einsatz. Auch an anderen Orten in der Stadt fanden Konzerte anlässlich des „Tags des Sieges“ statt.

Tokajew nimmt an Parade in Moskau teil

Auf eine Militärparade, wie sie in früheren Jahren üblich war, wurde dagegen vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Lage abermals verzichtet. Stattdessen traf Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew am Dienstag gemeinsam mit den vier anderen Staatschefs der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken in Moskau ein, um der dortigen Parade auf dem Roten Platz beizuwohnen. Auch Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan und der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko nahmen daran teil. Einen Tag vor der Parade, am 8. Mai, besuchte Tokajew in Rschew, wo während des Zweiten Weltkriegs heftige Kämpfe tobten, einen Gedenkort für kasachstanische Kämpfer zweier Brigaden und legte dort Blumen nieder.

Auf seiner offiziellen Seite veröffentlichte das Staatsoberhaupt Kasachstans zudem eine Grußbotschaft anlässlich des 9. Mai und gratulierte seinen Landsleuten zum „Tag des Sieges“. Er erinnerte daran, dass jeder zweite Kriegsteilnehmer aus dem heutigen Kasachstan sein Leben an der Front ließ. „Wir sind der Generation der Sieger unendlich dankbar für den Friedenshimmel über uns“, so Tokajew. „Ihre ruhmreichen Verdienste dienen den Nachkommen als Beispiel. Die Ideale von Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit, die sie zu einem unglaublichen Preis verteidigt haben, werden für uns immer unerschütterliche Richtlinien beim Aufbau eines gerechten Kasachstans sein.“

Christoph Strauch

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