Von Kabeln, die auch bei minus 60 Grad Celsius nicht platzen, bis zu Stahlrohren, die extremem Druck standhalten können: Deutsche Unternehmen liefern im Öl- und Gassektor vor allem Spezialkomponenten an ihre kasachstanischen Partner. Sie hoffen dabei zu sein, wenn die Großprojekte wieder aufgenommen werden, die in den letzten beiden Jahren aufgrund der Wirtschaftskrise auf Eis gelegt worden sind. Auf der 18. Internationalen Öl- und Gasmesse (KIOGE) Anfang Oktober in Almaty ging es deshalb für Firmenvertreter vor allem darum, „Entscheider zu treffen“, so Juliane Krause vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA).

/Bild: Christine Karmann . ‚Team von Salzgitter Mannesmann: Der Hersteller von geschweißten Großrohren hofft auf Großaufträge aus Kasachstan.’/

Wie bunte Feuerwerkskörper: „Jedes Kabel wird projektbezogen und kundenspezifisch gefertigt“.

Wie Feuerwerkskörper liegen in der Vitrine Kabel mit pink-, orange- und lila-farbenen Umhüllungen nebeneinander. Extra dicke, deren Bleimäntel vor aggressiven Chemikalien schützen. Extra flexible vom Typ Arctic, die sich auch bei Temperaturen von minus 60 Grad verlegen lassen. Und extra abriebfeste für die Produktion. „Jedes Kabel wird projektbezogen und kundenspezifisch gefertigt. Wir produzieren nicht auf Lager“, sagt Eugen Suchonin, Verkaufsmanger in der Abteilung Leitungen und Kabel der LEONI Kerpen GmbH aus Stolberg bei Aachen.

Seit zehn Jahren liefert das Unternehmen Kabel für industrielle Anwendungen im Öl- und Gassektor nach Kasachstan. Die Kabel, die in kasachstanischen Raffinerien und Pipelines zum Einsatz kommen, präsentiert die LEONI Kerpen GmbH auf der Internationalen Öl- und Gasmesse (KIOGE) zum fünften Mal. Trotz treuen Kunden war das Unternehmen in den letzten beiden Jahren von der Wirtschaftskrise betroffen. „Wir hoffen, in Zukunft wieder aufzuholen. Die im Land geplanten Großprojekte können nicht ewig eingefroren werden. Raffinerien und Pipelines werden auch in Zukunft gebaut“, so Eugen Suchonin.

Hoffen auf den Aufschwung

„Insgesamt liefen die Geschäfte in den letzten beiden Jahren eher mäßig, aber 2010 war schon besser als 2009, und wir hoffen, dass es noch weiter aufwärts geht“, sagt Juliane Krause, die beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) im Bereich Außenwirtschaft als Referentin die Region Zentralasien betreut. Sie berät die 3.000 vorrangig mittelständischen Mitgliedsunternehmen des Verbandes in Fragen wie Zoll, Zertifizierung, Finanzierung, rechtliche Bestimmungen und auch interkulturelle Komponenten der Geschäftsbeziehungen.

Doch manchmal bestimmt der Markt seine eigenen Regeln. In Deutschland sind die Werke hervorragend ausgelastet, in Kasachstan ist Salzgitter Mannesmann zuletzt vor vier Jahren an einem Großprojekt beteiligt gewesen. Der Hersteller von geschweißten Großrohren hofft bei der Erschließung des Kaschagan-Ölfeldes im Kaspischen Meer dabei sein zu können. Die Anforderungen sind hoch, das Gebiet liegt 4.200 Meter unter dem Meeresboden. Zu den hohen Druckverhältnissen kommen schwefelhaltige Gase. „Diese Bedingungen kann nicht jeder Stahl erfüllen“, sagt Stephan Puschwadt, Prokurist und stellvertretender Abteilungsleiter Rohre & Offshore Salzgitter Mannesmann.

Deutsche Wertarbeit ist nicht immer gefragt. „Steht der Preis im Mittelpunkt, verlieren wir gegen die Chinesen“, sagt Engelbert Brüx, Geschäftsführer der Klöpper-Therm GmbH & Co. KG. Das Unternehmen mit Sitz in Dortmund will elektrische Heizsysteme für industrielle Anwendungen in Kasachstan verkaufen. Bisher konnten sich die Dortmunder im Wettbewerb um Aufträge noch nicht durchsetzen. „Wir wollen unseren Willen weiter beweisen und zeigen, dass wir lieferfähig sind“. Es geht darum, sich bei der Jagd nach Großaufträgen im kasachstanischen Öl- und Gassektor rechtzeitig seinen Platz zu sichern.

Von Christine Karmann

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