Deutschland und Kasachstan sind beiderseits zunehmend an wissenschaftlicher und pädagogischer Zusammenarbeit interessiert, vom Studentenaustausch bis zur gemeinsamen Forschung. Um bestehende Kontakte zu erweitern, neue Partnerschaften zu knüpfen und gleichzeitig über mögliche Reformen des kasachstanischen Bildungssystems zu sprechen, trafen sich Anfang Oktober Vertreter beider Länder zum Ersten Deutsch-Kasachischen Hochschul-Forum in Almaty.

/Foto: Thomas Düll. ‚Wie auf einem Basar wird hier diskutiert.’/

Lautstark brummt im Saal das Gemurmel der weit über hundert Teilnehmer. Die Sitze sind fast komplett besetzt, die Emporen voller Menschen, und rundherum stehen Leute vor großen Gemälden kasachischer historischer Persönlichkeiten und warten gespannt auf den Beginn des Ersten Deutsch-Kasachischen Hochschulforums. Durch den Konferenzsaal im 16. Stock der Al-Farabi-Universität wuseln Kameramänner und Fotografen, Offizielle und Studenten. Dann wird es ruhig. An den langgezogenen, schweren Holztischen, im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit und flankiert von zwei Großbildschirmen, nehmen die Veranstalter Platz. Schanseit Tujembajew, Minister für Bildung und Wissenschaft Kasachstans, Hans-Jürgen Keilholz, deutscher Generalkonsul und Joachim Metzner, Vizepräsident der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK) eröffnen unter anderen feierlich die dreitägige Veranstaltung.

Vor dem Hintergrund des fokussierten europäischen und insbesondere deutschen politischen Interesses in Zentralasien haben die HRK und die Vereinigung der Hochschulen der Republik Kasachstan diese Veranstaltung ins Leben gerufen. Dabei weist Tujembajew in seiner Rede darauf hin, dass Kasachstan sich zu den Zielen des – sich in Europa schon im vollen Gange befindenden – Bologna-Prozesses verpflichtet habe und bereits 18 Universitäten die Magna Charta dazu unterzeichnet hätten.

Das offizielle Ziel des Hochschulforums ist es, der Zusammenarbeit zwischen deutschen und kasachischen Hochschulen einen nachhaltigen Impuls zu geben und neue bilaterale Kooperationen in Forschung und Lehre anzubahnen. Die Idee korrespondiert dabei laut Veranstaltern mit der von Deutschland initiierten „EU-Strategie für eine neue Partnerschaft“ mit Zentralasien, in der die Zusammenarbeit im Hochschulbereich eine tragende Rolle spielt. An drei Tagen sollen in Workshops und Diskussionen Themen wie die Förderung von Forschungsexzellenz und Innovation an Hochschulen, Studienreform und Qualität der Lehre sowie Fragen der Professionalisierung und Internationalisierung von Hochschulen diskutiert werden.

Für viele der aus Deutschland und ganz Kasachstan angereisten Hochschulvertreter steht jedoch besonders eine Veranstaltung im Mittelpunkt: der „Hochschulmarktplatz“.

Im „Studenten Seray“, einem großen Veranstaltungsgebäude der Al-Farabi-Universität, findet das wirklich Substanzielle des Hochschulforums statt. Unter bunten Lichtern stehen die kleinen „Messestände“ der deutschen Hochschulen und anderer interessierter (Wissenschafts-) Institutionen aufgereiht wie Perlen an einer Kette, während die kasachstanischen Angebote auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes ihren Platz gefunden haben. Die deutschen Bildungsvertreter sitzen an ihren Tischen, diskutieren und verhandeln mit ihren kasachischen Gegenübern. Wie auf einem Basar schwirren englische, russische und deutsche Satzfetzen durch die Halle, und manche Kooperation findet hier ihren Anfang.

Interessant dabei sind jedoch die unterschiedlichen Erwartungen der Teilnehmer. Während die Deutschen eher auf Sondierungsreise in Almaty sind und Kontakte knüpfen wollen, um anschließend an ihrer Heimatinstitution mögliche Partnerschaften zu besprechen, zu beschließen und durch den langen Weg deutscher Hochschulgremien zu schicken, sucht die kasachstanische Seite eher die schnelle Unterzeichnung von Memoranden, um etwas Handfestes an ihren Hochschulen vorweisen zu können.

Martin Bickl von der Goethe-Universität in Frankfurt ist zwar froh darüber, „jetzt besser Bescheid zu wissen, aber wir hatten auf Forschungszusammenarbeit gehofft, doch hier gibt es so gut wie keine Forschung, die interessant für uns wäre“. Andere hatten da mehr Erfolg. Galina Slonowa, Germanistikdozentin an der Abai-Universität in Almaty, berichtet hocherfreut, dass sie neue Kontakte gefunden habe. „Morgen werden wir mit zwei Vertretern deutscher Universitäten vielleicht ein Memorandum unterzeichnen – mit der Katholischen Universität Eichstätt und der Universität Freiburg.“ Auch auf deutscher Seite konnten wichtige Partner gefunden werden.

„Ich denke, dass wir mit der Auesow-Universität aus Schimkent kooperieren können. Dort gibt es ein Programm Tourismuswirtschaft, und wir suchen in diesem Bereich Auslandspartner“, erklärt Roland Giese von der Fachhochschule Zittau-Görlitz. „Ich merke auch, dass die Modernisierung des Bildungsprogramms hier sehr aktiv läuft und der Drang zur Kooperation sehr groß ist.“ Ohne Zweifel hat das Hochschul-Forum am Ende einen wichtigen Beitrag für die zukünftige Zusammenarbeit der Bildungsbereiche beider Länder geleistet – auch wenn sich der Beitrag manchmal in einem neuen, realistischeren Bild des Gegenübers erschöpft.

10/10/08

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