Ein Aufruf zu gutem Deutsch!

Der 8. September ist der deutschen Sprache gewidmet. Doch nicht nur die ist ein Exportschlager - auch deutsche Produkte, welche oft allzu gern kopiert werden. Dabei wird an mehr oder weniger kreativen Markennamen nicht gespart, wie unser Autor meint.

Tag der deutschen Sprache
Ein vermeintlich deutsches Küchenstudio in Almaty. | Foto: Autor

Am 8. September fand der Tag der deutschen Sprache statt. Dieser Tag möchte unter anderem Sprachbewusstsein schaffen, den unkritischen Gebrauch von Fremdwörtern und Anglizismen hinterfragen und eindämmen, oder auch den Sinn für die Ausdruckskraft der deutschen Sprache wecken. Dies sind edle Ziele, die es zu unterstützen gilt. Deshalb möchte auch ich mir zu diesem Anlass ein paar Gedanken zur deutschen Sprache machen.

Schnapsidee, Kummerspeck, Schadenfreude, Weltschmerz, Erklärungsnot oder Eselsbrücke, all diese herrlich schrulligen Wörter existieren nur im Deutschen. Der Versuch, meiner kasachischen Ehefrau Feierabend zu erklären, ist kläglich gescheitert. Auch Apfelschorle zum Beispiel erzeugt nur verwundertes Achselzucken, sowohl als Wort, als auch als herrlich erfrischendes Getränk. Aber man soll ja nicht gleich die Flinte ins Korn werfen! Deutsch ist toll, und dies sollte viel mehr geschätzt werden.

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Als studierter Slawist kann ich berichten, dass deutsche Wörter auch Bestandteil des Russischen sind. Als man am Zarenhof in Petersburg noch hauptsächlich Französisch sprach, brachten die von Katharina der Großen herbeigeholten deutschen Arbeiter ihr Vokabular mit ins Zarenreich. Buterbrod, Schlagbaum oder Landschaft gehören dazu. Überhaupt scheint hier eine merkwürdige Begeisterung für deutsche Wörter und vermeintlich deutsche Kultur und Tugenden vorzuherrschen. In Moskau gibt es das Bierlokal Frau Shnapsbir, in Wolgograd kann man im Bamberg einkehren, in Astana in der Kneipe Oktoberfest. In Wladikawkas befindet sich eine Bavaria-Bierbrauerei. Gleich bei mir um die Ecke, in Koktem, gibt es den Bierdeckel Pub. Ein Sammelsurium an Deutsch-Kuriositäten!

 Aber da bleibe ich dann doch lieber bei meinem altbewährten, kasachischen Schaschlikcafe. Dort übrigens habe ich mir letztens meine Gabel mal etwas genauer angesehen. Und auf dem billigen Pressaluminiumstück prangte doch tatsächlich die Inschrift: BergHOFF 1810 Germany. Ich war skeptisch, aber eine nicht allzu intensive Internetrecherche ergab, es handelt sich hierbei keinesfalls, wie suggeriert, um ein deutsches Traditionsunternehmen von 1810. Es ist eine russische Besteckfabrik mit Sitz in Moskau, gegründet 1994. Dieserart Etikettenschwindel ist hier nicht neu. Neben einem Salamander-Schuhgeschäft, das kein einziges Paar Salamander-Schuhe im Angebot hat, scheinen wohl auch Haushaltsgeräte und Küchen mit für das zentralasiatische Ohr deutsch klingenden Namen äußerst beliebt in der Käufergunst zu sein, wie das Küchenstudio Küchenbauer beweist.

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Die Markenpiraterie ist so alt die das Handwerk selbst. Dabei wurde wohl keine Marke so häufig und so plump gefälscht wie Adidas. Auch wenn die Milliardenmarke heute ein weltumspannendes Riesenunternehmen ist, angefangen hat alles als kleines Familienunternehmen im mittelfränkischen Herzogenaurach. Und der gute Adolf „Adi“ Dassler würde sich im Grabe herumdrehen, wüsste er, was die Chinesen, angeblich Meister der Fälschung, in seinem Namen auf die Basare des nahen und fernen Ostens werfen: von Abibas, Abidos, Ababis bis Aibaibas ist wohl jede mögliche Kombination dieser Buchstaben schon einmal auf ein minderwertiges T-Shirt gedruckt worden.

Aber der Drops ist noch nicht gelutscht! Ja, Deutsch ist toll! Und darauf sollten wir uns alle gerade jetzt wieder einmal besinnen. In Zeiten, in denen sich Menschen mit ihrer 140-Zeichen-Aufmerksamkeitsspanne auf das Land der Dichter und Denker berufen und den alten Goethe selbst nie gelesen haben. In Zeiten, in denen der angeblich mächtigste Mann der Welt die Lageberichte seiner Generäle nicht versteht und Weltpolitik via Twitter betreibt. Solche Typen verdienen nicht unseren Respekt. Menschen die den Wert und die Kraft des Wortes verstehen und in Ehre halten, Menschen, die Sprache als den Schlüssel zum Frieden verstehen und Menschen, die Freude am Umgang mit der überaus reichen und ausdrucksstarken deutschen Sprache haben, diese Menschen verdienen unseren Respekt! In diesem Sinne: Weg mit den Anglizismen! Weg mit Sprachpanscherei! Lest mal wieder ein Buch!

Philipp Dippl

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