Alexander Ruhl ist russlanddeutscher Unternehmer. Als Mitglied der Deutsch-Kasachischen Assoziation der Unternehmer (DKAU) entwickelte er gute Verbindungen zur deutschen Wirtschaft und nutzte diese, um im Immobilienmarkt am Bodensee Fuß zu fassen. Die deutsche Unternehmenskultur ist dabei ganz nach seinem Geschmack.

/Foto: Ulrich Steffen Eck. ‚In der Umgebung von Konstanz: Für Alexander Ruhl spielt die ökonomische Infrastruktur in Deutschland eine große Rolle.’/

Der „Bisnes-Men“ Alexander Ruhl hat sich hocharbeiten müssen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion benötigte man ihn und seine Qualifikationen im Raketenbau nicht mehr, und er musste sich nach neuen Tätigkeitsfeldern umschauen. Bei seiner Rückkehr nach Almaty versuchte er, sich mit Handel und Aktien ein Standbein zu schaffen. Das erste verdiente Kapital investierte er umgehend in den Bausektor und errichtete unter anderem Bürogebäude in Almaty, in denen internationale Unternehmen ihren Sitz bezogen. Im Jahr 2007 verschoben sich dann seine Prioritäten, und er entdeckte eine Nische im deutschen Immobilienmarkt – am Bodensee.

In Deutschland ist der Immobilienmarkt laut Alexander Ruhl an sich überfüllt, was zu einem Preisverfall bei Immobilien führt. „Trotzdem kann man im Negativen immer etwas Positives entdecken, und bei meinen Reisen nach Deutschland habe ich bemerkt, dass es einen Mangel an besonders komfortablen, großen Wohnungseinheiten gibt.“ In den letzten 50 Jahren habe sich die deutsche Bautradition darin ausgezeichnet, Häuser mit kleiner Fläche und niedriger Deckenhöhe zu bauen. Wer etwas Größeres haben wollte, sei gezwungen gewesen, sich ein Eigenheim zu bauen. Deswegen sei das Angebot im Bereich Komfortwohnungen in Deutschland beschränkt.

Im Moment arbeitet der 37-Jährige deswegen in Kooperation mit einer weiteren kasachstanischen Firma an einem Projekt am Bodensee in der Nähe von Konstanz. Sein Unternehmen Aler GmbH baut dort derzeit ein Wohnhaus der „Premiumklasse“. „Ich will den Leuten eine Wohnmöglichkeit im Freien, in der schönen Natur anbieten, wobei dies nicht unbedingt mit hohen Ausgaben verbunden sein soll, aber trotzdem mit Komfort und Luxus.“ Besonders freut ihn dabei, dass sich schon beim Prozess der Registrierung und Anmeldung des Bauvorhabens bei der Stadt Investoren bereit erklärt hätten, das ganze Projekt aufzukaufen. Im Mai oder Juni 2009 soll der Bau abgeschlossen sein.

Doch der Weg dorthin war nicht einfach. „Man muss beachten, dass in Kasachstan Anfang der 90er Jahre überhaupt keine Business-Kultur existierte. Die Unternehmer waren diesbezüglich wie Kleinkinder.“ Alexander Ruhl nutzte seine guten Verbindungen zur Repräsentanz der deutschen Wirtschaft in Kasachstan, und auch die deutsche Botschaft leistete wertvolle Hilfe, indem sie Informationsveranstaltungen und Fortbildungsmaßnahmen organisierte. Zusätzlich bekam er auch Unterstützung von der DKAU. Schon 2007 half ihm der Geschäftsführer der DKAU, Alexander Schröder, dabei eine Sondierungsreise nach Konstanz durchzuführen, und er erreichte damit, „den Weg zum Erfolg abzukürzen“, so Ruhl.

Da er selber aus einer deutschen Familie stammt, hat sich Alexander Ruhl schon immer für Deutschland interessiert. „Was mich an Deutschland besonders freut, ist, dass es eigentlich keine Rolle spielt, welcher Nationalität oder Staatsangehörigkeit jemand angehört. Das eigene Projekt wird objektiv beurteilt.“ Auch die positiven Möglichkeiten, sich in Deutschland als Unternehmer zu betätigen, die gesamte ökonomische Infrastruktur, spielten natürlich auch eine Rolle.

In Kasachstan ist es seiner Meinung nach unerlässlich, Kontakte zu anderen Unternehmen und den Staatsstrukturen aufzubauen. Es sei sehr wichtig, ganz vorsichtig vorzugehen. In Deutschland müsse man dafür die Gesetze genau kennen und verstehen, dass man sie auch befolgen muss. „Für jeden, der die Erfahrung gemacht hat, in den Entwicklungs- oder Transformationsländern als Unternehmer tätig zu sein, ist die Befolgung der Gesetze, die Rechtssicherheit etwas sehr Positives“, resümiert Alexander Ruhl. In der deutschen Unternehmenslandschaft werde auch die Historie einer Firma hoch geachtet und mit Respekt behandelt, wer ein seriöser Unternehmer ist. „In Kasachstan muss man sich dagegen immer wieder beweisen – jedes Mal von neuem, als ob es das erste Mal wäre.“

Die unterschiedlichsten Länder Amerikas, Europas und Asiens hat Alexander Ruhl schon bereist, und dabei haben sich genaue Kriterien herausgebildet, nach denen ihm ein Land gefällt oder nicht. Er habe sich vorgenommen, „die lange Beweisführung vorzunehmen, dass Deutschland das beste Land der Welt ist“ und dabei festgestellt, dass er sich darin oft von Deutschen unterscheidet, mit denen er darüber spricht.

Unternehmer Ruhl denkt darüber nach, sich an Aktiengesellschaften deutscher Bauunternehmen zu beteiligen. „Es ist interessant, den Bauprozess nicht nur von außen als Bauherr zu beobachten, sondern auch auf der Seite des Bauunternehmers zu stehen.“ Auch will er weiter in Wohnungen in Deutschland investieren und Wohnhäuser wie die am Bodensee bauen. „Die Nische ist immer noch da…“

Von Thomas Düll

03/10/08

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