10 Jahre PASCH! Anlässlich des Jubiläums stellen sich die 18 PASCH-Schulen in Kasachstan in einer Artikelreihe vor. Schüler gewähren in Interviews, Porträts und Berichten einen Einblick in ihren (deutschsprachigen) Schulalltag. Dabei werden sie von den jeweiligen DeutschlehrerInnen tatkräftig unterstützt. In dieser Woche stellt sich das Schul-Gymnasium Nr. 1 in Kokschetau vor.

Unsere Schule befindet sich im Zentrum der Stadt Kokschetau, die im Norden Kasachtans liegt und knapp 150.000 Einwohner hat. Die Schule wurde im Jahr 1904 eröffnet und bietet ein vielseitiges schulisches Lehrangebot für alle Schüler. Sie hat drei Schwerpunkte: einen physikalisch-mathematischen, einen chemisch-biologischen und einen humanistischen. Darüber hinaus bietet sie den Lernenden ein reichhaltiges Spektrum von zehn Arbeitsgemeinschaften. An unserer Schule gibt es die einzige Ballettgruppe der Stadt, vier Sportvereine und eine deutsche Theatergruppe.

Wir Schüler sind zwischen sechs und 18 Jahren alt und besuchen die Klassen eins bis elf. In einer Klasse sind durchschnittlich 25 bis 33 Schüler. Ihnen stehen 42 Klassenräume, zwei Computerräume, eine große und eine kleine Sporthalle, zwei Werkstätten (eine für Jungen und eine für Mӓdchen), eine Bibliothek mit Leseraum, eine Aula und ein Speiseraum zur Verfügung. Die Fächer Biologie, Chemie, Physik, Kunst, Musik, Kasachisch, Deutsch, Englisch, Russisch und andere werden in den jeweiligen Fachräumen unterrichtet.

Unsere Schüler haben die Möglichkeit, Deutschunterricht ab der 3. Klasse im Rahmen von außerschulischen Aktivitäten zu besuchen. Ab der 5. Klasse ist Deutsch Teil des offiziellen Lehrplans und die Schüler besuchen zusätzlich verschiedene Arbeitsgemeinschaften. Die höheren Klassenstufen erlernen die deutsche Sprache mit erweiterten grammatischen Aspekten und es ist möglich, in zusätzlichen fakultativen Arbeitsgemeinschaften die Kenntnisse zu vertiefen. Im DaF-Unterricht werden oft neue Methoden verwendet, die das Beherrschen von Deutsch erleichtern. Die Stunden machen viel Spaß, weil wir Spiele spielen, Dialoge und kleine Inszenierungen gestalten.

Unsere Deutschlehrerin und auch die Deutschlernenden nehmen aktiv an verschiedenen Wettbewerben, Seminaren und Workshops teil. Durch die Initiative „Schulen: Partner der Zukunft” haben wir die Möglichkeit an zahlreichen attraktiven Angeboten teilzunehmen. So können unsere Schüler nicht nur in der Schule Deutsch lernen, sondern auch internationale Kontakte knüpfen und ein Stipendium für die PASCH-Jugendkurse erhalten. Jedes Jahr haben die Schüler die Möglichkeit, die Prüfung für das Sprachniveau A1, A2 und B1 erfolgreich abzulegen. Seit diesem Schuljahr haben unsere Schüler außerdem die Möglichkeit, an der Auswahl zur „Studienbrücke“ teilzunehmen. Dieses Programm ermöglicht ihnen, direkt nach dem Schulabschluss ohne zusätzliche Vorbereitungskurse und Aufnahmeprüfungen an einer deutschen Universität zu studieren. Unsere Schüler studieren nach dem Abitur sowohl an kasachstanischen als auch an ausländischen Universitäten. Viktorija Alexejeva und Gauchar Schajachmetova studieren momentan in Stuttgart.

Unsere Schüler nehmen an Projekten und Wettbewerben vom Goethe-Institut sowie an internationalen Projekten teil. Hier zeigen sie gute Ergebnisse. Schon drei Mal nahmen unsere Schüler am Projekt „Umwelt macht Schule“ teil und haben jedes Mal Preise und Urkunden erhalten. Unser Schulteam wurde zur ersten und dritten Internationalen Umweltjugendkonferenz nach Moskau und Berlin eingeladen, um seine Projekte zu präsentieren.

Im November 2017 hatten wir die tolle Möglichkeit beim 3. Theaterfestival des Goethe-Instituts Almaty „Deutsch auf der Bühne“ aufzutreten. Wir haben das Theaterstück „Zur Zeit nicht erreichbar“ von Petra Wüllenweber aufgeführt. Das Publikum und die Jury waren von unserem Theaterstück sehr beeindruckt und wir freuen uns sehr, auch am Schultheaterfestival des Goethe-Instituts St. Petersburg als Gastgruppe teilnehmen zu dürfen. Die Schülerin T. Bapchojeva nahm 2015 am internationalen Wettbewerb „Spurensuche – Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg“ [Infos auf pasch-net.de, Anm. des Autors] teil und belegte den 10. Platz. Die Schüler der 8. und 11. Klassen zeigen regelmäßig gute Resultate bei den lokalen und regionalen Deutscholympiaden und belegen die vorderen Plätze.

Unsere Schüler zeigen jedoch nicht nur in Deutsch gute Leistungen, sondern auch in anderen Schulfӓchern, wo sie ebenfalls regelmäßig an verschiedenen Wettbewerben teilnehmen.
Im Rahmen von PASCH haben wir heutzutage auch gute Kontakte zu anderen PASCH-Schulen in Kasachstan und freuen uns über neue Freundschaften. Unser Ziel in der Zukunft ist es, mit Hilfe des PASCH-Projekts die Partnerschaft und den Austausch mit Schulen in aller Welt in Zukunft auszubauen.

Interview mit Schuldirektorin Jelena Winter

Schuldirektorin Jelena Winter | Foto: Dina Grishchenko

Jelena Borissowna, welche Möglichkeiten haben die Schüler dank des PASCH-Projektes?

Heute ist unsere Schule eine der 18 PASCH-Schulen in Kasachstan. Die PASCH-Initiative verschaffte uns eine neue Perspektive und brachte uns auf eine ganz andere Stufe. Die Kinder haben dank des PASCH-Projekts eine wunderbare Möglichkeit, ihre Kenntnisse in der deutschen Sprache zu vertiefen. Unsere Schüler und unsere Deutschlehrerin besuchen regelmäßig Workshops, Seminare, Sommercamps und Sprachkurse in Deutschland. Außerdem gewinnen sie zahlreiche Wettbewerbe.

In diesem Jahr ist das zehnjährige PASCH-Jubiläum. Was wünschen Sie dem PASCH-Projekt?

Ich gratuliere der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft” zum Geburtstag und möchte natürlich, dass diese Initiative noch lange existiert. Zehn Jahre sind nicht wenig, was zeigt, dass dieses Projekt erfolgreich ist. Unter unseren Kindern ist es sehr beliebt. Sie freuen sich immer über PASCH-Projekte.

Was möchten Sie Ihren Schülern zum PASCH-Jubiläum sagen?

Ich gratuliere ihnen und bin sehr stolz, dass unsere Kinder so gute Leistungen nicht nur in unserer Stadt und in Kasachstan, sondern auch weltweit haben.

Möchten Sie selbst auch die deutsche Sprache lernen?

Ich habe Deutsch in der Schule gelernt, kenne einige Wörter und kann noch einfache Sätze sagen. Wenn ich ein bisschen mehr Zeit habe, lerne ich gerne Fremdsprachen.

Meinungen ausgewählter Schüler

Jugendkonferenz in Berlin.
Jugendkonferenz in Berlin. | Foto: Dina Grishchenko

Wlad Prokasin: Wegen Deutsch will ich Übersetzer von Beruf werden. Dank Deutsch habe ich zwei Mal die Ökologische Weltkonferenz in Moskau und in Berlin besucht. Ich war beim Jugendkurs in Deutschland, spielte Theater in Almaty und Sankt-Petersburg. Vielleicht fahre ich bald nach Bischkek zum MINT-Seminar. Ich habe viel Interessantes und Verrücktes erlebt, als ich in Deutschland war: Ich habe zum ersten Mal gekocht und Minigolf gespielt. Auf einer Party habe ich ein Kleid verkehrt herum angezogen. Ich habe auch das Mercedes-Museum, das Theaterstück „Tschick“ und den Ort des Nürnberger Prozesses besucht.

Diana Dedik: Ich stimme dir zu. Durch Deutsch haben wir viel Schönes, Verrücktes und Überraschendes erlebt, zum Beispiel die Reise mit dem Dampfschiff oder die Teilnahme an einer Quest. Meine Mannschaft hat sich ein bisschen verirrt, aber das war wahnsinnig interessant. In Marburg habe ich den Zoologischen Garten, in dem es sehr viele Pflanzen gibt, besucht. Dank Deutsch sind viele Leute aus allen möglichen Ländern in mein Leben gekommen.

Wlad: Ja, ich habe auch viele Leute kennengelernt. Zum Beispiel Lehrer, Betreuer, und Professoren aus verschiedenen Gebieten. 2017 sind sogar Sänger an unsere Schule gekommen.

Diana: Deutsch eröffnet viele Möglichkeiten. Dank Deutsch reisen wir viel. In meinem Leben spielt Deutsch eine große Rolle. Ich will in Deutschland studieren. Vielleicht bleibe ich dort oder komme zurück und werde mit PASCH zusammenarbeiten.

Violetta Ivanova: Hallo, mein Name ist Violetta und ich bin 14 Jahre alt. Ich bin zurzeit in der 9. Klasse und lerne seit drei Jahren Deutsch. In diesen drei Jahren habe ich an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen. Der denkwürdigste Wettbewerb war das 3. Jugendtheaterfestival „Deutsch auf der Bühne“ in Almaty, bei dem unser Team den 1. Platz belegte und einen Flug nach Sankt-Petersburg gewonnen hat. Ich habe viele Leute getroffen und sehr interessante Menschen kennengelernt. Während des Festivals haben wir an verschiedenen Trainings teilgenommen, wodurch ich verstanden haben, dass ich auf der Bühne spielen kann. Außerdem hat mir dieses Festival geholfen, mein Deutsch zu verbessern. Ich habe viele neue Wörter gelernt und meine Aussprache verbessert. Ich hatte die Möglichkeit, Almaty zu besuchen. Außerdem habe ich am Musikprojekt „Singfabrik – Zum Glück auf Deutsch“ teilgenommen. Maria Kristina Bango und Sandro Jahn sind in unsere Stadt gekommen. Wir haben zusammen fröhliche Lieder gesungen. Das war eine sehr coole Erfahrung und half mir Deutsch zu lernen, weil sie jedes Wort erklärten, das ich nicht verstanden hatte. Sie sind sehr fröhliche und angenehme Menschen. Ohne PASCH konnten sich meine Talente nicht offenbaren.

Fakten zur Schulen

Gründungsjahr der Schule: 1904
Anzahl der Schülerinnen und Schüler: 1698
Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer: 120
Ansprechperson PASCH: Dina Grischtschenko, Deutschlehrerin

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