Unsere Autorin reiste in diesem Jahr als Inhaberin eines Internationalen Parlaments-Stipendiums des Deutschen Bundestages nach Berlin. Aufgrund der Coronakrise musste dessen Inhalt jedoch komplett abgesagt werden. Das bedeutete, dass sie und mehr als 100 weitere junge politikinteressierte Programmteilnehmer aus 36 Ländern nur wenige ihrer Wünsche und Pläne verwirklichen konnten.

Am Anfang des Stipendiums war ich erwartungsvoll: Fünf Monate mit neuen Bekannten in Berlin, ein Praktikum im Büro eines Abgeordneten des Deutsches Bundestages, ein Studium an der Humboldt-Universität Berlin, Reisen durch Europa und vieles mehr. Alles begann so schön, dass ich mir zu dem Zeitpunkt nichts so Schreckliches vorstellen konnte wie  eine Pandemie, die schon wenig später die Welt fest im Griff haben sollte.

In den ersten zwei Wochen in Berlin lief alles wie geplant: Die IPS-Teilnehmer meldeten sich beim mobilen Bürgeramt an, bekamen den Hausausweis des Deutschen Bundestages, immatrikulierten sich an einer Berliner Universität, schlossen eine Krankenversicherung ab und eröffneten ein Bankkonto.

Dann kam Corona

In diesem Zeitraum lernten wir uns kennen und bestaunten gemeinsam die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Berlin. Nur die ersten Nachrichten über Corona trübten die Freude und ließen uns mit Unsicherheit auf unsere Zukunft blicken. Ende März war es dann so weit. Die Organisatoren benachrichtigten uns, dass in diesem Jahr kein Praktikum im Büro eines Bundestagsabgeordneten mehr stattfinden kann. Welche Wirkung diese Nachricht auf mich hatte, ist nicht schwer vorzustellen. Schließlich hatte ich für das Stipendium angefangen, Deutsch zu lernen. Über fünf Jahre hinweg hatte ich in Kursen oder autodidaktisch hart an meinen Sprachkenntnissen gearbeitet.

Gut war aber, dass die Teilnehmer ein Studiensemester an einer der drei Universitäten in Berlin ermöglicht bekamen. Ihnen standen die Humboldt-Universität, die Freie Universität und die Technische Universität offen. Anstelle von nur zwei konnten sie dort nun alle gewünschten Fächer belegen konnte. Ich entschied, bis zum Ende des Stipendiums in Berlin zu bleiben, wie es die Organisatoren uns erlaubt hatten. So konnte ich an Seminaren an der HU teilnehmen und meinem Deutsch den letzten Schliff zu geben.

Neues Jahr, neues Glück

Mit der Zeit hat sich meine anfängliche Enttäuschung in Luft aufgelöst. Außer einem Online-Studium bekomme ich zurzeit ständig ein interessantes IPS-Angebot vom Deutschen Bundestag im Online-Format. Obwohl diese Fernaktivitäten mit einem Praktikum im Büro nicht zu vergleichen sind, finde ich trotzdem eine solche Form der Kommunikation und Lehre sehr wertvoll und geeignet für unsere Lebensrealität.

Was die praktischen Erfahrungen und Aktivitäten im Politikbereich betrifft, plane ich nun, am IPS 2021 teilzunehmen. Die Organisatoren haben allen Teilnehmern des 2020er-Jahrgangs die wunderbare Möglichkeit gegeben, ohne Auswahlverfahren im nächsten Jahr erneut an dem Programm teilzunehmen, um einen Eindruck zu bekommen, wie die deutsche Demokratie in der Praxis funktioniert.

Helena Garkawa

Dieser Beitrag ist Teil eines Projekts, das vom Institut für Auslandsbeziehungen e. V. aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert wird.
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