Die amerikanische Präsidentschaftswahl ist das beherrschende Thema der vergangenen Wochen. Sich ihr zu entziehen, wäre vielleicht möglich gewesen, hätte man seine Zeit in einer einsamen Jurte weit draußen in der Steppe verbracht. Wir haben drei Menschen aus Zentralasien, die das nicht getan haben, zu ihrer Meinung zum neuen Präsidenten befragt.

Amanda Trabulsi 22, teilt mit Donald Trump die Heimatstadt New York, aber sonst kaum etwas, vor allem nicht seine Weltanschauung. Sie hätte sich Hillary Clinton als Präsidentin gewünscht. „Ich bin auf die gleiche Universität wie Hillary gegangen, aber auch mit ihr bin ich politische nicht ganz auf einer Linie.” Ursprünglich hatte sie im Vorwahlkampf für den Gegenkandidaten Bernie Sanders gestimmt, der zwar die Mehrheit der Wähler hinter sich hatte, aber nur durch das parteiinterne Machtgefüge nicht als Kandidat aufgestellt worden sei. Sie ist also keine überzeugte Anhängerin von Hillary Clinton, aber mit Blick auf den Gegenkandidaten Trump, sei sie definitiv die vernünftigere Alternative. „Der Mann hat schreckliche Ansichten und ist absolut unberechenbar. Allein allen Muslimen die Einreise in die USA verbieten zu wollen, zeigt, wie verrückt er ist. Jetzt, nach der Wahl, hat er diese Aussage übrigens kommentarlos von seiner Website gestrichen.” Sie persönlich mache sich Sorgen um ihre Freunde, die nicht der weißen Mehrheitsgesellschaft im Land angehören. Rassismus sei seit der Wahl offen zutage getreten. Es gäbe viele strukturelle Probleme im Land. Mit Blick auf den aktuellen Wahlausgang betont die junge Amerikanerin, dass Clinton insgesamt knapp 800.000 Stimmen mehr als Trump bekommen hat. „Unser Wahlsystem ist veraltet, wir brauchen hier dringend Reformen!”

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Rustem Sadwassow, 30 | Foto: privat

Ähnlich kritisch sieht Rustem Sadwassow, 30 aus Almaty den designierten Präsidenten der USA. Er hat den Wahlkampf aufmerksam verfolgt und empfand das Niveau und Gebaren der Beteiligten oft als geradezu lächerlich. „Es war wie eine schlechte Reality-Show im Fernsehen.” Besonders Trump sei ihm hier negativ aufgefallen. „Mit Blick auf die Voraussagen der Wahl hatte ich die Hoffnungen, dass Clinton noch das Rennen machen würde. Auch wenn ich beide Kandidaten nicht mag, wäre sie noch das kleinere Übel gewesen.” Auch er glaubt, dass Bernie Sanders die bessere Wahl gewesen wäre und auch bessere Chancen gegen Trump gehabt hätte, wäre er von den Demokraten zu ihrem Kandidaten gewählt worden. Das Ergebnis der letzten Woche war für ihn, wie für viele andere eine echte Überraschung. Für die Region Zentralasien erwartet er aber kaum eine Veränderung durch die Wahl Trumps. „Ich kann mich nicht erinnern, dass Trump Kasachstan auch nur einmal in seiner Kampagne erwähnt hätte. Auch in der Beziehung zu Russland wird sich kaum etwas ändern.” Jedoch berichtet Sadwassow, dass seine Freunde in Amerika nach der Wahl entweder verärgert oder verängstigt bzw. beides sind. Für ihn persönlich jedoch ist die Wahl Trumps kein Grund, eine Reise oder einen Aufenthalt in den USA zu überdenken.

Alexander Dederer, 62 | Foto: DAZ

Ein etwas anderes Meinungsbild zeigt sich im Gespräch mit Alexander Dederer, 62 dem Vorsitzenden des Vereins der Deutschen in Kasachstan „Wiedergeburt”. Er selbst habe keinen klaren Favoriten unter den beiden Kandidaten gehabt, respektiere aber den Willen der Amerikanischen Bürger. „Man wird jetzt sehen, wie sich Trump nun nach der Wahl verhalten wird. Zwischen dem, was ein Politiker vor der Wahl sagt und hinterher wirklich tut, liegt oft ein großer Unterschied.” Die Ursache für den Erfolg des Geschäftsmanns Trump sieht Dederer in seiner Außenseiterrolle und zeigt Verständnis für die Trump-Wähler: „Die Leute sind mit den alten, etablierten Politikern unzufrieden. Trumps Positionen sind nicht so diplomatisch, er ist direkter. Das finden die Leute erfrischend.” Für die Zukunft will Dederer den designierten Präsidenten an seinen Taten messen: „Ich persönlich hoffe, dass sich das angespannte Verhältnis zwischen Ost und West bald wieder entspannt. Wenn Trump für gute Beziehungen zwischen Amerika und Russland einsetzt, dann finde ich das gut.”

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