Während der Woche des aktuellen deutschen Films im Goethe-Institut Taschkent traf ein Film den Nerv der Zuschauer: „Die Welle“ (2008) von Dennis Gansel. Der Film regt zum Nachdenken an und erinnert auch daran, dass auch heute noch eine Gefahr besteht, dass die Welle zurück ins Leben kehren kann, wenn man für sie einen passenden sozialen und politischen Hintergrund bereitet.

/Bild: Maria Uchanowa. ‚Filmvorführung „Die Welle“ im Goethe-Institut Taschkent: „Als ob jeder Angst hätte, ein Echo zu hören.“’/

Im überfüllten Saal des Goethe-Instituts Taschkent konnte man kaum noch einen Platz finden, vor allem für diejenigen, die sich etwas verspäteten, wurde es eng. Einige Fenster hatte man vorsorglich aufgemacht, damit es nicht zu schwül im Raum wurde. Den Zuschauern war es aber einerlei, da ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Leinwand gelenkt wurde. Gezeigt wurde der Film „Die Welle“ von Dennis Gansel.

Geschichte der Gespenster

Von der ersten Minute an beginnt man zu vermuten, dass es in dem Film um etwas Aktuelles geht, um etwas, das im Gedächtnis der Menschen noch lebendig ist. Dennis Gansels Film basiert auf dem wohlbekannten Buch „The Third Wave“, das ein Experiment beschreibt, welches Ende der 60er Jahre an einer US-amerikanischen Hochschule durchgeführt wurde. Das Experiment war als Antwort des Geschichtsdozenten Ron Jones auf die Frage eines Studenten gedacht, der wissen wollte, wie Deutsche behaupten konnten, dass sie während der Nazi-Zeit nichts von den Konzentrationslagern, Deportationen und Massenvernichtungen gewusst hatten.

Herr Jones gründete spontan eine Jugendbewegung, die auf drei Prinzipien basierte: Disziplin, Gemeinsinn und Stolz. Dadurch setzte der Dozent einen sehr gefährlichen Prozess in den Köpfen der Jugendlichen in Gang. Das Experiment dauerte eine Woche. Ron Jones schrieb einige Jahre später in einem Artikel: „Die Welle ist für mich eine Geschichte der Gespenster. Was können wir sein? Die Attraktivität des Guten und des Bösen. Wir haben die Wahl.“

Echo der vergangenen Tage

Es gibt mehrere Aspekte, die zur Realität des Films beitragen, aber der wichtigste darunter ist die Tatsache, dass Dennis Gansel den Film „Die Welle“ aufgrund einer wahren Geschichte drehte. Es gibt jedoch einige Unterschiede zwischen den realen Vorgängen an der Hochschule in den USA im Jahr 1967 und der Handlung des Films. Während in der Realität das Experiment am Ende der Arbeitswoche ganz ruhig zu Ende ging, endete der Film mit einem Geisel-Drama.
Gerade dieses Ende erinnert an die Serie von Amokläufen an den amerikanischen Hochschulen, wie z.B. der Amoklauf von Winnenden im Frühling 2009. Aber das ist nicht die Hauptidee des Films. Die Hauptidee des Films basiert auf der Frage: Soll die Welle in jeder Generation wiedergeboren werden, damit die Menschen endlich anfangen können aus der Geschichte zu lernen?

Die Zuschauer wurden sofort zu Teilnehmern der Geschehnisse durch das eigenartige Werk der Kameraleute gemacht. Das Bild schüttelte sich ein bisschen, was gerade den Anwesenheitseffekt schaffte. Schon in ersten Momenten der Filmdemonstration fühlte man, wie die Spannung wuchs. Es war sogar am Anfang klar, dass diese Geschichte nicht so einfach mit einem „Happy End“ enden konnte.

Beifall ohne Lachen

Der Film ist wie ein grausames Echo der vergangenen Tage, die uns immer wieder daran erinnern, dass sogar heute noch eine Gefahr besteht, dass die Welle wieder ins Leben zurückkehren kann, wenn man für sie einen passenden sozialen und politischen Hintergrund bereitet.

Das letzte Bild ist das verwirrte, entsetzte Gesicht des Lehrers (Jürgen Vogel), der im Polizeiwagen sitzt und keine Perspektive mehr für sich und seine Schüler sieht. Das ist ein Gegensatz zu dem scheinbaren Glanz und der positiven Wirkung der Welle auf die Schüler.
Dennis Gansel erhielt für seine Regiearbeit bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2008 den Filmpreis in Bronze in der Kategorie „Spielfilmer“. „Die Welle“ wurde auch in der Kategorie“ Beste männliche Nebenrolle“ ausgezeichnet.

Das Lied „Garden of growing hearts“ der Berliner Rockband „Empty Trash“, die die letzten Aufnahmen des Films begleitete, ging im Beifall unter. Es gab kein gewöhnliches Lachen und keine Plauderei, als man den Veranstaltungssaal des Goethe-Instituts in Taschkent verließ. Nur Gespräche über die Welle. Als ob jeder Angst hätte, ein Echo zu hören.

Von Maria Uchanowa

20/11/09

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