Neue, internationale Strecke zwischen China, Kirgisistan und Usbekistan geplant.

Zuletzt hatte der kirgisische Präsident Sadyr Schaparow, wie die Zeitung The Diplomat berichtete, Mitte dieses Jahres den Baubeginn des inländischen Abschnitts der Eisenbahnstrecke China-Kirgisistan-Usbekistan (CKU) für den Oktober 2024 angekündigt. Und nun wurde tatsächlich bereits Ende September mit der Umsetzung des Projektes begonnen.

Schaparow kündigte damals an, Kirgisistan zu einem Transitland für die Welt machen zu wollen, und bezeichnete das Bahnlinienvorhaben zuletzt sogar als Bauprojekt des Jahrhunderts. Jedoch stellt die Finanzierung des gewaltigen Projekts vor allem Kirgisistan vor eine große Herausforderung.

Von Kirgisistan in die Welt

Als eines der zentralasiatischen Binnenländer ist Kirgisistan weit weg vom Zugang zu Meeren und trotz großer Investitionen in jüngster Zeit ist das Land nur mit einem dürftig ausgebauten Schienennetz ausgestattet, was den nationalen sowie internationalen Güterverkehr beeinträchtigt. Dadurch ist das Land nur wenig an die Güterströme der internationalen Märkte angeschlossen und weitgehend abhängig von der Infrastruktur umliegender Staaten.

Noch drastischer hat Präsident Schaparow die Situation in der Transportinfrastruktur Kirgisistans beschrieben, als er sie als logistische Sackgasse bezeichnete. Um so wichtiger ist daher das Bauprojekt „CKU“, das die internationale, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Infrastruktur zwischen China, Kirgisistan und Usbekistan (daher „CKU“) fördern soll. Damit, so Schaparow, werde auch Kirgisistan in der Lage sein, selbständig in die Welt hinauszugehen und seine Waren international anzubieten, anstatt nahezu ausschließlich auf die Eisenbahnen Kasachstans und Russlands angewiesen zu sein.

Nach der im Mai erfolgten finalen Bekanntgabe von kirgisischer Seite fand bereits Ende Juni eine offizielle Veranstaltung zum Ausbau der CKU-Eisenbahnlinie in China statt. Nach Angaben des lokalen Nachrichtenportals Kazinform waren Vertreter aller beteiligten Länder am Logistikterminal der ostchinesischen Hafenstadt Lianyungang anwesend. Seit dem 29. September sei, so die Plattform Railfreight, das Bauprojekt offiziell in Gange.

Über Jahre geplant

Das CKU-Bauprojekt ist nicht wirklich neu, sondern hat schon seine eigene Geschichte. Bereits in den 1990er Jahren war die Idee einer länderübergreifenden Bahnstrecke im Gespräch, die China mit Europa verknüpfen sollte. Zwischenzeitlich wurde das Projekt jedoch immer wieder verschoben, so auch zuletzt im vergangenen Jahr, als der Baubeginn für den Herbst 2023 veranschlagt wurde. Die Verzögerungen in der Projektumsetzung lagen vor allem an der unklaren Finanzierung.

Die CKU-Bahnlinie, wie sie nun geplant ist, würde die Transportstrecke von China nach Europa um knapp 900 Kilometer und die Gütertransportdauer um acht Tage verkürzen. Außerdem würde dabei der Transport durch Russland vermieden, was aufgrund der EU-Sanktionen gegen Russland für den chinesischen Handel mit Europa von Interesse wäre.

Unklare Finanzierung des kirgisischen Abschnitts

Insgesamt ist eine 450 Kilometer lange Eisenbahnstrecke von China nach Usbekistan geplant, von der 311 Kilometer durch Kirgisistan verlaufen sollen. Sie wird Torugart an der chinesischen Grenze mit Jalal-Abad im Fergana-Tal an der usbekischen Grenze verbinden. Die Arbeit an dieser Strecke wird jedoch aller Voraussicht nach alles andere als einfach, da zahlreiche Tunnel und Brücken durch das unwegsame Bergland Kirgisistans gebaut werden müssen.

Die Baukosten für den kirgisischen Teil seien im Juni letzten Jahres auf 4,7 Milliarden Dollar geschätzt worden. Im April dieses Jahres wurde die von China finanzierte Machbarkeitsstudie des Projektes aktualisiert und die voraussichtlichen Gesamtkosten auf 8 Milliarden Dollar nach oben korrigiert. Damit bleibt die Finanzierungsfrage für Kirgisistan problematisch. Zwar soll der Bau dieser Bahnstrecke neue Arbeitsplätze schaffen, wie die Jamestown Foundation berichtet, und nach Fertigstellung und Inbetriebnahme der Bahnlinie sollen sowohl Kirgisistan als auch Usbekistan knapp 200 Millionen US-Dollar jährlich durch Transiteinnahmen erwirtschaften, aber dennoch sind die langfristigen, wirtschaftlichen Folgen für Kirgisistan noch nicht konkret abzusehen.

Im Jahr 2022 sind lediglich 2,7 Prozent der kirgisischen Exporte nach China gegangen, während deren mit 48 Prozent größter Teil nach Russland ging. Darauf folgte Kasachstan mit 18 Prozent und Usbekistan mit 11 Prozent. Bei den Importen desselben Jahres war wiederum China der größte Importeur mit 42 Prozent der Einfuhren nach Kirgisistan, während 25 Prozent aus Russland und knapp 8 Prozent aus Kasachstan importiert wurden.

Chinesische Investitionen für den kirgisischen Ausbau

Als Teil der chinesischen Belt and Road Initiative (BRI) ist die Bahnverbindung durch Kirgisistan und Usbekistan für China essentiell, um die neue Seidenstraße nach Europa, die seit 2013 außen- und handelspolitisch angestrebt wird, umzusetzen. Im Anschluss an die Strecke von China über Kirgisistan nach Usbekistan könnte die Infrastruktur dann beispielsweise über Turkmenistan, Iran und die Türkei weiter in Richtung Westen ausgebaut werden.

Vor allem Kirgisistan als Projektteilnehmer ist jedoch knapp bei Kasse und im Ausland hoch verschuldet, wobei ein großer Anteil der Auslandsschulden auf China entfällt. Trotzdem wird China voraussichtlich als größter Kreditgeber mit Investitionen für den kirgisischen CKU-Bauabschnitt eintreten, um seine BRI-Pläne weiter voranzutreiben. Für den Bau der Strecke nimmt das in Kirgisistan ansässige Joint Venture voraussichtlich ein Darlehen in Höhe von 2,33 Milliarden US-Dollar aus China auf.

Maria Glaser

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