Der Titisee-Neustädter Franz Schätzle vertreibt und installiert über 5.000 Kilometer von zu Hause entfernt im kasachischen Almaty Solartechnik und energiefreundliche Heizanlagen.

/Foto: Cornelia Riedel. ‚Franz Schätzle aus Titisee-Neustadt zeigt die Solaranlagen, die er mit seinen Mitarbeitern auf einem Privathaus im kasachischen Almaty installiert hat. ‚/

„Schauen Sie, diese riesige Heizanlage haben wir hier in Almaty in einem Einfamilienhaus eingebaut!“ Franz Schätzle führt durch die ausgedehnten Kellerräume einer Villa. Hier im kasachischen Almaty, der ehemaligen Hauptstadt des Landes, die mancher Deutsche noch unter ihrem alten Namen Alma-Ata kennt, ist der Titisee-Neustädter seit drei Jahren zu Hause. Er verkauft und installiert zusammen mit seinen 15 größtenteils einheimischen Mitarbeitern deutsche umweltfreundliche Heiz- und Solartechnik.

Gefragte Technik aus Deutschland

„In dieser Region gibt es ca. 1.200 bis 1.400 Sonnenstunden pro Jahr, in Deutschland nur rund 850. Die Sonne ist hier also viel effektiver und dadurch sehr gut als Energiequelle geeignet. Das nutzen wir für unser Geschäft“, erzählt der 41-Jährige. Ehefrau Assema Jakupowa stammt aus Kasachstan, kennt die Gepflogenheiten vor Ort und unterstützt ihren Mann auch als Übersetzerin. „Hier in Kasachstan ist Umweltbewusstsein noch nicht so verbreitet, Heizkosten sparen die wenigsten bewusst, auch ist Energie viel billiger als in Deutschland“ erzählt sie. Doch das Unternehmerehepaar profitiert vom guten Ruf deutscher Qualität. Viele Geschäftsleute und Bauherrn im Land setzen auf Handwerker und Technik aus Deutschland und wollen nichts anderes, sagt Schätzle.

Im öl- und gasreichen Kasachstan sind es besonders die Betuchteren, die sich die teureren deutschen Anlagen und Handwerker für die Ausstattung ihrer Häuser bestellen. Oft würden sehr große Häuser gebaut ohne darüber nachzudenken, wie diese beheizt werden und was für Kosten das verursacht. „Wer hier einen Lexus oder Porsche fährt – und das gibt es oft – der hat auch das Geld für eine Solaranlage, denn dabei investiert er in umweltschonende Technik und leistet gleichzeitig noch einen Beitrag zur Luft- und Klimaverbesserung“, ist Schätzle überzeugt.

Die 1,5-Millionen-Stadt Almaty liegt am Fuße des Tienschan-Gebirges in der Nähe der Grenzen zu den Nachbarländern Kirgisistan und Tadschikistan. „Ich fühle mich sehr wohl hier, verbringe viel Zeit mit meiner Frau in der tollen Natur, beim Fischen oder beim Wandern in den Bergen“, erzählt Schätzle.

Vertrauensvolles Energiesparen

Doch das zentralasiatische Kasachstan kämpft mit der Wirtschaftskrise. Dass auch kasachische Bauherrn jetzt auf Heiz- und Energiekosten schauen und ökonomischer denken, davon profitiert Schätzles Unternehmen. „Deshalb arbeite ich oft wie ein Projektberater und unterbreite den Leuten Vorschläge, was sie einsparen können.“ Die Vertrauensbasis sei hier bei der Arbeit noch wichtiger als in Deutschland. „Wenn meine Kunden in einem Jahr merken, dass sich meine Berechnungen und Einsparpotentiale bewahrheitet haben, arbeiten sie weiter mit mir“, beschreibt er die zentralasiatischen Gepflogenheiten.
Als gelernter Zimmermann und Heizungsinstallateur baute Franz Schätzle vor 15 Jahren eine Heizungsfirma im Schwarzwald auf. „Irgendwann bin ich auf erneuerbare Energien umgestiegen, und als auf einer Messe eine deutsche Heizungsfirma dann einen Repräsentanten für Kasachstan gesucht hat, hab ich die Herausforderung angenommen“, erzählt Schätzle. Inzwischen hat er sein eigenes Unternehmen. Der Firmenname „Alleheizung“ sei jedoch Zufall. „Weil wir ‚Alle Heizungssysteme‘ anbieten, ist bei der Registrierung der Firma durch die kasachischen Behörden aus Versehen der Name „Alleheizung“ herausgekommen. Aber der Begriff prägt sich gut ein und ich werde oft darauf angesprochen“, freut sich Schätzle.

Tatkräftige Unterstützung erhält der Unternehmer von seinem besten Freund und Mitarbeiter Waldemar Schmidt. Ab und zu kommen auch ehemalige Arbeitskollegen aus dem Schwarzwald zu Besuch, um Dachdeckerarbeiten auszuführen. Und dann zeigt Schätzle gern seine neue Heimat Almaty.

Doch der deutsche Unternehmer kämpft in dem zentralasiatischen Land auch mit Herausforderungen. So sei die Stromversorgung oft nicht stabil: „Bei Energieschwankungen oder unregelmäßiger Versorgung ist auch die von uns eingebaute Technik anfälliger. Und wenn ein Investor hier deutsche Produkte kauft, dann erwartet er natürlich, dass das auch funktioniert!“ Auch mit umständlichen Genehmigungsverfahren und den kasachischen Behörden hätten sie oft zu kämpfen.

Zum Jahreswechsel war er für einige Tage gemeinsam mit seiner Ehefrau Assema Jakupowa zu Besuch in der badischen Heimat. „Die Wildgerichte aus dem Hotel Bad in Eisenbach, die vermisse ich manchmal“, erzählt Schätzle. Für 2010 hat er sich einiges vorgenommen: „Wir wollen uns im kommenden Jahr auch mit Projektierungsfirmen treffen und ihnen erklären, dass es nicht nur darum geht, ab wann sich eine Heizanlage lohnt, sondern was man für seine Kinder tun kann!“

Von Cornelia Riedel

12/02/10

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