Als eines der Länder mit der geringsten Bevölkerungsdichte der Welt, bietet Kasachstan große Flächen für die Landwirtschaft. Dabei gewinnt auch der ökologische Landbau hierzulande an Attraktivität.

Die größte Volkswirtschaft Zentralasiens nimmt ihre Rolle als geopolitischer Brückenbauer in vielen Bereichen wahr – das gilt auch für die Landwirtschaft. Ende vergangener Woche fand in Almaty zum 18. Mal die „AgroWorld Qazaqstan“ statt, eine Messe für Agrarkultur im kulturellen Herzen der Region.

180 teilnehmende Unternehmen aus 23 Ländern stellten ihre Arbeit in den Bereichen Pflanzenanbau, Geflügelzucht, Gewächshäuser sowie eines effizienten Gartenbaus vor.

Dabei ging es auch um praktische Erfahrungen beim Einsatz von Düngemitteln und der Schädlingsbekämpfung. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Schulung von Organisationen, insbesondere in ländlichen Gebieten. So ist zum Beispiel die „Green School“ ein Projekt, das sich für die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit Lebensmitteln einsetzt. Diverse Schulungen an Bildungsinstituten sollen Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für die Umwelt und Lebensmittelsicherheit vermitteln.

Bedrohung durch den Klimawandel

Kaum eine andere Region der Welt ist so sehr von den Folgen der globalen Erwärmung betroffen wie Zentralasien. „Die landwirtschaftliche Entwicklung wird durch die begrenzte Verfügbarkeit von Land, Wassermangel und den langsamen technologischen Fortschritt behindert, während das schnelle Bevölkerungswachstum die Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit weiter belasten wird“, heißt es im neuesten Bericht der Eurasischen Entwicklungsbank (EDB).

„Das Potenzial [in Kasachstan] ist sehr groß“, erläutert Alexander Piskun von der KAHL Holding, einem in der Nähe von Hamburg ansässigen Unternehmensgruppe, die sich auf Verfahrenstechnik und Maschinenfertigung spezialisiert hat. „Wenn man zum Beispiel unseren kleinsten Kunden betrachtet, so hat der rund 120.000 Hektar Land. Das ist für Deutschland unvorstellbar – und er produziert alles. Von Milch bis Reis und Stroh. […] Wir sehen, was der Staat für die Landwirtschaft macht, und eben da sehen wir auch ein großes Potenzial für unsere Firma.“

Die kasachische Regierung kündigte unlängst die Ausweitung ihrer Investitionen im Bereich der Landwirtschaft an. Diese umfassten 2023 bislang 1,2 Billionen Tenge (2,25 Milliarden Euro), die für zinsvergünstigte Darlehen und sonstige Subventionen an Landwirte gehen, die in ertragsarmen Monaten geringere Einnahmen erzielen. Dazu gehörten auch Energie- und Heizkosten.

Bio-Produkte aus Kasachstan

Ökologische Landwirtschaft ist eine besonders umweltschonende, nachhaltige und artgerechte Art der Produktion. In Kasachstan ist sie noch selten und womöglich noch nicht allen Menschen ein Begriff, wie man es in Deutschland feststellen könnte, aber doch gänzlich fremd ist die ökologische Landwirtschaft den hiesigen Landwirten nicht.
Bereits heute werden mehr als 3.000 Quadratkilometer Land für die Produktion von ökologischen Erzeugnissen genutzt und etwa 30 Landwirte sind nach internationalen Standards zertifiziert.

Nichtsdestotrotz steht die ökologische Landwirtschaft in Kasachstan vor einer Reihe von Herausforderungen, wie z. B. der Notwendigkeit der Standardisierung, Zertifizierung und Ausbildung von Fachkräften.

Deutsch-Kasachische Zusammenarbeit

Der Deutsch-Kasachische Agrarpolitische Dialog (APD) ist ein vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördertes Projekt für binationalen Austausch im Bereich der Landwirtschaft und der Agrarpolitik. Deutschland unterstützt die Reformprozesse in Kasachstan mit Hilfe deutscher und europäischer Erfahrungen. Der ADP initiierte in der Vergangenheit mehrere Dialogplattformen zwischen den beiden Ländern, um mehr Expertise auf den Gebieten Nachhaltigkeit, ökologische Landwirtschaft, Agrarfinanzierung und regionaler Zusammenarbeit zu schaffen.

Die AgroWorld Qazaqstan ist eine wichtige Veranstaltung für den Agrarsektor, die eine Plattform für Unternehmen und Landwirte aus Kasachstan und dem Ausland bietet, um direkt miteinander in Kontakt zu treten, Kooperationen zu besprechen und Geschäfte abzuschließen.

Anton Genza

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