China macht seit Wochen gegen Bitcoin-Miner mobil. Die suchen ihr Heil nun in anderen Ländern, darunter vor allem Kasachstan. Doch auch dort könnte es für die Krypto-Fans teuer werden.

Kasachstan scheint sich in diesen Tagen zum neuen Paradies für Bitcoin-Miner zu mausern. Zu verdanken hat das zentralasiatische Land dies seinem großen Nachbarn. Denn seit China begonnen hat, den Produzenten der führenden Kryptowährung buchstäblich den Stecker zu ziehen, verlassen diese samt technischem Equipment das Reich der Mitte und schlagen ihre Zelte woanders auf – in Nordamerika, Europa, aber eben auch in den direkten Nachbarländern.

So verkündete Anfang vergangener Woche mit BIT Mining Limited eine führende Krypto-Mining-Firma aus China, dass sie einen großen Teil ihrer Mining-Ausrüstung erfolgreich nach Kasachstan übergesiedelt habe. Konkret geht es um 320 Mining-Maschinen mit einer maximalen totalen Hashrate von 18,2 PH/s, die bereits am vergangenen Wochenende in Betrieb gehen sollten. Eine zweite und dritte Ladung von insgesamt 2.600 Mining-Maschinen mit einer Gesamt-Hashrate von 102,3 PH/s soll bis zum 1. Juli nach Kasachstan transportiert werden.

Kryptowährungen wegen Umweltbedenken in der Kritik

Auch den großen chinesischen Hersteller von Mining-Ausrüstung Canaan Creative zieht es nach Kasachstan. Mitte vergangener Woche verkündete das Unternehmen, dass es im Nachbarland nun erstmals selbst eine Farm zum Schürfen von Bitcoin gründen wolle. Der Aufbau einer eigenen Mining-Sparta solle nach Unternehmensangaben das Geschäftsmodell diversifizieren, das bislang rein auf dem Verkauf der entsprechenden Ausrüstung für andere Miner bestand. Zudem will Canaan selbst Bitcoin halten, um diese zu verkaufen, sobald der Preis wieder signifikant steigen sollte.

Die führende Kryptowährung ist in den vergangenen Wochen massiv unter die Räder gekommen, nachdem sie seit Jahresbeginn einen schier unglaublichen Wertzuwachs erlebt hatte. Getrieben vom Interesse institutioneller Investoren und Sorgen vor Inflation, aber auch dem Einstieg großer Unternehmen wie Tesla und Square, hatte sich der Wert für einen Bitcoin zwischen Mitte Dezember und Mitte April von rund 20.000 USD auf in der Spitze über 60.000 USD mehr als verdreifacht. Noch heftiger war der Anstieg bei der zweitgrößten Kryptowährung Ethereum, die sich im gleichen Zeitraum von rund 600 auf über 4.000 USD im Wert fast versiebenfachte.

Ins Taumeln kamen die Kryptowährungen, als Tesla-Chef Elon Musk dem Bitcoin im Mai die Liebe entzog und ankündigte, dass das Unternehmen doch nicht, wie zunächst angekündigt, Zahlungen in der Kryptowährung akzeptieren werde. Musk führte Umweltbedenken wegen des hohen Stromverbrauchs beim Mining an, der zu einem großen Teil mit fossilen Energieträgern gedeckt werde.

Neue Steuer für Krypto-Miner geplant

Noch schwerer jedoch lastet das harte Durchgreifen Chinas auf den Kryptowährungen. Die Volksrepublik setzt seit anderthalb Wochen ein im Mai verhängtes Mining-Verbot um und hat in mehreren Provinzen den entsprechenden Mining-Farmen den Strom abgedreht. Zudem wies die chinesische Notenbank vor einer Woche heimische Finanzdienstleister an, keine Dienstleistungen für den Kryptohandel mehr anzubieten. China argumentiert bei seinem Vorgehen unter anderem ebenfalls mit Umweltbedenken wegen des hohen Anteils an Kohle zur Stromgewinnung beim Mining. Tatsächlich dürfte es aber auch darum gehen, dass das Land seine eigene staatliche Kryptowährung einführen will.

Dass Kasachstan sich bei den Minern so großer Beliebtheit erfreut, begründen Experten mit den niedrigen Strompreisen hierzulande. Allerdings dürfte es für die Miner in Kasachstan demnächst trotzdem teurer werden. Denn am Donnerstag unterzeichnete Präsident Tokajew ein Gesetz, das eine neue Steuer auf Strom vorsieht, der zum Mining verwendet wird. Zuvor hatte bereits das Unterhaus, wo sich Albert Rau als Präsident des Komitees für wirtschaftliche Reformen und regionale Entwicklung für eine entsprechende Steuer eingesetzt hatte, das Gesetz angenommen. Es sieht vor, dass ab dem kommenden Jahr für 1 kWh Strom 1 Tenge fällig wird. Kasachstan folgt hier also zunächst dem Beispiel westlicher Staaten, die das Krypto-Mining nicht, wie China, verbieten, sondern regulieren wollen.

Christoph Strauch

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia