Nach offiziellen Statistiken haben ca. 50 Prozent der deutschen und 30 Prozent der kasachstanischen Bevölkerung keine eigene Wohnung und müssen eine solche mieten. Diese Frage ist besonders in den großen Städten wie Almaty und Berlin aktuell, wo die Nachfrage größer ist als das Angebot. In diesem Artikel möchte ich meine eigenen Erfahrungen teilen und den Prozess der Wohnungssuche in Kasachstan und Deutschland vergleichen.

Die Suche nach einer Wohnung beginnt mit der Recherche auf dem Wohnungsmarkt. Sowohl in Kasachstan als auch in Deutschland werden dafür am häufigsten Internet-Ressourcen und soziale Netzwerke genutzt. Die populärsten Ressourcen dafür in Almaty sind die Webseiten Krisha.kz und OLX (vergleichbar mit eBay Kleinanzeigen – Anm. d. Red.), sowie verschiedene Chats in Telegram, in denen regelmäßig Annoncen von den Menschen auftauchen, die nach einem/einer Mitbewohner/in oder Mieter/in suchen. Das erste Mal habe ich 2021 eine Wohnung in Almaty gesucht, was für mich kompliziert war. Ich kannte die Internet-Ressourcen noch nicht und habe mich sehr schnell an einen Makler gewandt. Das war ein großer Fehler, denn der Dienstleister war fragwürdig – man schickte mir die Anzeigen, die ohnehin schon online kostenlos verfügbar waren. Trotzdem war meine Suche erfolgreich – innerhalb von zwei Tagen habe ich eine kleine 2-Zimmer-Wohnung in Almaty gefunden.

In Berlin dauert es leider viel länger – meine Suche hat 2 Monate gedauert und war online, weil ich zu der Zeit nicht in Deutschland war. Die Warteschlange für die Studentenwohnheime war zu lang, also habe ich mir ein WG-Zimmer gesucht. Die beliebtesten Webseiten in Deutschland dafür sind WG-gesucht, eBay und Airbnb. Man kann die Suche auch über soziale Netzwerke fortsetzen – über Facebook, Instagram, WhatsApp und Telegram Chats. Die Schwierigkeit bei der Suche liegt in den höheren Anforderungen und der Sprachbarriere.

Ohne Vertrag, ohne Sicherheit: Was kostet das Dach über dem Kopf?

Auch die Mietkonditionen und Miethöhen sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Zur Zeit liegt die Medianmiete für ein WG-Zimmer in Berlin bei 650 Euro, was für Studenten sehr teuer ist. Aber dadurch, dass die öffentlichen Verkehrsmittel hier besser funktionieren als in Almaty, kann man sich für eine Unterkunft weit weg vom Stadtzentrum entscheiden. Dort am Stadtrand kann man etwas Günstigeres finden. In Almaty sind die Preise definitiv niedriger, aber sehr instabil – die Vermieter erhöhen oft die Preise, während der Vertrag läuft. In meinem Fall ist der Preis für die Wohnung zweimal gestiegen, während wir dort zwei Jahre gewohnt haben. Die Variante außerhalb der Stadt ist auch sehr unsicher, da es in Almaty viel Stau und nur wenige öffentliche Verkehrsmittel gibt.

Leider gibt es in Almaty oft keine Mietverträge, was die Studierenden in eine unsichere Position bringt: Die Miete kann jederzeit erhöht werden, die Studierenden können auch zum Auszug gezwungen werden. Deshalb muss man aufpassen, immer nach einem Vertrag fragen, ihn genau lesen und die eigenen Rechte kennen, um sich in jeder Situation schützen zu können.

In Berlin ist der Mietvertrag Pflicht, deshalb trifft man ihn hier öfter. Aber gerade in Deutschland gibt es viele Täter, die die Leute betrügen. Die Täter geben falsche Anzeigen auf und zwingen die Leute das Geld für die Kaution/Miete zu überweisen, ohne die Wohnung gesehen zu haben. Deshalb ist es ein Muss, alle Bilder des Zimmers mit Google zu überprüfen, um zu sehen, ob die Fotos bereits woanders veröffentlicht wurden.

Warme und kalte Miete

Wenn man aus dem Ausland eine Unterkunft sucht, sollte man immer nach einem Videoanruf fragen. Man kann auch nach den Kontaktdaten der Person fragen, die zuvor dort gewohnt hat, um ein Feedback zu bekommen, ob die Wohnung der Beschreibung in der Anzeige entspricht. Schicken Sie auch keine persönlichen Unterlagen, bevor Sie einen Anruf hatten und alles besprochen wurde.

Deutschland ist für seine Bürokratie bekannt, deshalb braucht man hier auch mehr Dokumente, um eine Wohnung zu mieten. In Almaty habe ich dafür nur meinen Personalausweis gebraucht. In Berlin wurde von mir mein Visum und meine Aufenthaltserlaubnis, der Nachweis einer Bürgschaft und ein Sperrkonto verlangt.

Man muss auch zwischen Warm- und Kaltmiete unterscheiden: In Almaty sind die Mietpreise als Kaltmiete angegeben – man zahlt die Miete an den Vermieter und zusätzlich noch Strom, Gas und Wasser selbstständig an die Lieferanten. In Deutschland findet man in Anzeigen die Warmmiete, in der alle Kosten schon als Fixkosten enthalten sind. Ist der Verbrauch am Ende des Jahres niedriger als die monatlich gezahlten Nebenkostenvorschüsse, so ist der Vermieter verpflichtet, die Differenz an seinen Mieter zurückzuzahlen.

Kulturelle Unterschiede auf dem Mietmarkt – seien Sie flexibel!

Es gibt auch kulturelle Unterschiede, die man berücksichtigen muss. In Almaty vermieten die Vermieter keine Wohnungen an Studenten, weil man ihnen vorwirft, dass sie jeden Tag Partys feiern und die Wohnung kaputt machen. Oder dass vermutet wird, wenn der Vermieter auszieht, sofort 6 statt 2 Studenten in die Wohnung einziehen.

Es gibt auch positive Diskriminierung: Frauen werden mehr bevorzugt als Männer, deshalb ist es für junge Männer oft schwieriger, etwas zu finden. Der Wert von Bekanntschaften in Almaty ist sehr groß, deshalb würde ich zuerst die Kommilitonen und Mitarbeiter der Universität kennen lernen und über sie meine Suche erweitern. Sicherlich findet man einen Bekannten, der eine Wohnung vermietet und helfen kann.

Berlin ist eine multikulturelle Stadt, deshalb gibt es sowohl Wohngemeinschaften für internationale Studenten, in denen hauptsächlich Englisch gesprochen wird, als auch solche, in denen nur Deutsch gesprochen wird. Für manche Leute ist es auch wichtig, sich mit neuen Mitbewohnern anzufreunden, deshalb gibt es WGs, deren Mitbewohner sich bei der Suche nach Hobbys und sonstigen gemeinsamen Interessen orientieren.

Während meiner Suche habe ich WGs nur für Sportler, nur für Veganer, nur für grüne Klimaaktivisten, Feministen, Kinofans usw. gesehen. Keine Angst! Ich habe ein Zimmer gefunden, obwohl ich kein Sportfan oder Veganer bin, das geht auch! Sowohl in Berlin als auch in Almaty kann man sich zunächst für eine Kurzzeitmiete entscheiden und vor Ort zusammen mit neuen Bekannten und Freunden nach einer dauerhaften Bleibe suchen.

Meine Erfahrungen sind sehr unterschiedlich: Ich habe sowohl in Almaty als auch in Berlin eine Wohnung gefunden, ich wurde sowohl in Kasachstan als auch in Deutschland mal betrogen, ich dachte sowohl in Kasachstan als auch in Deutschland, dass ich es nicht schaffe. Aber das Schwierigste bei der Wohnungssuche ist der Preis, den man für das Leben in der Großstadt zahlt. Und dennoch lohnt es sich.

Almaty und Berlin sind wunderschöne Städte, die zum Entdecken einladen! Es gibt einige Herausforderungen, wie Bürokratie oder kulturelle Unterschiede, aber die kann man überwinden, wenn man sich auf einen komplexen Prozess einlässt! Diese Erfahrung lehrt uns Verantwortung und Selbstständigkeit, man lernt viele neue Menschen kennen und bekommt ein neues Zuhause. Ich wünsche allen, die sich dafür entscheiden, viel Erfolg und Mut!

Darya Koppel

Teilen mit: