Unser Leben besteht aus einzelnen Momenten, die zusammen ein Ganzes bilden. Egal was Profis sagen: Im ewigen Streit, ob „digital“ oder „analog“ unser Leben mehr beherrscht, ist „digital“ der Hauptgewinner. Eine Verabredung, eine neue Arbeit, neue Freunde, ein neuer Tag – das alles sind kleine digitale Momente, aus denen sich das Bild unseres Lebens ergibt.
/Bild: Olga Kochubey. ‚Zu zweit oder jeder allein mit seinem Handy?’/
Wie komme ich eigentlich darauf? Na das ist doch logisch, wie ein Freund von mir sagen würde. Guten Morgen, das Handy klingelt! Rangehen nicht nötig – es ist nur die Weckfunktion. Allmählich erwacht alles. Und los geht’s. Verlässt man das Haus, gerät man in die moderne digitale Welt. Alles ist hier von digitalen Geräten okkupiert.
Wir eilen zur Arbeit oder zur Uni. Nächste Station: Haltestelle. Auch hier scheint das Handy sehr wichtig zu sein. Man spricht mit jemandem; nicht unbedingt leise, schreibt eine SMS oder hört einfach Musik. In den Bus eingestiegen, verändert sich das Bild kaum. Alle, egal ob Jugendliche, Männer, Frauen, Opas oder Omas – alle haben eines gemeinsam: die Kopfhörer! Mp3-Player sind überall, und aus allen Ecken drängen die verschiedensten Klänge hervor.
Ab und zu mischt sich die Stimme der Schaffnerin oder der Lautsprecher des Fahrers ein. Der Fahrer telefoniert zwischendurch auch mal gern. Gott sei Dank ist er nicht ganz rücksichtslos und benutzt „Hands-free“. Weiter geht es zum Arbeiten oder Studieren. Um erreichbar zu bleiben, stellt man einen lautlosen Modus ein.
Mittagspause. Bevor man den Ort erreicht hat, an dem man zu essen plant, hat man noch den Dschungel der Stadt mit zahlreichem Verkehr zu überwinden. Aber auch hier hat man seine digitalen Helfer: sprechende Ampeln, die bei Grün Musik spielen und zeigen, wie lange es noch dauert, bis es Rot wird. Und dann, statt einfach angenehm zu essen, geht man unbedingt in ein Café, in dem es kostenfreien Wi-Fi gibt. Man hat doch einfach nie seine Ruhe! Jetzt sitzt man mit dem Laptop im Café. Man kann ja während der Mittagspause noch kurz im Internet surfen, die E-Mails abrufen oder mit den Freunden per Skype kommunizieren. Aber nicht vergessen: Den Platz an der Steckdose nehmen, sonst ist der Akku gleich leer.
Abends, nach einer von Musik aus dem Mp3-Player begleiteten Fahrt nach Hause kehrt man nun in seine eigene digitale Welt zurück. Auch hier gibt es aber eine große Auswahl an Freizeitaktivitäten. Vor ein Paar Tagen war es ein gut ausgesuchter Film von der Festplatte, geschaut auf einem großen Fernsehbildschirm. Gestern dann ein Abend mit der Lieblingsmusik von der tollen Hi-Fi-Stereoanlage, an den die Nachbarn sich noch lange erinnern werden. Heute kann man den Tagesausklang anderen Dingen widmen – sich mal wieder mit den Freunden aus aller Herren Länder im Internet treffen. Es gibt ja viele neue Nachrichten und Kommentare zu den Bildern, die man vor ein Paar Tagen von der Kamera ins Netz hochgeladen hat. Dann sitzt man ewig vor dem Monitor, schaut sich die Bilder der anderen an, hinterlässt lustige Kommentare dazu, bevor man noch etwas an die „Pinn-Wand“ schreibt.
Oder man trifft sich „wirklich“, indem man ins Mikro spricht, die Stimme des anderen im Kopfhörer hört, während man sein von der Webcam aufgezeichnetes Bild auf dem Bildschirm des Computers betrachtet. Ganz spannend kommuniziert man dann mit einem anderen Land oder gar Kontinent!
Die digitale Welt ist doch perfekt, oder? Dazu noch praktisch und kontrollierbar. Wenn man von Zeit zu Zeit doch mal seine Ruhe haben will, lässt sich das alles ja leicht ausschalten. Wenn nicht, dann schaltet man sich selbst für kurze Zeit ab. Vielleicht auch deswegen wird der Urlaub in der Natur zunehmend beliebter.
Aber wenigstens das Aufladegerät für das Handy darf auch da nie fehlen!
Doch jetzt wird es Zeit, den Handywecker für morgen zu stellen, um den neuen digitalen Tag nicht zu verpassen, der das Lebensbild erneuern und weiter vervollkommnen wird!
Von Olga Kochubey
31/07/09