Weltuntergangstheorien gibt es reichlich. Und ich wundere mich über gar nichts mehr. Am Ende ist ja auch egal, ob es die Großkonzerne, Ameisen, eine Gasblase, Atombombe oder Pandemien sind, die das menschliche oder irdische Leben auslöschen. Alles ein bisschen furchtbar und grausam.
Eine wesentlich harmlosere Variante hat zuletzt Elmer gefunden. Elmer ist Philosoph und sortiert und ordnet täglich von morgens bis abends die Welt und das Leben, um sich darin zurechtzufinden und zu positionieren. Elmer berichtete kürzlich, dass er in der vergangenen Woche Großes und Schlimmes erlebt hat. Er hat sich nämlich mit dem Minimalismus befasst und geriet gedanklich immer tiefer in die Materie hinein, kam schließlich nicht mehr da raus und reduzierte und reduzierte das Leben an sich und damit auch seines immer weiter, bis praktisch nichts mehr davon übrig blieb.
In letzter Konsequenz ist nichts nötig und alles überflüssig, fand Elmer heraus. Und damit ging für ihn die Welt unter. Während sein Leben in Schutt und Asche lag und jedes weitere Treiben sinnlos für ihn war, da ja, wenn nichts sinnvoll ist, auch die Kunst und Kultur keine Daseinsberechtigung mehr hat, worin und wovon Elmer lebt. Elmer geriet in eine tiefe, tiefe Krise.
Das Schöne daran ist, dass Elmer sich nach einigen Tagen wieder konstruktiv zurückdenken und die Welt auferstehen lassen konnte. Dazu waren nur ein paar Gedanken nötig. Obwohl, ich will das jetzt nicht herunterspielen. Es war natürlich harte gedankliche Arbeit, Ausgang ungewiss. Wenn man es ernst meint mit der Welt, der Philosophie und sich, dann denkt man sich nicht mal eben so schnell was dahin, nur um wieder aus der Krise zu kommen, sondern dann müssen die Argumente jeweils stimmen und miteinander in Einklang gebracht werden.
So Gedanken sind ein wackeliger Boden, auf dem man wandelt, wenn sie nicht tiefgründig und fundiert sind. Das merkt man ja immer wieder, wie sehr man andere Menschen mit einfachen Fragen und dahingeworfenen Sätzen, sogar Nebensätzen, verunsichern kann, wenn diese nicht in das jahrelang mühevoll aufgebaute Gedankenkonstrukt passen. Man denke nur an die kühne Behauptung, dass die Erde eine Kugel sei!
Wie auch immer, jetzt ist Elmer wieder putzmunter mit seinen Kunst- und Kulturprojekten befasst. Gott sei Dank! Und so haben wir anderen von diesem kurzzeitigen Weltuntergang nichts mitbekommen. Bleibt zu hoffen, dass es in diesem Fall die Gedankenübertragung bzw. Kraft der Gedanken, von der man viel Mystisches hört, nicht so richtig gibt. Man stelle sich vor, alle möglichen Menschen reduzieren zur selben Zeit gedanklich das Leben. Eigentlich … einen Versuch ist es wert! Ich werde das mal mit Elmer besprechen. Wenn nichts passiert, hat es nicht geklappt.
26/03/10